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Ein Jahr hat – sofern es kein Schaltjahr ist – 365 Tage. Von diesen sind durchschnittlich 260 Werktage, also Tage, an denen an der Schweizer Börse SIX gehandelt wird. Und wenn wir schon bei statistischen Grössen sind: Oft entscheiden gleich die ersten Januar-Tage darüber, wie das gesamte Börsenjahr wird.

So wie die ersten Januar-Tage werden, so wird das ganze Börsenjahr. Das besagt zumindest eine vielleicht etwas gar angestaubt anmutende Börsenregel.

Ich habe mich aus eigener Neugier mal ein bisschen schlau gemacht und mich deshalb mit langjährigen Statistiken zum Swiss Performance Index (SPI) auseinandergesetzt. Solche Mythen sind nämlich immer so eine Sache und meist mit Vorsicht zu geniessen.

Allerdings muss ich einräumen: Wer sich in den letzten zwei Jahrzehnten jeweils früh im Jahr bei seinen Anlageentscheiden auf die Börsenregel abstützte, lag meist richtig. Mit Ausnahme dreier Ausnahmejahre liess sich hierzulande tatsächlich von den ersten Januar-Tagen auf das ganze Börsenjahr schliessen. Mit anderen Worten: Waren die Vorzeichen in den ersten Tagen des Jahres positiv, waren sie es auch knapp 12 Monate später - und umgekehrt. Eines der wenigen Ausnahmejahre war übrigens das Jahr 2018, als der SPI alleine im Dezember um fast 7 Prozent nach unten zurückfiel.

Beste Jahre, schlechteste Jahre und Ausnahmejahre seit 2000:

JahrSPI erste Januar-TageSPI gesamtes Börsenjahr
2005+0,8 Prozent+35,6 Prozent
2019+2,1 Prozent+30,6 Prozent
2009+2,9 Prozent+23,2 Prozent
 
2008-4,5 Prozent-34,0 Prozent
2002-0,6 Prozent-26,0 Prozent
2001-3,2 Prozent-22,0 Prozent
 
2018+1,9 Prozent-8,8 Prozent
2011+0,6 Prozent-7,7 Prozent
2007+1,1 Prozent-0,1 Prozent

Quelle: SIX

Beinahe wäre auch das Börsenjahr 2020 zu einem Ausnahmejahr geworden. Zumindest sah es lange Zeit gar nicht gut aus. Doch ein geradezu beeindruckendes Jahresendrally in der Altjahreswoche verhalf dem breit gefassten Börsenbarometer dann aber - quasi in letzter Minute - doch noch zu einer positiven Schlussbilanz.

Umso mehr erhoffe ich mir von den nächsten Tagen wichtige Anhaltspunkte in Bezug auf die diesjährige Börsenentwicklung. Obwohl ich mir von der ab nächster Woche anlaufenden Jahresberichterstattung vorwiegend positive Impulse erhoffe, befürchte ich, dass das schnelle Geld bereits gemacht wurde. Vermutlich hebt die (Liquiditäts-)Flut nicht mehr länger alle Boote und die See wird rauher, selbst wenn die Banken und ihre Strategen noch bis weit in den Sommer hinein mit steigenden Kursen rechnen...

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Für die Aktionärinnen und Aktionäre von Roche beginnt das Jahr 2021 gleich mit einem ziemlichen Paukenschlag: Der bekannte Pharmaanalyst Richard Vosser von J.P. Morgan watscht die Genussscheine des Pharma-Urgesteins überraschend mit einer Herunterstufung von "Overweight" auf "Neutral" ab und streicht sie auch gleich noch ersatzlos von der viel beachteten "Analyst Focus List".

Vosser räumt zwar ein, dass die Basler über eine starke Forschungs- und Entwicklungspipeline verfügen. Gleichzeitig warnt er jedoch eindringlich vor möglichen Zahlenenttäuschungen. Damit spielt der Analyst einerseits auf die Umsatzerosion durch günstigere Nachahmerpräparate, andererseits aber auch auf den schwachen Dollar an. Er veranschlagt deshalb neuerdings nur noch ein Kursziel von 345 (zuvor 400) Franken.

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche in den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Und tatsächlich verheissen Absatzstatistiken der Beratungsfirma IQVIA für den wichtigen amerikanischen Markt nichts Gutes. Möglicherweise hatte Roche dort im Schlussquartal sogar einen prozentual zweistelligen Umsatzrückgang zu beklagen.

Genaueres erfahren wir wohl erst, wenn die Basler am 4. Februar den Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr vorlegen. Zumindest die Börse nimmt die Warnung aus dem Hause J.P. Morgan überraschend gelassen...

 

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