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Anfang Dezember wurden die Anleger einmal mehr auf eine harte Probe gestellt: Eine Ausverkaufswelle sorgte dafür, dass der viel beachtete Stoxx Europe 600 Index innerhalb von gerademal sechs Handelstagen knapp 10 Prozent einbüsste. Wie schon zwei Monate zuvor liess die Erholung allerdings auch diesmal nicht lange auf sich warten. Dank einer Mischung aus Gelegenheits- und Deckungskäufen machte das Börsenbarometer die Kursscharte umgehend wieder wett.

Darf man den Aktienstrategen der Citigroup Glauben schenken, dann sollten sich die Aktienanleger in Europa an Rückschläge wie jenen vom letzten Monat gewöhnen. Die Aktienhausse sei in eine späte und von Stimmungsschwankungen geprägte Phase übergegangen. Für gewöhnlich werde diese von steigenden Zinsdifferenzen und starken Kursausschlägen begleitet, so die Experten.

Ihre Schlüsselbotschaft an die eigene Anlagekundschaft: Nur noch in Rückschläge und nicht mehr länger in steigende Märkte hinein Aktien kaufen.

Noch sei die Ausverkaufswelle vom Dezember nicht ausgestanden. Das lasse zumindest die noch immer recht unterschiedliche Entwicklung quer durch das amerikanische Aktienuniversum vermuten, genauso wie die nur geringe Korrelation zwischen den einzelnen Schwellenländerbörsen.

Dennoch finden die Aktienstrategen auch beruhigende Worte. Für ein Ende der Aktienhausse bedürfe es einer weltweiten Rezession und rückläufigen Unternehmensgewinnen. Mit dem Einen oder dem Anderen rechnen die Experten frühestens in 12 bis 18 Monaten.

Der Rückschlag der vergangenen Wochen nehme schon heute eine Stagnation bei den Unternehmensgewinnen vorweg. Von den bankeigenen Schätzungen lasse sich im laufenden Jahr ein Gewinnwachstum von 8 bis 10 Prozent ableiten.

Der Schweizer Aktienmarkt hat sich über die letzten Wochen deutlich besser als andere europäische Börsen entwickelt. Vermutlich auch deshalb, weil der Ölpreiskollaps hierzulande nicht nur wenige sondern auch vorwiegend kleinere Unternehmen trifft.

In falscher Sicherheit dürfen wir uns dennoch nicht wiegen. Denn die beiden Schweizer Grossbanken mischen auch im Geschäft mit Konsortialkrediten für Öl- und Gasprojekte mit. Ausserdem ist der Ölpreiszerfall eine weitere Belastungsprobe für die Schwellenländer. Für viele unserer Vorzeigeunternehmen waren diese in den letzten Jahren ein zuverlässiger und nicht versiegen wollender Wachstumsquell. Doch ein hoher Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern wird mit Blick auf die Zukunft immer mehr zum Bumerang.

Schon im Oktober berichtete ich von grossen ausserbörslichen Blocktransaktionen in defensiven Standardwerten wie Nestlé, Roche und Novartis. Dasselbe Phänomen war auch in den Rückschlag von Anfang Dezember hinein zu beobachten.

Damals vermutete ich die Käufer dieser gewaltigen Aktienpakete im angelsächsischen Raum. Mittlerweile habe ich jedoch eine neue Theorie: Es sind die Japaner.

Im Oktober kündigte die grösste staatliche Pensionskasse in Japan eine Verdoppelung des Anteils in- und ausländischer Aktien auf 50 Prozent an. Alleine schon das Anlagevermögen von umgerechnet 1100 Milliarden Franken macht deutlich, von welcher Tragweite dieser Entscheid für die Aktienmärkte gewesen sein dürfte.

Denn wer die japanische Mentalität kennt, weiss, dass auf diese Worte unmittelbar Taten folgten. Diese Neuausrichtung der Vermögenswerte würde übrigens auch erklären, weshalb die Aktien vieler grosskapitalisierter Unternehmen in den letzten Wochen deutlich besser abgeschnitten haben als jene kleinerer und mittelgrosser Firmen. Doch was, wenn diese Aktienkäufe bald einmal abgeschlossen sind?

Ich bleibe jedenfalls bei meiner Meinung: Über die kommenden 12 Monate steht für Aktienanleger ganz klar der Kapitalerhalt im Vordergrund.

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Die Namenaktien von Actelion wissen sich auch am ersten Handelstag des neuen Jahres in Szene zu setzen. Eine Sektorenstudie aus dem Hause J.P. Morgan weckt einmal mehr Übernahmespekulationen und zündet beim letztjährigen Gewinner unter den SMI-Gesellschaften ein kleineres Kursfeuerwerk.

Die Studienverfasser rechnen im Jahresverlauf zwar mit einer Verlangsamung der Übernahme- und Fusionstätigkeit. Nicht so allerdings bei den kleineren und mittelgrossen europäischen Pharmaunternehmen, verlagere sich das Interesse doch zunehmend auf ergänzende Übernahmen.

Als wahrscheinlichste Ziele nennen die Experten neben Shire auch Actelion und als mögliche Käufer müssen Sanofi und AstraZeneca herhalten.

Dank Fortschritten bei Schlüsselmedikamenten wie Opsumit erfuhr Actelion alleine im letzten Jahr eine grundlegende Neubeurteilung und –bewertung. Letztere lässt eine Übernahmeofferte für den Allschwiler Biotechnologiekonzern eher unwahrscheinlich erscheinen.

Das heutige Kursfeuerwerk dürfte nicht zuletzt auch in Verbindung mit einer Aufnahme auf die "Top 10 European Ideas" von Merrill Lynch für das laufende erste Quartal stehen. Ein Blick auf die derivatseitigen Handelsaktivitäten verrät mir: Es wird nicht so heiss gegessen wie gekocht.