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Die Aktionäre von Logitech haben Firmenchef Bracken Darrell einiges zu verdanken. Als Darrell beim Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne anheuerte, befand sich dieser gerade wieder einmal in einer hausgemachten Wachstumsflaute.

Allerdings war die Wachstumsflaute rasch überwunden. Und besser noch: Angeblich herrschte in den Räumen des Hauptsitzes in Lausanne ziemlich bald wieder Aufbruchstimmung, die man ansonsten nur bei einem Start-Up vermuten würde. Dementsprechend hoch war in den letzten Jahren denn auch das Wachstumstempo.

Wie der für die UBS tätige Analyst Joern Iffert nach einer Road-Show mit Firmenvertretern schreibt, hält er die zukünftigen Wachstumsaussichten gerade beim Computerspielzubehör sowie bei Video Collaboration für intakt. Auch auf die möglichen Folgen der Coronavirus-Pandemie in China angesprochen, gibt sich Iffert überraschend entspannt. Denn China ist bei Logitech bloss für 10 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich, und davon entfallen wiederum geschätzte 70 Prozent auf den Onlinevertrieb.

Nicht mehr ganz so wohl ist dem Analysten aus einem ganz anderen Grund: Zum einen nimmt der Unterhaltungselektronikhersteller in der Forschung und Entwicklung seines Erachtens zu wenig Geld in die Finger und zum anderen kritisiert er die zuletzt eher magere Ausbeute an kommerziell bedeutenden neuen Produkten. Beides könnte sich Iffert zufolge in den nächsten zwei bis drei Jahren rächen.

Für neue Bestmarken reichte es knapp nicht: Die Kursentwicklung der Logitech-Aktien über fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Unternehmen, die wie Logitech in einem hart umkämpften Wirtschaftszweig tätig sind und sich gegen übermächtige Rivalen wie Samsung oder Apple behaupten müssen, können es sich nicht leisten, am falschen Ort zu sparen. Selbst im Wissen um den enormen Erfolgsdruck, unter dem Darrell und seine Geschäftsleitungskollegen stehen, könnte es sich rächen, sollten sie die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit dem kurzfristigen Erfolg opfern. Hoffen wir deshalb, dass die mahnenden Worte des UBS-Analysten bis nach Lausanne zu hören sind.

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Das wohl wertvollste Gut eines Unternehmers ist die eigene Glaubwürdigkeit. Dessen dürfte sich auch Peter Spuhler bewusst gewesen sein, als er im April letzten Jahres die von ihm zur heutigen Bedeutung aufgebaute Stadler Rail an die Börse brachte. Seine Glaubwürdigkeit erhielt am Freitag allerdings erste Kratzer, verfehlte der Schienenfahrzeughersteller aus Bussnang die sich selbst gesteckten Ziele doch ziemlich deutlich. Es sind dieselben Ziele, mit denen sich die mit dem Börsengang betrauten Banken einst auf die Suche nach neuen Aktionären machten. Nur neun Monate später wissen wir nun: Randvolle Auftragsbücher sind das eine, diese in Geld umzumünzen etwas ganz anderes.

Die Börse kannte am Freitag kein Pardon und watschte die begehrten Aktien im frühen Handel mit einem Minus von bis zu 6 Prozent ab. Im weiteren Verlauf grenzten die Papiere die Verluste dann immer mehr ein und schlossen in unmittelbarer Nähe zu ihren Tageshöchstkursen.

Die Börse reagierte unterkühlt auf die provisorischen Jahreszahlen von Stadler Rail (Quelle: www.cash.ch)

Darf man Spekulationen Glauben schenken, dann verhinderte vor allem Spuhler selber Schlimmeres. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Firmenpatron bei seinem "Steckenpferd" als Käufer von Aktien in Erscheinung tritt. Bereits im September – damals wartete das Unternehmen mit durchwachsenen Halbjahreszahlen und einer überraschenden Reduktion der Margenvorgaben auf - nutzte er die Gunst der Stunde und griff beherzt zu.

Stadler Rail ist und bleibt ein Vorzeigeunternehmen. Die randvollen Auftragsbücher versprechen wachstumsreiche Jahre. Was es heisst, die Produktion derart kräftig hochzufahren, wurde von allen Beteiligten wohl schlichtweg unterschätzt. Diese Problematik dürfte den Schienenfahrzeughersteller aus Bussnang vermutlich noch eine ganze Weile begleiten...

 

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