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Am gestrigen Dienstagnachmittag spielten sich bei den Aktien von Meyer Burger teils dramatische Szenen ab. Nach einem Vorstoss in die Nähe von 53 Rappen, fielen die Papiere des Solarunternehmens aus dem bernischen Gwatt innerhalb weniger Minuten – von regen Handelsaktivitäten begleitet – auf 46 Rappen zurück. Im weiteren Handelsverlauf konnten die Kursverluste dann eingegrenzt werden.

Angeblich hatte ein bedeutender Aktionär die zuletzt starke Kursentwicklung zum Anlass genommen, um nach dem langen Wochenende ein sogenanntes Rebalancing durchzuführen. Das wird mir zumindest aus zwei unterschiedlichen Ecken berichtet. Der Anteil der Meyer-Burger-Position am Gesamtvermögen wurde wohl zu gross, schnitten viele andere Aktien aus der Solarindustrie in den vergangenen Wochen und Monaten doch deutlich schlechter ab.

Eigentlich kommen hierfür nur Grossaktionäre in Frage, etwa der Teutonia Opportunity FundSentis Capital oder der Fondsanbieter Invesco mit seinem börsengehandelten Solarfonds. Wenn ich müsste, würde ich wohl auf einen der beiden letzteren tippen.

Keine 24 Stunde später verleiht Mirabaud Securities den Aktien von Meyer Burger mit einer Kurszielerhöhung wieder etwas Rückenwind. Analyst Daniel König veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 70 (zuvor 60) Rappen, wofür er nach den jüngst erreichten Meilensteinen tiefere durchschnittlich gewichtete Kapitalkosten in sein Bewertungsmodell einfliessen lässt. An der "Buy" lautenden Kaufempfehlung ändert sich erwartungsgemäss nichts.

Delle im Kursverlauf der Meyer-Burger-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Der Zeitpunkt für diesen Schritt scheint mir im Wissen um das angebliche Rebalancing klug gewählt – selbst wenn ich eine weitere Abgabewelle aus Übersee nicht ausschliessen möchte.

Schwer zu sagen, ob der für die Credit Suisse tätige Gegenspieler Patrick Laager in der Kurszielerhöhung nun einen Tritt ans eigene Schienbein sieht oder nicht. Auch weiss ich nicht, ob das vom Absender so gewollt war. Laager selber hält noch immer mit "Underperform" und einem Kursziel von gerade mal 30 Rappen dagegen. Vermutlich bedarf es mehr als bloss einer technischen Anpassung im Bewertungsmodell des Berufskollegen bei Mirabaud Securities, um ihn in die Knie zu zwingen.

Allerdings sind da noch die Leerverkäufer. Schätzungen aus dem Handel zufolge setzen sie bei Meyer Burger mittlerweile mit mehr als 9 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse.

Sollten die Kurse allen Unkenrufen zum Trotz steigen, nimmt der Leidensdruck zu – sowohl bei den Leerverkäufern, als auch beim Credit-Suisse-Analysten. Mal schauen, ab wann der Leidensdruck zu gross wird...

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In den letzten Tagen trennte sich beim Dentalimplantatehersteller Straumann ein namentlich nicht bekannter Verwaltungsrat von insgesamt 18'000 Aktien im Gesamtwert von rund 25 Millionen Franken. Das geht zumindest aus Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX hervor.

Wie ein Blick auf den aktuellen Geschäftsbericht verrät, kommen eigentlich nur zwei Verwaltungsräte in Frage: Verwaltungsratspräsident Gilbert Achermann oder Ankeraktionär Thomas Straumann.

Welcher dieser beiden Herren sich auch immer von Teilen seines Aktienpakets trennte – man kann es ihm nicht verübeln. Schliesslich errechnet sich bei den Aktien des Vorzeigeunternehmens aus Basel nach den Rekorden der letzten Tage alleine seit Jahresbeginn ein geradezu beeindruckendes Plus von fast 40 Prozent.

Beeindruckender Höhenflug der Straumann-Aktien über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Der SIX werden übrigens nicht zum ersten Mal Titelverkäufe in Millionenhöhe gemeldet. Zwischen dem 23. und dem 31. März dieses Jahres trennten sich ein oder mehrere Verwaltungsräte von etwas mehr als 73'200 Aktien und lösten gesamthaft fast 85 Millionen Franken.

Ich schrieb in diesem Zusammenhang:

Damals wie heute dürfte Thomas Straumann hinter dem mysteriösen Abgeber stecken. Und gleich noch etwas ähnelt den Titelverkäufen von damals: Auch die jetzigen werden vom Markt regelrecht "aufgesogen".

 

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