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Als Ende November eine Bank nach der anderen ihre Börsenprognosen für 2019 vorlegte, war man sich bei Deutsche Bank und Credit Suisse zumindest in einem Punkt einig: Anleger sollten einen möglichst grossen Bogen um den Schweizer Aktienmarkt und seine drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis machen.

Allerdings begann sich schon im Dezember abzuzeichnen, dass die beiden Grossbanken mit dieser Empfehlung ziemlich schief liegen könnten. Denn während die Aktienkurse rund um den Globus ins Rutschen gerieten, kam der Swiss Market Index (SMI) mit einem blauen Auge davon - um dann in den ersten drei Monaten zu einer kräftigen Erholung anzusetzen. Alleine das Schwergewicht Nestlé steuerte gut 600 der 1100 Punkte bei, um die das viel beachtete Börsenbarometer in den ersten drei Monaten dieses Jahres zulegen konnte.

Lachender Dritter war Christopher Potts von Kepler Cheuvreux. Anders als seine Berufskollegen bei Deutsche Bank und Credit Suisse riet er Ende November sowohl zu Aktien aus dem Pharma- als auch aus dem Nahrungsmittelsektor und räumte dem Schweizer Aktienmarkt ein überdurchschnittlich hohes Gewicht in den Kundenportfolios ein. Damit lag der Chefstratege rückblickend goldrichtig.

Nun macht Potts diesen Schritt wieder rückgängig. In einem Strategiepapier stuft er den Schweizer Aktienmarkt von "Overweight" auf "Neutral" herunter.

Der SMI mit Dividenden-Korrektur (SMI) lässt den Stoxx Europe 600 Index (grün) im Zwölf-Monate-Vergleich weit hinter sich. (Quelle: cash.ch)

Das überrascht, sieht der für Kepler Cheuvreux tätige Chefstratege die Aktienmärkte doch schon in den kommenden Wochen ihren Höhepunkt durchschreiten und ab dann wieder in eine turbulentere Phase mit Kursfluktuationen zwischen 20 und 30 Prozent übergehen. Auch dass Potts noch immer Gefallen an den Aktien aus der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie findet, spräche eigentlich eher für als gegen den Schweizer Aktienmarkt.

Ich sehe darin jedenfalls gleich zwei Widersprüche, obwohl ich die hiesigen Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis auf kurze Sicht noch immer als ziemlich überhitzt erachte. Es wäre ehrlicher gewesen, Potts hätte neben dem Schweizer Aktienmarkt auch gleich die Aktien aus dem Pharma- und Nahrungsmittelsektor heruntergestuft.

In einem anderen Punkt muss ich Potts jedoch Recht geben: Er hält eine für ihn unüblich hohe taktische Barmittelquote von 10 Prozent. Bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 beträgt die taktische Barmittelquote mittlerweile sogar einen guten Drittel.

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Die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis sind gut gelaufen und selbst die nicht gerade beliebten Aktien von Julius Bär und Credit Suisse konnten sich zuletzt aus ihrem Kurs- und Stimmungstief befreien. Die Papiere von Zurich Insurance Group oder Swiss Re locken zwar noch immer mit einer hohen Dividendenrendite, kosten aber so viel wie seit Jahren nicht mehr.

Da fragt sich, was man als Anleger denn eigentlich noch mit gutem Grund kaufen kann. Das würde auch die beinahe schon etwas verzweifelte Suche einiger Analysten nach zurückgebliebenen Aktien erklären.

Erst am gestrigen Dienstag setzte Analyst Andrew Coombs von der Citigroup die Aktien von Vontobel mit einem Kursziel von 64,50 (zuvor 61) Franken auf seine "Einkaufsliste". Die Papiere treffen dort auf niemand geringeres als jene von Credit Suisse, EFG International, Julius Bär und UBS.

Analyst Christian Arnold von der MainFirst Bank hält hingegen die Aktien von Sulzer für im Kurs zurückgeblieben. In Erwartung positiver Impulse von den höheren Öl- und Gaspreisen stuft er die Papiere des Pumpenspezialisten aus Winterthur von "Neutral" auf "Outperform" herauf. Das Kursziel lautet neu 119 (zuvor 112) Franken. Der starke Bestellungseingang für die ersten drei Monate scheinen Arnold Recht geben zu wollen.
 

Die Sulzer-Aktien lagen in den letzten drei Wochen gut im Markt. (Quelle: cash.ch)

Die drei amerikanischen Investmentbanken Morgan Stanley, Goldman Sachs und Jefferies sehen wiederum bei den Aktien des Börsendebütanten Alcon eine günstige Kaufgelegenheit.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, in den kommenden Tagen ähnliche Heraufstufungen zu sehen – denn auch an der Börse gilt: L'appetit vient en mangeant.
 

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