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Hätte ich dem Swiss Market Index (SMI) vor wenigen Wochen für März neue Rekorde vorhergesagt - ich wäre vermutlich für verrückt erklärt worden und hätte meine Tätigkeit als Börsenkolumnist an den Nagel hängen müssen. Denn zu diesem Zeitpunkt schienen die Aktienkurse hierzulande schier ins Bodenlose zu purzeln.

Doch anstatt ihre Wetten gegen die hiesigen Grossunternehmen zu schliessen, bauten die Leerverkäufer in New York damals diese sogar noch aus. Ob aus Gier oder aus reiner Überheblichkeit, das sei jetzt mal dahingestellt.

Gerade bei den Aktien von Julius Bär bezahlten die Leerverkäufer ein hohes Lehrgeld. Mit einem Kursplus von gut 28 Prozent führen die Papiere die SMI-Gewinnerliste seit Jahresbeginn an. Im Dezember noch allgegenwärtig, ist die Angst vor einer Dividendenkürzung gewichen.

Gestern Dienstag näherte sich auch der reguläre SMI dem Rekordhoch vom Januar 2018 (Quelle: www.cash.ch)

Wer nun denkt, dass sich die Leerverkäufer deswegen aus ihren Wetten zurückziehen, der irrt gewaltig. Wie offizielle Erhebungen der New York Stock Exchange zeigen, legten sie zuletzt sogar noch eine Schippe drauf. Mit nicht weniger als 800'000 American Deposit Receipts (ADRs) wird bei Julius Bär auf rückläufige Kurse spekuliert. Das sind 35 Prozent mehr als noch vor zwei Wochen.

Wenn sich die Leerverkäufer da mal bloss nicht in etwas verrennen. Seit Freitag kursieren Gerüchte, wonach der Verwaltungsrat auf der Suche nach einem Nachfolger für Konzernchef Bernhard Hodler sei. Einige Beobachter sehen diese Suche gegebenenfalls sogar in einen Unternehmensverkauf münden.

Auch die UBS gilt in New York als ein gefundenes Fressen für die dortigen Leerverkäufer. Um satte 49 Prozent auf 15,6 Millionen ADRs schwollen die Spekulationen gegen die grösste Schweizer Bank gegenüber vor zwei Wochen an.

Das hat sich die UBS in gewisser Weise selber zuzuschreiben. Anstatt eine aussergerichtliche Einigung anzustreben, ging sie im Steuerstreit mit Frankreich vor Gericht - und wurde neben einer Busse von 3,7 Milliarden Euro zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 800 Millionen Euro verurteilt.

Trotz einer nachträglichen Erhöhung der Rückstellungen hat die Bank umgerechnet noch keine 500 Millionen Euro für diesen Steuerstreit zurückgestellt. Obwohl die Höhe der vom Gericht verhängten Busse durchaus als politisch motiviert bezeichnet und in nächster Instanz ein milderes Urteil erwartet werden darf, sind die finanziellen Folgen nur schwer absehbar. Insofern sitzen die Leerverkäufer bei der UBS noch auf Jahre hinaus fest im Sattel.

Bei Nestlé wurde der Leidensdruck zuletzt wohl zu gross. Nur so lässt sich erklären, weshalb die Wetten gegen den Nahrungsmittelhersteller aus Vevey innerhalb von gerademal zwei Wochen um 57 Prozent auf 150'000 ADRs schmolzen.

Auch in New York klettern die Aktien von Nestlé nunmehr schon seit Wochen von einem Rekordhoch zum nächsten. Für die nötigen Impulse sorgen neben Safe-Haven-Käufen auch Hoffnungen rund um einen möglichst hohen Verkaufserlös für Skin Health.

Der Höhenflug der Nestlé-Aktien kostet die Leerverkäufer viel Geld (Quelle: www.cash.ch)

Noch nicht zum Rekordhoch von vor vier Jahren aufschliessen konnten die Genussscheine von Roche. Das hält die Leerverkäufer jedoch nicht davon ab, sich aus ihren Wetten gegen den Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel zurückzuziehen. Zuletzt wurde noch mit 3,96 Millionen Titel gegen das Unternehmen spekuliert. Das sind 19 Prozent weniger als noch zwei Wochen zuvor.

Von den gut 1000 Punkten, um die der SMI seit Jahresbeginn zulegen konnte, entfallen gut 500 Punkte auf die Aktien von Nestlé und weitere 150 Punkte auf die Genussscheine von Roche. Dass da die Leerverkäufer kalte Füsse bekommen, überrascht mich nicht.

Nach schwierigen Jahren hätten die Leerverkäufer wieder Mut geschöpft und neues Selbstvertrauen gefasst, so schrieb ich am 9. Januar. Gleichzeitig warnte ich davor, dass ihnen die Gier nicht zum Verhängnis werden dürfte. Eine gesunde Portion Schadenfreude sei mir an dieser Stelle deshalb erlaubt...

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