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Schärfere Gangart der US-Behörden im Steuerstreit, Milliardenbussen wegen der Manipulation von Referenzzinssätzen und Devisenkursen, strengere Eigenmittelvorschriften und darüber hinaus erst noch struktureller Margendruck aufgrund des wegfallenden Bankgeheimnisses. Nein, die Schweizer Banken und ihre Aktionäre sind derzeit wirklich nicht zu beneiden.

Die Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten zog die hiesigen Bankaktien besonders stark in Mitleidenschaft. Doch gerade diese scheint die Anlagekunden aus ihrer Lethargie geweckt zu haben.

Gemäss Erhebungen der MainFirst Bank haben die indexierten Transaktionsvolumen bei den Aktien im September gegenüber dem vorangegangenen Monat um 12 Prozent und gegenüber dem Vorjahr sogar um 21 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn errechnen die verantwortlichen Experten trotz Sommerflaute ein Plus von immerhin 6 Prozent.

Am Heimmarkt schwollen die Handelsaktivitäten den Statistiken der Schweizer Börse SIX zufolge im Vergleich zum August sogar um 26 Prozent und im Jahresvergleich um 29 Prozent an. Einzig bei den Strukturierten Produkten stagnierte das Handelsvolumen gegenüber der Vorjahresperiode.

Nicht vorenthalten möchte ich meinen Leserinnen und Lesern die Erhebungen der MainFirst Bank selber. Der von ihr berechnete Indikator für die Bruttomarge stieg im Vergleich zum Vormonat um 12 auf 77 Punkte und jener für die Kundenaktivitäten um 8 auf 70 Punkte. Beide Indikatoren liegen mittlerweile wieder auf dem Stand von vor einem Jahr.

Mir ist durchaus bewusst, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Auf einen überraschend starken September dürfte allerdings ein vermutlich noch stärkerer Oktober folgen. Einen solchen lassen zumindest die in den vergangenen Tagen beobachteten Handelsaktivitäten vermuten – sofern sich bis Ende Monat nicht wieder Lethargie breitmacht.

Vermutlich profitieren Julius Bär und Vontobel stärker von der Belebung als die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse. Erste Anhaltspunkte verspreche ich mir schon anlässlich der für morgen angesetzten Quartalsergebnispräsentation der Credit Suisse. Letzterer wird in angelsächsischen Analystenkreisen mittlerweile auch im Handel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen eine positive Überraschung zugetraut.

Ein Freifahrtschein zum Kauf hiesiger Bankaktien sind die angeschwollenen Handelsaktivitäten jedoch nicht, spricht doch noch immer nichts für eine längerfristige Belebung der Kundenaktivitäten. Und auch wenn, geniessen die Aktionäre und ihre Interessen keine allzu hohe Priorität.

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Der Mensch vergisst viel zu schnell. Vermutlich auch deshalb, weil er vergessen will. Nur so lässt sich erklären, weshalb die Finanzkrise längst kein Thema mehr ist, obschon das Finanzsystem erst vor wenigen Jahren nur haarscharf an einem Kollaps vorbeischrammte. Stummer Zeuge bleiben die aufgeblähten Bilanzen der Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen.

Auch in der Private Equity Industrie scheinen viele Unternehmen wieder zum "courant normal" übergegangen zu sein. Zumindest erhält man diesen Eindruck, wenn man sich den jüngsten Kommentar von Baader Helvea zum europäischen Chemiesektor einverleibt.

Im Kommentar bringt der Verfasser den gestiegenen Appetit der Finanzinvestoren zur Sprache. Dem Experten zufolge ging in der ersten Jahreshälfte bereits wieder ein Fünftel der Übernahmen im Chemiesektor auf ihr Konto. Zum einen deshalb, weil der Zugang zu günstigen Finanzierungsmöglichkeiten in den letzten fünf Jahren einfacher geworden sei. Zum anderen aber auch als Folge geringerer Eigenmittelanforderungen. Habe der Hebel vor wenigen Jahren noch das Drei- bis Fünffache der Eigenmittel betragen, so liege er mittlerweile beim Sechs- bis Siebenfachen.

Mit anderen Worten: Firmen wie Blackstone, Apollo, Kohlberg Kravis Roberts oder Bain Capital benötigen heute weniger als 20 Prozent Eigenmittel, um eine Firmenübernahme zu stemmen. International tätige Banken werfen diesen Unternehmen das Geld regelrecht hinterher.

Seit Mitte September wissen wir, dass auch die Credit Suisse in diesem Geschäft ihre Finger im Spiel hat. Gemäss einem damaligen Bericht des "Wall Street Journal" wurde die in Zürich beheimatete Grossbank von der US-Notenbank dafür abgemahnt, dass sie bei der Kreditvergabe für Firmenübernahmen zu hohe Risiken eingehe.

Den Statistiken von Dealogic zufolge hat die Credit Suisse im bisherigen Jahresverlauf für diesen Zweck bestimmte Kredite von gut 9 Milliarden Dollar gesprochen.

Allem Anschein nach treiben die historisch tiefen Zinsen und die von den Notenbanken erzeugte Liquiditätsschwemme nicht nur die Finanzinvestoren sondern auch ihre Banken in immer riskantere Geschäfte. Bleibt zu hoffen, dass sich die Geschichte in diesem Bereich des Finanzsystems nicht wiederholt.