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Schon seit Monaten schwört die US-Notenbank die Finanzmärkte auf ein Ende des billigen Geldes ein. Doch so deutliche Worte wie Mitte Juni fand Notenbankchef Ben Bernanke noch nie: Sobald die Arbeitslosenquote auf 7 Prozent zurückgefallen sei, werde man das Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken drosseln. Das sei voraussichtlich schon gegen Ende Jahr der Fall, so liess Bernanke die Märkte wissen.

Seither meldeten sich allerdings immer wieder Vertreter des Offenmarktausschusses zu Wort. Die meisten von ihnen versuchten die damaligen Aussagen des Notenbankchefs herunterzuspielen.

In einem mir zugespielten Kommentar nimmt sich der für ING tätige Verfasser nicht nur des Themas an. Auch findet er ungewöhnlich klare Worte und geht mit der US-Notenbank hart ins Gericht.

Der Stratege schreibt, dass sich die Finanzmärkte zu sehr auf das Gesagte und zu wenig auf das effektive wirtschaftliche Umfeld konzentrierten. Denn am Umfeld selber habe sich über die vergangenen Monate kaum etwas geändert.

Zudem zeigt sich der Experte erstaunt, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausgerechnet von der Arbeitsmarktentwicklung abhängig macht. Denn die Erhebungen für letztere seien höchst ungenau und über weite Strecken von saisonalen Bereinigungen beeinträchtigt.

Die Situation am amerikanischen Arbeitsmarkt erfahre schon seit längerer Zeit eine kontinuierliche Verbesserung. Unter Ausklammerung saisonaler Bereinigungen entstünden monatlich nahezu 200'000 neue Stellen. Noch vor wenigen Jahren hätten diese neuen Stellen nur knapp für eine fallende Arbeitslosenquote ausgereicht. Aufgrund der altersbedingt schrumpfenden Anzahl Erwerbstätiger würden mittlerweile sogar 80'000 neue Stellen im Monat ausreichen, um die Arbeitslosenquote kleiner werden zu lassen. Darüber hinaus werde die Situation aufgrund einer immer grösseren Anzahl Teilarbeitskräfte beschönigt. Der Arbeitsmarkt eigne sich deshalb in keiner Weise als Indikator für die effektive Verfassung der amerikanischen Wirtschaft, so der Stratege.

Ich muss dem für ING tätigen Experten an dieser Stelle Recht geben: Den Arbeitsmarkt in den Mittelpunkt der Geldpolitik zu stellen, ist zwar gut gemeint, geht allerdings völlig am Ziel vorbei. Allerdings rechne ich nicht damit, dass sich unter dem Nachfolger oder der Nachfolgerin von US-Notenbankchef Ben Bernanke daran etwas ändern wird.

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Am Hauptsitz von Lonza in Basel dürfte man in diesen Tagen aufatmen. Nach einer Untersuchung sieht eine Expertengruppe der europäischen Gesundheitsbehörde keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Diabetesmedikamenten und einem erhöhten Risiko von Problemen mit der Bauchspeicheldrüse. Solche Vorwürfe waren zuvor in Medizinerkreisen laut geworden.

Lonza ist vom Grosskunden Amylin Pharmaceuticals mit der Wirkstoffproduktion für Byetta und Bydureon beauftragt. Die beiden Präparate gehören zu genau dieser in der Kritik stehenden Medikamentenklasse.

Noch nicht vom Tisch ist hingegen der Verdacht von Nebenwirkungen auf den Herzkreislauf. Es bleibt daher abzuwarten, ob auch die diesbezüglich laufenden Untersuchungen zugunsten der Pharmaindustrie ausgehen.

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Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle, dass die grossen amerikanischen Institutionellen schon seit Wochen als Nettoverkäufer an ihrem Heimmarkt in Erscheinung treten.

Einem mir aus Übersee zugespielten Kommentar von Merrill Lynch entnehme ich nun, dass dieses Lager zuletzt erstmals wieder amerikanische Aktien zugekauft habe.

Nach fünf Wochen in Folge mit Abgaben hätten amerikanische Institutionelle das Lager der Privatanleger als Käufer abgelöst. Letztere seien zuvor über nahezu zwei Monate hinweg im grossen Stil über börsengehandelte Fonds als Käufer zu beobachten gewesen, hätten sich nun allerdings etwas gemässigt.

Interessant ist, dass die gesamte Anlagekundschaft (Institutionelle, Private und Hedgefonds) von Merrill Lynch weiterhin Nettoverkäufer am Heimmarkt bleibt. Vermutlich gestaltet sich die Situation bei anderen amerikanischen Bankinstituten ähnlich.