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Eine Aktie mit den Anleihen der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu vergleichen, ist eigentlich ein Unding. Schliesslich gelten letztere als mündelsicher. Allerdings muss dieser Vergleich den hiesigen Finanzmedien schon seit einer gefühlten Ewigkeit immer wieder für die renditestarken Aktien von Swisscom herhalten. Zumindest dann, wenn es darum geht, Kaufargumente für das Mauerblümchen aus dem Swiss Market Index (SMI) zu finden.

Dieses Mauerblümchendasein scheint sich ein gewiefter ausländischer Grossinvestor nun zunutze machen zu wollen. In der zweiten Hälfte vergangener Woche zogen die Handelsaktivitäten bei Optionen auf die Papiere von Swisscom kräftig an. An der Eurex wurde zeitweise mehr als das Dreifache des durchschnittlichen Volumens gehandelt - und zwar sowohl in den Call- als auch in den Put-Optionen.

Dass gleichzeitig auch die Summe aller offenen Kontrakte anschwoll, lässt eigentlich nur eine Folgerung zu: Jemand baut im grossen Stil Derivatwetten auf. Und darf man Spekulationen Glauben schenken, dann handelt es sich bei diesem Jemand um einen Grossinvestor aus dem angelsächsischen Raum. Die rückläufigen Volatilitäten lassen nur einen Rückschluss zu: Er bedient sich entweder eines sogenannten "Short Strangle" oder aber eines "Short Straddle". Bei beiden Derivatstrategien verdient der Grossinvestor nur dann Geld, wenn sich der Kurs der zugrundeliegenden Aktien über längere Zeit nur wenig oder gar nicht bewegt.

Kursentwicklung der Swisscom-Aktien über die letzten zwölf Monate. (Quelle: cash.ch)

Mit anderen Worten: Da platziert jemand eine grössere Wette, dass die Papiere von Swisscom nicht aus ihrem Mauerblümchendasein erwachen. Dass der Grossinvestor aufgeflogen ist, macht ihn übrigens ziemlich angreifbar. Andere mächtige Marktakteure kennen nun seine Position und könnten versucht sein, ihn aus der Reserve zu locken.

Ich bleibe bei diesem Thema jedenfalls am Ball und melde mich, sollte es in den kommenden Wochen zu interessanten neuen Entwicklungen kommen.

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Das Handelsgeschehen bleibt nervös - und das nicht nur am Schweizer Aktienmarkt, sondern rund um den Globus. Umso mehr überrascht, dass die hiesigen Marktakteure vermehrt wieder Appetit auf Nebenwerte verspüren. Je exotischer, desto besser, so könnte man meinen.

Ins Extreme treibt es der für Helvea tätige Analyst Jörg Schirmacher. Er nimmt die Erstabdeckung der Aktien der CPH Chemie & Papier Holding mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 105 Franken auf.

Der Hersteller von Chemikalien für die Papieraufbereitung zählt zu den wenigen Überlebenden der hiesigen Papierindustrie. Mittlerweile trägt das angestammte Geschäft allerdings nur noch rund die Hälfte zum Jahresumsatz bei, Tendenz rückläufig. Die andere Hälfte des Jahresumsatzes erzielt das Unternehmen im Verpackungsgeschäft sowie im Geschäft mit übrigen Chemikalien.

Die schlecht handelbaren Aktien von CPH bewegen sich seit Monaten in einem eher engen Kursband. (Quelle: cash.ch)

Schirmacher sieht das angestammte Geschäft denn auch weiter an Bedeutung verlieren und rechnet deshalb auf längere Sicht mit einem stärkeren Wachstum und besseren Margen.

Wer dieser Empfehlung folgt, braucht jedoch Geduld und starke Nerven. Denn die CPH Chemie & Papier Holding bringt gerade mal einen Börsenwert von 500 Millionen Franken auf die Waage. Da sich mehr als die Hälfte der ausstehenden Aktien in den festen Händen der beiden Ankeraktionäre befindet, gehen an gewissen Tagen nur ein paar wenige Titel um. Am Freitag waren es gerade mal 94 Aktien im Gegenwert von weniger als 8000 Franken.

Das verunmöglicht es institutionellen Grossinvestoren einzusteigen, ohne den Kurs zu treiben. Und sind sie erst einmal investiert, wird es schwierig, überhaupt je wieder auszusteigen. Mir ist deshalb etwas schleierhaft, wie Helvea die Aktien der CPH Chemie & Papier Holding überhaupt mit gutem Gewissen zum Kauf empfehlen kann.
 

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