Das gestern von Novartis für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlichte Ergebnis lag zwar am oberen Ende der Markterwartungen. Und obschon die firmeneigenen Prognosen für das laufende Jahr leicht enttäuschten, fielen jene für die beiden Folgejahre ziemlich ermutigend aus.

Es war allerdings der überraschende Rücktritt von Daniel Vasella aus dem Verwaltungsrat, welcher von den Marktteilnehmern frenetisch als ein Befreiungsschlag gefeiert wurde und den Namenaktien ein Kursfeuerwerk bescherte.

Die Strategie von Novartis trug bis zuletzt unweigerlich die Handschrift Vasellas. Dies selbst nach seinem Rückzug auf die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten im Frühjahr vor drei Jahren. Unter Vasella machte der Basler Pharmakonzern vor allem mit seiner aggressiven Akquisitionspolitik und mit mehreren Grossübernahmen Schlagzeilen. Die Interessen der Aktionäre spielten dabei oft eine untergeordnete Rolle.

Unter dem Nachfolger Vasellas dürfte bei Novartis in Zukunft allerdings einiges anders werden, konnte mit Joerg Reinhardt doch jemand mit guten Branchenkenntnissen und einem soliden Leistungsausweis verpflichtet werden. Im Kontakt mit Analysten zeigt man sich mir gegenüber sogar beeindruckt vom Leistungsausweis Reinhardts beim bisherigen Arbeitgeber Bayer.

Die Chancen stehen gut, dass Novartis unter dem Nachfolger Vasellas in Zukunft einen aktionärsfreundlicheren Kurs verfolgt. Unter Reinhardt könnte neben einem mehrjährigen Aktienrückkaufprogramm auch ein Verkauf des am Platzrivalen Roche gehaltenen Aktienpakets sowie weitere Bereinigungen der Firmenstruktur ein Thema werden.

In einer Unternehmensstudie schreibt der für die Citigroup tätige Verfasser, dass er sich eine Verschmelzung des eher mässig arbeitenden Impfstoffbereichs mit dem Pharmabereich wünsche. Ausserdem sei das Geschäft mit Tiermedizin auf längere Sicht ein Kandidat für einen Verkauf.

In Erwartung einer aktionärsfreundlicheren Haltung, in Zukunft höheren Umsätzen mit den Medikamenten gegen akutes Herzversagen und einer geringeren Wettbewerbsintensität bei den Leukämiepräparaten stuft der Experte die Aktien von Novartis von «Neutral» auf «Buy» hoch. Gleichzeitig werden die Papiere auf die «Focus List Europe» gesetzt. Nach einer Aufwärtsrevision der Gewinnschätzungen für die Jahre bis 2016 lautet das Kursziel neu 72 (57) Franken.

Wenn ich die bis Ende 2015 kommunizierten firmeneigenen Prognosen richtig deute, dann wird Novartis die Talsohle beim Wachstum noch im laufenden Jahr durchschreiten. Man sollte nicht vergessen, dass der Grundstein hierfür unter Daniel Vasella gelegt wurde. Darüber hinaus hat die Wahrscheinlichkeit eines gewinnverdichtenden über mehrere Jahre laufenden Aktienrückkaufprogramms zugenommen. Nicht nur für die Aktionäre sondern auch für alle anderen Anspruchsgruppen des Unternehmens erhoffe ich mir, dass die seit nunmehr 15 Jahren andauernde Kursflaute bei Novartis mit dem gestrigen Tag ausgestanden ist.

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Die Namenaktien von Sonova konnten in den letzten Wochen nicht mit dem Gesamtmarkt schritthalten. Im Berufshandel äussert man mir gegenüber Erstaunen, gehört der in Stäfa niedergelassene Hörgerätehersteller hierzulande doch zu den grossen Gewinnern des zuletzt schwächeren Frankens.

In einer Unternehmensstudie schlägt heute der für Morgan Stanley tätige Verfasser denn auch vehement verteidigende Töne für die mit «Overweight» und einem Kursziel von 115 Franken empfohlenen Papiere an. Der Experte rechnet mit einer Wachstumsbeschleunigung. Zumindest seien die Rückmeldungen für die beiden neuen Produktlinien Bolero und Virto sehr ermutigend. Auch für das Geschäft mit Hörimplantaten gibt sich der Experte zuversichtlich und sagt Sonova in diesem Bereich Marktanteilsgewinne vorher.

Meines Erachtens verfügen die Aktien von Sonova über Aufholpotenzial, sollte sich der Franken weiter abschwächen. Der Wettbewerb in den Absatzmärkten hat sich in den letzten Monaten zwar intensiviert. Dennoch winken dem einstigen Börsenliebling in Zukunft wieder höhere Wachstumsraten und weitere Margenverbesserungen.

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Was für die Banken der Libor-Skandal, könnten für die Versicherungsindustrie die in Grossbritannien laut werdenden Manipulationsvorwürfe werden. Die britische Finanzmarktaufsicht FSA hat die im vergangenen Herbst eingeleitete Untersuchung auf weitere Unternehmen ausgeweitet. Letzteren wird bei der Preisgestaltung von Hypothekentilgungs- und Ratenschutzversicherungen systematische Manipulation vorgeworfen.

Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Darauf deutet zumindest die jüngste Ausweitung der in Grossbritannien laufenden Untersuchung hin. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen den betroffenen Unternehmen neben empfindlichen Bussen auch umfassende Schadenersatzforderungen.

Noch ist unklar, ob auch Schweizer Unternehmen in die Untersuchung involviert sind. Aus London trafen zuletzt Marktgerüchte ein, wonach auch Swiss Re und Zurich Insurance Group ins Visier der britischen Finanzmarktaufsicht geraten seien. Bei Swiss Re dementierte man diese Gerüchte mir gegenüber auf Anfrage. Von der Zurich Insurance Group liegt mir zur Stunde noch keine Rückmeldung vor.

Ich für meinen Teil werde die weiteren Entwicklungen rund um die Manipulationsvorwürfe jedenfalls genauestens im Auge behalten. Für die involvierten Unternehmen gilt allerdings bis auf weiteres: Im Zweifel für den Angeklagten.