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Der Schweizer Aktienmarkt ist nicht zu bremsen: Am Freitagabend ging der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) nicht nur auf den Tageshöchstständen, sondern auch gleich auf einem neuen Rekordhoch aus dem Handel.

Das hielt die Leerverkäufer in New York zuletzt allerdings nicht davon ab, ihre Wetten gegen die dort gehandelten Aktien von Grossunternehmen aus der Schweiz kräftig zu erhöhen.

Wie die Statistiken der New York Stock Exchange verraten, wird bei Roche mit nicht weniger als 1,76 Millionen American Deposit Receipts auf rückläufige Kurse spekuliert. Das sind 64 Prozent mehr als noch vor zwei Wochen.

Seit der Veröffentlichung der Neunmonatsumsatzzahlen bietet der traditionsreiche Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel denn auch Angriffsfläche. Die Marktanteilsverluste des Brustkrebsmedikaments Rituxan in Europa an günstigere Nachahmerpräparate lassen jedenfalls hellhörig werden. In den nächsten Jahren verlieren neben Rituxan weitere Schlüsselmedikamente den Patentschutz. Ob Roche die verlorengehenden Umsätze mit jüngeren Präparaten aufzufangen vermag, muss sich zeigen.

Auch gegen die Platzrivalin Novartis laufen in New York vermehrt wieder Wetten. In den vergangenen zwei Wochen schwollen letztere immerhin um 22 Prozent auf 1,94 Millionen Titel an.

Genussscheine von Roche (rot) im Einjahresvergleich mit den Novartis-Aktien (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Ein Börsengang der amerikanischen Tochter Alcon ist frühestens in knapp zwei Jahren zu erwarten. Dass damit erst einmal ein wichtiger Kurstreiber wegfällt, dürfte auch den amerikanischen Leerverkäufern sehr wohl bewusst sein.

Mehr oder weniger im Gleichschritt bewegen sich die Erhebungen für die beiden Schweizer Grossbanken. Bei der Credit Suisse wuchs die Anzahl leerverkaufter American Deposit Receipts um 7 Prozent auf 5,6 Millionen Titel, bei der UBS um 6 Prozent auf 4,63 Millionen Titel.

Erst am Donnerstag zündete ein solider Zahlenkranz bei den Aktien der Credit Suisse ein Kursfeuerwerk. Angeblich seien an diesem Tag prominente amerikanische Leerverkäufer auf dem falschen Fuss erwischt worden, so wird mir berichtet.

Den stärksten Anstieg leerverkaufter Aktien verzeichnete überraschend Nestlé. In New York laufen achtmal mehr Wetten gegen den Nahrungsmittelkonzern aus Vevey als noch vor zwei Wochen - jedoch von einem sehr tiefen Stand aus, liessen sich die 134'000 American Deposit Receipts doch innerhalb von Minuten eindecken.

Weiterhin Spitzenreiter bleibt Logitech mit 10,3 Millionen leerverkauften American Deposit Receipts. Ganze 16 durchschnittliche Tagesvolumen müssten die Leerverkäufer aufkaufen, um ihre Wetten glattzustellen. Der Peripheriegerätehersteller dürfte in den letzten Jahren jedoch gelernt haben, mit der grundlegenden Skepsis amerikanischer Marktakteure zu leben.

Gerade bei häufig leerverkauften Aktien müssen die mächtigen amerikanischen Marktakteure ihre Wetten irgendwann wieder schliessen. Manchmal werden sie durch ein entscheidendes Ereignis dazu gezwungen, was dann sogar zu einem sogenannten "Short-Squeeze" - sprich zu von Panik begleiteten Deckungskäufen - führt. Alleine schon deshalb ist gut zu wissen, wie die Leerverkäufer bei den Schweizer Grosskonzernen positioniert sind.

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Den Umsatz aus eigener Kraft zu steigern scheint bei Dufry das eine, daraus auch noch Profit zu schlagen das andere. Auch im zurückliegenden dritten Quartal haben beim Reisedetailhandelskonzern aus Basel höhere Konzessionsgebühren und steigende Kosten die beim Bruttogewinn erzielten Fortschritte zunichte gemacht.

Die Aktionäre brennt allerdings etwas ganz anderes auf der Seele: Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge werden beim chinesische Grossaktionär HNA Group bis Mitte nächsten Jahres kurzfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 28 Milliarden Dollar zur Rückzahlung fällig.

Wie ernst die Lage ist, zeigt eine letzte Woche ausgegebene Anleihe. Trotz einer Laufzeit von gerademal knapp einem Jahr, bezahlt der übernahmehungrige Mischkonzern rekordhohe 9 Prozent Zins. Und das in einer Zeit, in der selbst den schlechtesten Schuldnern das Geld nur so nachgeworfen wird...

Die Dufry-Aktien lassen schon seit Wochen "spekulative Luft" ab (Quelle: www.cash.ch)

Die HNA Group ist über ein kompliziertes Derivatkonstrukt mit 20,9 Prozent an Dufry beteiligt. Gegenpartei ist die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan, wie Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX bezeugen.

Bei anderen Firmenkäufen oder Beteiligungsnahmen arbeitete der chinesische Mischkonzern hingegen mit Krediten. Dabei wurden den kreditgebenden Banken Aktien der jeweiligen Unternehmen als Sicherheit hinterlegt.

Für gewöhnlich zögern Banken nicht lange, wenn solche Aktien rasch an Wert verlieren. Was dann droht, ist eine sogenannte Zwangsexekution. Die Valoren von Dufry halten sich bisweilen zwar ziemlich gut. Allerdings würden bestimmt auch sie in Mitleidenschaft gezogen, sollten die kreditgebenden Banken damit beginnen, die ihnen als Sicherheit hinterlegten Firmenbeteiligungen zu veräussern...

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