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Beinahe täglich sickern im Übernahmekampf von Monsanto um Syngenta wieder neue Indiskretionen in die Finanzpresse durch. Diese muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ganz bewusst von den beiden Unternehmen für deren eigene Ziele missbraucht zu werden.

Solche Indiskretionen waren es auch, welche den Verwaltungsrat des Basler Agrarchemiekonzerns überhaupt zur Offenlegung des nichtbindenden Angebots zwang.

Zuletzt hiess es, der amerikanische Saatguthersteller umgarne die bedeutendsten Aktionäre des in Basel beheimateten Rivalen. Das überrascht nicht, liess der Verwaltungsrat von Syngenta die Amerikaner bislang doch ins Leere laufen.

Ob die Charmeoffensive Monsanto ans Ziel bringt, wird sich zeigen. Fakt ist: Im Aktionariat von Syngenta macht sich schon seit Monaten Unzufriedenheit bemerkbar. Die mit Vorschusslorbeeren bedachte Integrationsstrategie erweist sich immer mehr als Bumerang und das Vertrauen in die Geschäftsleitung um den sympathischen Mike Mack hat nach von Ergebnisenttäuschungen und verpassten Zielen geprägten Jahren gelitten.

Eigentlich sollte man meinen, Monsanto könne sich diese Unzufriedenheit zunutze machen. Die Kursentwicklung bei Syngenta spricht allerdings eine andere Sprache: Mittlerweile notieren die Namenaktien sogar substanziell unter den ursprünglich gebotenen 449 Franken.

Doch nicht nur die Basiswerte haben schon seit Tagen einen schweren Stand. Auch bei den beliebtesten Call-Warrants berichten mir Händler von ersten Verleiderverkäufen. So richtig scheint niemand mehr an eine Einigung zwischen Monsanto und Syngenta zu glauben.

Noch Hoffnung hat der für PiperJaffray tätige Analyst. Nach einem Treffen mit ranghohen Vertretern von Monsanto schreibt er, dass eine Übernahme von Syngenta für die Amerikaner noch nicht vom Tisch sei. Erklärtes Ziel sei es, ins Pflanzenschutzgeschäft vorzustossen und damit zum voll integrierten Anbieter aufzusteigen.

Dennoch richtet der Experte durchaus auch mahnende Worte an die Adresse von Syngenta und deren Aktionäre. Stelle sich das Unternehmen weiterhin quer, werde Monsanto vermutlich auf einen anderen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln ausweichen. Als Alternative zum Basler Agrarchemiehersteller werden die ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten des deutschen Grosskonzerns Bayer genannt.

Erst heute früh wandte sich der Verwaltungsratspräsident Michel Demare in einer zwölfminütigen Video-Botschaft an die Syngenta-Aktionäre. Seine Aussagen lassen auf verhärtete Fronten schliessen. Wäre ich Monsanto, würde ich den weit unter dem nichtbindenden Angebot von 449 Franken je Aktie notierenden Kurs nutzen, um eine strategische Beteiligung am widerspenstigen Basler Unternehmen zu schnüren. Auf den Bereich Crop Sciences von Bayer auszuweichen wäre dann vermutlich nicht "Plan B" sondern "Plan C".

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Wie mir berichtet wird, hat gestern Tidjane Thiam seine Büroräumlichkeiten bei der Credit Suisse bezogen. Schon im Vorfeld rückten die Namenaktien der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken ins Zentrum wilder Spekulationen.

Ende letzter Woche war von angeblichen Titelkäufen durch einen oder mehrere Grossaktionäre zu hören. Zu den langjährigen Schwergewichten im Aktionariat zählen neben Chase Nominees mit 8 Prozent auch die Crescent Holding mit kollektiv 6,7 Prozent, die Qatar Holding mit 5,2 Prozent sowie der norwegische Staatsfonds mit 5,01 Prozent der Stimmen. Grosse ausserbörsliche Blocktransaktionen lassen vermuten, dass an diesen Berichten durchaus etwas Wahres sein könnte.

Seit die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag ihren Stabilitätsbericht vorlegte, wird bei der Credit Suisse zudem auf eine bevorstehende Kapitalerhöhung spekuliert. Das nicht völlig ohne Grund, zeichnet sich beim Verschuldungsgrad (Leverage Ratio) doch eine deutliche Verschärfung des Regimes ab.

Zumindest für die Berenberg Bank steht fest, dass die Credit Suisse unter ihrem neuen Chef Tidjane Thiam eine signifikante Kapitalerhöhung durchführen wird. Der Grossbank fehle Eigenkapital im Umfang von 7,5 Milliarden Franken oder 20 Prozent der derzeitigen Börsenkapitalisierung, so heisst es aus dieser Ecke. Die Aktien werden bei der Berenberg Bank vor allem aufgrund dieser Kapitallücke mit einem optisch tiefen Kursziel von 16 Franken zum Verkauf empfohlen.

Auf Tidjane Thiam wartet bei seinem neuen Arbeitgeber eine ganze Menge Arbeit. Erst vor Wochenfrist listete ein für die MainFirst Bank tätiger Berufskollege auf, was vom neuen starken Mann bei der Credit Suisse zu erwarten ist.

 

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