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In den letzten Wochen machte der für das Cross Asset Research tätige Stratege von Kepler Cheuvreux vor allem mit seiner vorsichtigen Haltung für die europäischen Aktienmärkte von sich reden. Während der jüngste Kursrückschlag viele seiner Berufskollegen auf dem falschen Fuss erwischt hat, nutzt ihn der viel beachtete Experte überraschend zum Ausbau seiner Aktienengagements.

Die Währungs- und Börsenturbulenzen in den Schwellenländern hätten dazu geführt, dass der Enthusiasmus nachgelassen habe. Und das obschon die Störfaktoren nicht substanzieller Natur seien. Die Probleme einiger aufstrebender Länder seien nicht über Nacht entstanden und deshalb keine Gefahr.

Der Stratege rechnet weiterhin mit einem guten Aktienjahr und empfiehlt der eigenen Anlagekundschaft den jüngsten Rückschlag zum Auf- oder Ausbau von Aktienengagements zu nutzen. Nachdem der Experte die Barmittelquote Mitte November von 3 auf 5 Prozent angehoben hat, reduziert er diese nun auf 4 Prozent. Er sei für seine Anlagekundschaft damit nahezu vollständig investiert, lässt der Stratege die Leser seines Kommentars wissen.

Auch bei den Branchenpräferenzen nutzt man bei Kepler Cheuvreux die Gunst der Stunde für Anpassungen. Der Bankensektor wird von "Neutral" auf "Overweight" hochgestuft. Die europäischen Bankaktien seien ein Stimmungsbarometer für eine sich abzeichnende Belebung der Binnenmärkte und heimischer Vermögenswerte. Auf längere Sicht bestehe sowohl hinsichtlich der Gewinnentwicklung als auch der Bewertung weiterer Erholungsspielraum. Im Gegenzug stuft der Stratege den als defensiv geltenden Energiesektor von "Neutral" auf "Underweight" zurück. Damit trägt er den verhalteneren Aussichten in diesem Bereich Rechnung.

Neu rät der Experte zu einem Übergewicht von Aktien aus den Bereichen zyklischer Konsum, Finanzen, Industrie, Informationstechnologie und Telekommunikation. Ein Untergewicht empfiehlt er hingegen bei Aktien aus den Bereichen nicht-zyklischer Konsum, Energie, Immobilien und Versorger.

Obschon der Stratege den Schweizer Aktienmarkt als defensiv einschätzt, stuft er die hiesigen Dividendenpapiere wie bis anhin mit "Neutral" ein. Damit befindet sich die Schweizer Börse in bester Gesellschaft mit jenen von Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien oder Schweden.

Aufgrund seiner schon seit Mitte November vorsichtigen Haltung wartete der Stratege von Kepler Cheuvreux möglicherweise schon seit Wochen ungeduldig auf einen Rückschlag. Vermutlich kommt sein Wechsel zurück ins Lager der Haussiers etwas früh, scheint mir die Korrektur doch noch nicht ausgestanden.

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Die Grossaktionäre laufen der Gategroup in Scharen davon. Nach der Beteiligungsreduktion von UBS-Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey und der Genfer Privatbank Pictet & Cie trennt sich nun auch Silver Point Capital von Namenaktien des in Zürich beheimateten Catering-Unternehmens.

Die über die letzten Wochen beobachtete Jagd nach zurückgebliebenen Aktien bescherte jenen der Gategroup einen regelrechten Höhenflug. Die aus dem Grossaktionariat eintreffenden Titelverkäufe lassen allerdings vermuten, dass es sich dabei schlichtweg um ein Strohfeuer handelt.

Meines Erachtens hat vor allem die heute bekannt gewordene Beteiligungsreduktion durch Silver Point Capital Signalwirkung für die Publikumsaktionäre. Denn das amerikanische Private-Equity-Unternehmen zählte schon vor dem Börsengang der Gategroup im Frühjahr 2009 zu den Altaktionären des Unternehmens, stieg nach Ablauf der Sperrfrist aus, vor gut einem Jahr wieder ein und jetzt allem Anschein nach endgültig aus.

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Selbst der schwächere Gesamtmarkt scheint den Höhenflug der Namenaktien von Burckhardt Compression nicht bremsen zu können. Händlern zufolge wird letzterer von Übernahmespekulationen begleitet.

Als potenzielle Interessentin muss ausgerechnet Sulzer herhalten. Nach dem Verkauf des Oberflächentechnologiegeschäfts verfügt das ehemalige Mutterhaus über eine prall gefüllte Kriegsschatulle. Und ein Blick in die Vergangenheit lässt vermuten, dass sie das Winterthurer Unternehmen ausschliesslich für Firmenkäufe öffnet. Den Aktionären dürfte ein Griff in die Kasse verwehrt bleiben.

Dennoch bleibt eine Annäherung von Sulzer an Burckhardt Compression reine Spekulation, auch wenn die hohen ausserbörslichen Blocktransaktionen vermuten lassen, dass etwas im Busch ist. In den letzten Monaten wurde schliesslich auch schon anderen Mitbewerbern ein Interesse am Hersteller von Kolbenkompressoren nachgesagt.

Interessant ist übrigens die Reaktion des Marktes auf den Verkauf des Oberflächentechnologiegeschäfts von Sulzer an OC Oerlikon. Denn obschon der von Sulzer erzielte Preis in Analystenkreisen als gut beurteilt wurde, sind die Aktionäre von OC Oerlikon als die grossen Gewinner gefeiert worden. Möglicherweise deshalb, weil die Transaktion beim Käufer zu einer Gewinnverdichtung von rund 20 Prozent, bei der Verkäuferin hingegen zu einer Verwässerung von bis zu 15 Prozent führt. Ein Grund mehr für Sulzer, den Verkaufserlös möglichst gewinnbringend für die Aktionäre einzusetzen.