Dem amerikanischen Aktienmarkt gelang ein beeindruckender Jahresauftakt. Gemessen am S&P-500-Index trennen ihn nur noch wenige Prozentpunkte vom im Spätsommer des Jahres 2007 erreichten Rekordstand.

Interessant ist, dass die nach dem Kompromiss im Streit um den US-Staatshaushalt beobachtete Hausse von einem gewaltigen Kapitalzufluss in die Aktienfonds begleitet wurde. Alleine in der ersten vollständigen Handelswoche wurden in Übersee nicht weniger als 18,3 Milliarden Dollar netto in Aktienfonds angelegt. Noch nie seit der Erhebung von Fondsstatistiken war die Investorennachfrage grösser als Anfang dieses Jahres.

Ich erachte die jüngsten Beobachtungen als ermutigend. Allerdings geht für mich eines nicht ganz auf: Trotz einem rekordhohen Kapitalzufluss in die Aktienfonds sind die Handelsvolumina an der Wall Street noch nicht wieder angeschwollen. Diese Entwicklung verfolge ich eher mit Sorge. Und auch das Put/Call-Ratio, die optimistische Investorenstimmung und die höchste Fremdkapitalaufnahme für Aktieninvestments seit Anfang 2008 deuten am amerikanischen Aktienmarkt zumindest kurzfristig auf eine sich anbahnende Übertreibung hin. Ich rate deshalb davon ab, in Euphorie zu verfallen.

Morgen Mittwoch stehen in Übersee die nächsten Fondsstatistiken zur Veröffentlichung an. Ich für meinen Teil bin gespannt, ob der in der ersten Woche dieses Jahres beobachtete Kapitalzufluss weiter andauert.

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Schon seit Wochen befinden sich die Aktionäre von Logitech in einem Wechselbad der Gefühle. Zwar geht das Gespann bestehend aus Verwaltungsratspräsident Guerrino De Luca und CEO Bracken Darrell die hausgemachten Probleme pro aktiv an. Allerdings häufen sich die Anhaltspunkte dafür, dass das für die Westschweizer wichtige Weihnachtsgeschäft für Enttäuschung sorgen könnte.

Zu denken geben vor allem die am Freitagnachmittag von IDC veröffentlichten PC-Absatzstatistiken. Im zurückliegenden vierten Quartal wurden weltweit 89,8 Millionen Geräte verkauft, was im Jahresvergleich einem Rückgang um 6,4 Prozent entspricht. Damit wurden die bei einem Rückgang von 4,4 Prozent liegenden Schätzungen des Beratungsunternehmens klar verfehlt. Gleichzeitig sagen die Experten der Industrie für die ersten drei Monate dieses Jahres einen vergleichbaren Absatzrückgang vorher.

Bestätigt wird der Trend durch die heute vom Mitbewerber Gartner veröffentlichten Statistiken. Das Beratungsunternehmen kommt für das vergangene Quartal zwar auf einen PC-Absatz von 90,3 Millionen Geräten. Gegenüber der letztjährigen Erhebung errechnet es aber dennoch ein sattes Minus von 4,9 Prozent. Dieser Rückgang gehe über die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinaus, so vermuten die verantwortlichen Experten. Die Einführung von Tablet-PCs hätten das Wettbewerbsumfeld für die Industrie grundlegend verändert.

Die Absatzstatistiken von IDC und Gartner bestätigen, dass sich die Kanibalisierung von PCs durch Smartphones und Tablet-PCs im Weihnachtsgeschäft ungebremst fortgesetzt hat. Dieser Trend trifft Logitech schon seit geraumer Zeit im Kerngeschäft mit PC-Peripheriegeräten. In diese Richtung geht übrigens auch der von der US-Unterhaltungselektronikkette Best Buy abgegebene Zwischenbericht, welcher auf einen generell schwachen Monat Dezember hindeutet.

Ich befürchte deshalb, dass den Westschweizern eine weitere Ergebnisenttäuschung ins Haus steht. Eine solche liesse sich vermutlich nur mit deutlichen Fortschritten auf der Kostenseite abwenden. Über die kommenden Tage werden viele Analysten ihre Schätzungen wohl oder übel mit negativen Vorzeichen überarbeiten müssen.

Den Anfang macht heute die Credit Suisse. In einer Unternehmensstudie stuft der Verfasser die Aktien von Logitech von «Neutral» auf «Unterperform» zurück. Nach einer massiven Abwärtsrevision seiner Gewinnschätzungen für die Jahre 2013/14 und 2014/15 liegen die neuen Annahmen des Experten für die beiden Jahre um 26 und 31 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen des Marktes. Dies spiegelt sich auch im neu 5,50 (7,50) Franken lautenden 12-Monats-Kursziel wieder.

Die leidgeplagten Aktionäre von Logitech können auf den 24. Januar hoffen. Dann könnten die Westschweizer eine einschneidende Neuausrichtung des Unternehmens bekannt geben, was vom Markt mit ziemlicher Sicherheit begrüsst und mit kursseitigen Vorschusslorbeeren belohnt würde. Selbst den Firmenverantwortlichen dürfte mittlerweile bewusst sein, dass Kosteneinsparungen alleine nicht ausreichen.

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Bei den Namenaktien von ABB wird mir heute von auffälligen Kaufaufträgen aus dem Ausland berichtet. Letztere stehen vermutlich im Zusammenhang mit einer Studie von Nomura zum europäischen Investitionsgütersektor. In der Studie wird die Angst vor negativen Auswirkungen der fiskalpolitischen Klippe in den USA als übertrieben beurteilt.

Die verantwortlichen Experten rechnen damit, dass die ertragsseitige Talsohle im Laufe des Jahres durchschritten wird und trauen der Branche über die kommenden 12 Monate ein Aufwärtspotenzial von 20 Prozent zu.

Obschon die Papiere von ABB nicht zu den Favoriten gezählt werden, hilft ihnen die Sektorstudie heute trotzdem. Denn wie sagt man im Berufshandel so schön: Die Flut hebt alle Boote.