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Als der Nahrungsmittelkonzern Nestlé im Frühsommer ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 20 Milliarden Franken ankündigte, machte er unmissverständlich klar, dass er dieses langsam angehen werde. Man wolle genügend Geld für mögliche Firmenübernahmen freihalten, so liess man weiter durchblicken.

Und tatsächlich gab das Traditionsunternehmen aus Vevey seit damals mehrere ergänzende Zukäufe bekannt. Vorläufiger Höhepunkt bildete vor wenigen Tagen die Übernahme der kanadischen Atrium Innovation für umgerechnet 2,3 Milliarden Franken.

Parallel dazu kaufte Nestlé kräftig eigene Aktien zurück - getreu der Direktive: Das eine tun und das andere nicht lassen.

Mit eindrücklichen Hochrechnungen wartet in diesem Zusammenhang der für Goldman Sachs tätige Mitch Collett auf. Nach einem eher gemächlichen Auftakt erwarb der Nahrungsmittelkonzern zuletzt eigene Aktien für fast 60 Millionen Franken am Tag. Bei dieser Geschwindigkeit wäre das auf drei Jahre ausgelegte Aktienrückkaufprogramm bereits Ende nächsten Jahres vorzeitig vollzogen.

Für den Analysten gibt es deshalb nur zwei Möglichkeiten: Nestlé schliesst das Rückkaufprogramm früher als ursprünglich geplant ab oder kauft bei gleichbleibender Geschwindigkeit bis zum Laufzeitende nicht für 20, sondern gar für 40 Milliarden Franken eigene Aktien zurück.

Die Nestlé-Aktie flirtet mit den Höchstständen. (Quelle: www.cash.ch)

In beiden Fällen müssten die meisten Analysten grundlegend über die Bücher.

Dass Nestlé beim Aktienrückkaufprogramm einen Gang höher schaltet, könnte noch etwas anderes bedeuten: Schon seit Wochen wird den Waadtländern ein Interesse am zum Verkauf stehenden Geschäft des deutschen Pharmakonzerns Merck mit nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten nachgesagt.

Potenzielle Käufer haben bis Freitag Zeit, eine erste Offerte einzureichen. Nestlé könnte diese Frist - entgegen den anders lautenden Erwartungen - verstreichen lassen.

Denn wie zu hören ist, hofft Merck auf einen Verkaufserlös von umgerechnet 6 Milliarden Franken. In Branchenkreisen werden hingegen schon 4,5 Milliarden Franken als ambitioniert angesehen.

Bei seinem früheren Arbeitgeber, dem deutschen Gesundheitskonzern Fresenius, machte sich Nestlé-Chef Mark Schneider mit einer aggressiven, aber sehr erfolgreichen Übernahmepolitik einen Namen. Von Erfolg gekrönt war die Übernahmepolitik rückblickend vor allem deshalb, weil Schneider eine hohe Disziplin an den Tag legte und nicht jeden Preis zu zahlen bereit war.

Dasselbe dürfte nun auch bei Nestlé der Fall sein...

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Alleine schon die Tatsache, dass es nur gerade zwei Aktien aus der Schweiz auf die 40 Titel starke Liste europäischer Schlüsselempfehlungen der UBS für 2018 schafften, ist ziemlich zermürbend. Doch als ob das nicht schon genug wäre, handelt es sich bei beiden Aktien auch gleich noch um Verkaufsempfehlungen.

Beim Chemiehersteller Ems-Chemie hegen die Analysten der Schweizer Grossbank Zweifel an der Nachhaltigkeit der überdurchschnittlich hohen Margen. Sie befürchten deshalb eine Margenerosion und stufen die bei Anlegern beliebten Valoren mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von 470 Franken ein. Vom Schlussstand vom Freitag aus betrachtet entspricht das einem Abwärtspotenzial von knapp 28 Prozent.

Die Ems-Chemie-Aktien (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jenen von Barry Callebaut (rot). (Quelle: www.cash.ch)

Die Aktien von Barry Callebaut werden hingegen in Erwartung einer baldigen Wachstumsverlangsamung und der dadurch zu ambitionierten Markterwartungen zum Verkauf empfohlen. Vom 1250 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel leitet sich beim Schokoladeproduzenten gar ein Rückschlagspotenzial von 32 Prozent ab.

Eines haben diese Unternehmen gemeinsam: Beide erfuhren in den letzten Jahren an der Börse eine grundlegende Neubeurteilung und -bewertung und weisen mittlerweile ein dreimal so hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wie in der Vergangenheit auf.

Damit befinden sich Ems-Chemie und Barry Callebaut allerdings in bester Gesellschaft, wie die rekordhohe Bewertung hiesiger Nebenwerte verrät.
 

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