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Eine Studie aus dem Hause Autonomous Research sorgte vergangene Woche auch bei den Aktien von UBS und Credit Suisse für ein kleineres Erdbeben. Und auch heute sind noch immer Nachbeben zu spüren. Die Studie enthält denn auch ziemlich brisante Informationen. So schätzen die Briten, dass den internationalen Grossbanken alleine im Devisenmanipulationsskandal mit Strafen und Vergleichszahlungen von bis zu 35 Milliarden Dollar rechnen müssen. Ganz oben auf der Liste steht die UBS. Alleine auf sie entfallen 8 dieser 35 Milliarden Dollar.

Doch es kommt noch dicker: Die Berufskollegen von Macquarie legen mit einer eigenen Studie nach und beziffern die Rechtskosten für alle Investmentbanken auf gut 135 Milliarden Dollar. Davon seien seit Anfang 2009 erst 19 Milliarden Dollar geflossen. Nach Abzug bereits getätigter Rückstellungen kämen über die nächsten zweieinhalb Jahre noch Rechtskosten von 42 Milliarden Dollar auf die europäischen Institute zu, was rund 11 Prozent des bereinigten Substanzwerts oder gut einem Drittel der in dieser Zeit zu erwartenden Gewinne entspreche.

Bei der UBS rechnen die Australier im Zusammenhang mit Manipulationen an den Devisenmärkten zwar «nur» mit einer Busse von 5 Milliarden Dollar. Darüber hinaus müsse sich die in Zürich und Basel beheimatete Grossbank allerdings auf zivilrechtliche Klagen einstellen. Über die nächsten zweieinhalb Jahre könnten so Kosten von 11,7 Milliarden Dollar auf die UBS zukommen, so die beiden Studienverfasser. Dennoch halten die Experten unbeirrt an ihren bisherigen Dividendenschätzungen fest. Das Kursziel wird auf 19,50 (21) Franken gesenkt und die Aktien werden mit «Outperform» zum Kauf empfohlen.

Auch bei den nur mit «Neutral» eingestuften Papieren der Credit Suisse krebsen die Studienverfasser beim Kursziel zurück. Neu lautet letzteres 28,50 (30) Franken. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken komme mit Rechtskosten von 5,1 Milliarden Dollar deutlich besser weg. Durch den Vergleich im Steuerstreit mit den USA schmelze die Kernkapitalquote (Tier 1) im laufenden zweiten Quartal allerdings auf 9,2 Prozent. Mit einer Erholung des Aktienkurses sei erst dann zu rechnen, wenn die Credit Suisse Massnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals ankündige.

Ziemlich negativ liest sich auch eine Sektorenstudie der Berenberg Bank. Der Druck der noch immer stolzen Verschuldung auf das Wirtschaftswachstum und damit auf die Zinsen werde noch immer unterschätzt. Viele ihrer Berufskollegen müssten noch einmal substanziell mit dem Rotstift über ihre zukünftigen Ertragsschätzungen gehen, so lassen die Studienverfasser durchblicken. Ausserdem machen die Experten bei den europäischen Banken einen Eigenkapitalbedarf von nicht weniger als 300 Milliarden Euro aus. Während die UBS aufgrund ihrer strategischen Abkehr vom Investment Banking in der Sektorenstudie gut wegkommt, schneidet die Credit Suisse ihrer eher dünnen Eigenkapitalbasis wegen schlecht ab.

Es ist ernüchternd wenn nicht gar frustrierend zu sehen, wie über die letzten Jahre laufend Aktionärswerte vernichtet worden sind. Und noch immer können die Banken keinen endgültigen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit ziehen. Um letztere bewältigen zu können müssen sie wohl noch einmal tief ins eigene Portemonnaie und in das ihrer Aktionäre greifen. Ich ziehe deshalb den Versicherungs- dem Bankensektor weiterhin und eindeutig vor.

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Wenn es am Schweizer Aktienmarkt eine Aktie der Stunde gibt, dann jene des Halbleiterherstellers AMS. Heute katapultiert eine Unternehmensstudie aus dem Hause Kepler Cheuvreux die Papiere auf einen neuen historischen Höchststand.

Ich habe denn auch lange keine so euphorisch gefasste Studie mehr zu sehen bekommen. Denn obschon die im Rahmen einer Wiedereinstufung mit einem Kursziel von 180 Franken zum Kauf empfohlenen Aktien seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent zugelegt haben, werden sie als unterschätzt, unterbewertet und zurückgeblieben bezeichnet.

Mit seinem weltweit führenden Sensorportfolio sei das Unternehmen in einem der heissesten, vielversprechendsten und am schnellsten wachsenden Bereich der Halbleiterindustrie tätig. Seine Wachstumsaussichten und sein Margensteigerungspotenzial würden vom Markt unterschätzt, so ist der Experte überzeugt.

Das kurzfristige Aufwärtspotenzial beziffert er auf mindestens 20 Prozent, auf lange Sicht hält er sogar eine knappe Verdoppelung des Börsenwerts für möglich – sofern AMS nicht vorher von einem Rivalen übernommen werde.

An dieser Stelle sei gesagt, dass der schon seit Jahren für Cheuvreux tätige Experte über einen eher mässigen Leistungsausweis verfügt. Vor wenigen Jahren sorgte er mit aufsehenerregend negativen Unternehmensstudien zu Firmen wie Kudelski, Logitech oder Temenos für Schlagzeilen. Der Experte verpasste es dann aber in allen drei Fällen, seine Verkaufsempfehlungen rechtzeitig zu überdenken.

Die vorliegende Unternehmensstudie freut mich zwar, zählen die Papiere von AMS doch zu meinen Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten. Allerdings zeichnet sich meines Erachtens eine vorübergehende Überhitzung ab, weshalb ich bis auf weiteres von einem Positionsauf- oder –ausbau abrate.