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An vier von fünf Handelstagen ist das Börsengeschehen nichts weiter als trockene Materie. Dann sind da noch die spekulationsgetriebenen Tage. Sie geben dem Ganzen die Würze.

Nicht selten fallen Börsenspekulationen - wie heute - auf einen Freitag. Im Fachjargon spricht man deshalb auch gerne von einem "Freitags-Gerücht". Erfahrungsgemäss haben solche Spekulationen selten einen hohen Wahrheitsgehalt.

So überrascht es nicht, dass beim Luftfrachtspezialisten Panalpina gerüchteweise von einem bevorstehenden Verkauf an einen oder einen Zusammenschluss mit einem Rivalen zu hören ist. Aufgrund der von Gewinnwarnungen und Ergebnisenttäuschungen geprägten Firmengeschichte fragt man sich schon eine ganze Weile, wann den beiden langjährigen Grossaktionären Cevian Capital und Artisan Partners endlich der Geduldfaden platzt. Gemeinsam bringen die beiden Finanzinvestoren gut 22 Prozent der Stimmen auf die Waage. Das letzte Wort hätte in jedem Fall die Ernst Göhner Stiftung mit ihrem 46-Prozent-Paket.

Auffälliges Kaufinteresse in den Panalpina-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Mit Roche steht heute ein zweites Unternehmen aus Basel im Zentrum von Börsenspekulationen. Dem Basler Pharma- und Diagnostikkonzern wird entweder eine grosszügige Sonderdividende oder ein Erwerb des vom Platzrivalen Novartis gehaltenen Aktienpakets zugetraut. Letzteres könnte gar eine längst überfällige Vereinfachung der antiquirierten Kapitalstruktur nach sich ziehen.

Hintergrund dieser Gerüchte ist die Tatsache, dass Roche in Kürze das sich selber auferlegte Verschuldungsziel erreichen wird. Ab dann könnten auch milliardenschwere Grossübernahmen wieder ein Thema werden, darf man einem Kommentar der amerikanischen Investmentbank Jefferies Glauben schenken.

Und dann wären da noch Berichte, wonach die Vorbestellungen für die beiden der Weltöffentlichkeit erst vor gut einer Woche präsentierten iPhone-8-Modelle von Apple bisweilen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien.

Das wiederum hätte auch Auswirkungen auf den hiesigen Zulieferer AMS. Stärker als die Absatzentwicklung des iPhone 8 fällt jedoch der Verkaufsstart des teuren Jubiläumsmodells iPhone X in wenigen Wochen ins Gewicht. In dieses Modell dürften so viele Komponenten des Sensorenherstellers aus Unterpremstätten verbaut sein wie noch nie zuvor.

Mal schauen, ob das iPhone X das Blatt für das amerikanische Kultunternehmen Apple und seine Zulieferer noch zu wenden vermag...

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Wenn in wenigen Stunden das Flugzeug von Bern-Belpmoos in Richtung Larnaca abhebt, weiss ich aus früheren Jahren, dass der Flug rund zwei Stunden nach Start etwas ruppiger wird. Für gewöhnlich warnt der Pilot dann vor Turbulenzen und lässt das Anschnall-Zeichen aufleuchten.

Turbulent könnte es während meiner ferienbedingten Abwesenheit auch für die Aktionäre von Nestlé werden. Denn am kommenden Dienstag lädt der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey zum diesjährigen Investorentag nach London.

Die Vertreter von Third Point dürften schon am Vorabend aus New York anreisen. Erst Ende Juni wurde bekannt, dass der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen bekannte Hedgefonds kurz zuvor mit 1,3 Prozent beim Westschweizer Traditionsunternehmen eingestiegen war.

Gefahr für die schwerste Aktie aus dem Swiss Market Index (SMI) geht in diesen Tagen allerdings nicht von Third Point, sondern vielmehr von (zu)  hohen Erwartungen der Finanzmärkte an die Adresse von Nestlé aus.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktien über die letzten 10 Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Unter Mark Schneider hat der Nahrungsmittelkonzern zwar bereits ein 20 Milliarden Franken schweres und über drei Jahre laufendes Aktienrückkaufprogramm ins Leben gerufen. Und als ob das nicht schon genug wäre, steht ausserdem das amerikanische Süsswarengeschäft auf dem Prüfstand. Ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen.

Diese Eingeständnisse kommen den Forderungen aus dem Aktionariat jedoch nur auf halbem Wege entgegen. Ein Verkauf des L'Oreal-Pakets scheint vorerst nicht auf der Agenda zu stehen.

Auch wenn ein alter Hase wie Schneider sich dessen bewusst sein dürfte, muss er kommenden Dienstag etwas Grosses aus dem Hut zaubern, sofern er den Erwartungen - eine strategische Neuausrichtung, ambitionierte neue Mittelfristziele oder gar eine Ausschüttung der an L'Oreal gehaltenen Aktien als Sachdividende - gerecht werden will.

Anleger, welche sich bei Nestlé vor einem kursseitigen Luftloch fürchten, sollten ihre Aktien im Vorfeld des Investorentages über den Put-Warrant NESCAZ (Valorennummer 32902965) absichern. So sieht jedenfalls mein Vorgehen bei den Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2017 aus.

Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle erfolgreiche zwei Wochen. Die nächste Kolumne erscheint ferienbedingt am Montag, den 8. Oktober 2017, wie gewohnt um 12.30 Uhr.

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