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Es ist mittlerweile zwei Jahre her, seit die UBS eine strategische Neuausrichtung ankündigte. Für den mutigen Rückzug aus dem Investment Banking erhielten die Schweizer Grossbank und ihre Namenaktien schon damals Vorschusslorbeeren.

Einer mir aus dem Handel zugetragenen Branchenstudie der Société Générale entnehme ich nun allerdings brisante Neuigkeiten: Denn obschon die Franzosen im laufenden Quartal mit einer Ergebnisüberraschung rechnen, stufen sie die Aktien mit einem neu 15 (16) Franken lautenden 12-Monats-Kursziel von «Hold» auf «Sell» zurück.

Die beiden Experten äussern erhebliche Zweifel am Willen der UBS, sich aus dem Eigenhandel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen (FICC) zurückzuziehen. Seit der Bekanntgabe der strategischen Neuausrichtung seien die Zielsetzungen für die Reduktion der risikogewichteten Aktiven kontinuierlich verwässert worden, heisst es. Die Schweizer Grossbank wolle nur noch zwei Drittel der ursprünglich geplanten 260 Milliarden Franken rückabwickeln . Ausserdem setze sich das Investment Banking mittlerweile erfolgreich zur Wehr. Davon leiten die Experten ab, dass im Eigenhandel nur rund 30 Prozent der Erträge verloren gehen.

Man kann es den Firmenverantwortlichen bei der UBS nicht verübeln, dass sie zögern. In den zwei Jahren seit der Bekanntgabe der strategischen Neuausrichtung hat sich die Situation im Investment Banking spürbar aufgehellt. Wie andere Mitbewerber auch, übertraf die Schweizer Grossbank die Markterwartungen in diesem Bereich in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres ziemlich deutlich. Dass diese Ergebnisüberraschung sowohl innerhalb der Bank als auch bei den Aktionären Begehrlichkeiten weckt, ist nichts als verständlich.

Konkrete Hinweise für die Befürchtungen der Société Générale gibt es vorerst nicht. An einem am Dienstag abgehaltenen Analystentreffen bekräftigte CFO Tom Natratil den Anwesenden gegenüber jedenfalls sein Bekenntnis zu den Restrukturierungsplänen und der strategischen Neuausrichtung.

Die Firmenverantwortlichen der UBS tun denn auch gut daran, ihre längerfristigen Pläne nicht aufgrund kurzsichtiger Motive in Frage zu stellen. Denn bei der US-Notenbank liess man unlängst durchblicken, dass die Tage des billigen Geldes in absehbarer Zukunft vorbei sein werden. Gleichzeitig gilt das kommende dritte Quartal als saisonal schwächstes im Investment Banking. Spätestens dann gehört die in den letzten Wochen und Monaten beobachtete Goldgräberstimmung im Eigenhandel endgültig der Vergangenheit an.

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Spätestens nach der Verpflichtung von CEO Klaus Stahlmann ist am Hauptsitz von Sulzer in Winterthur Ruhe eingekehrt. Geht es nach dem für Helvea tätigen Experten, dann handelt es sich dabei allerdings um die berühmt-berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Denn dieser sagt dem Traditionsunternehmen einen radikalen Konzernumbau vorher.

Der viel beachtete Experte prophezeit, dass es Sulzer bis in ein paar Jahren nicht mehr in der heutigen Form geben wird. Zum einen werde der Ergebnisbeitrag in Zukunft höher ausfallen. Zum anderen glaubt er, dass sich die Veränderungen in Zukunft nicht nur auf ergänzende Firmenzukäufe beschränken. Das Unternehmen werde sich darüber hinaus möglicherweise sogar von bestehenden Geschäftszweigen trennen.

Zur Diskussion stellt der Experte die beiden Töchter Sulzer Metco und Sulzer Turbo Services. Die beiden Geschäftsbereiche trugen im vergangenen Jahr gemeinsam 30 Prozent zum Konzernumsatz bei. Er wolle die Qualitäten dieser beiden Töchter nicht in Frage stellen, so der Experte. Viel eher stelle er in Frage, ob es für die beiden Geschäftsbereiche nicht bessere Besitzer als Sulzer gebe.

Bei Helvea spekuliert man auf eine Annäherung von Sulzer Metco und dem zu OC Oerlikon zählenden Mitbewerber Balzers. Bei Sulzer Turbo Services sei hingegen eine Verschmelzung mit der John Wood Group denkbar.

Ich verfolge den bei Helvea für Sulzer verantwortlichen Experten schon seit Jahren und zähle ihn hierzulande zu den mit Abstand besten seiner Berufsgilde. Er hat nicht nur schon oft über den Tellerrand hinaus gedacht, meist lag er damit auch noch goldrichtig und hörte das Gras früher als viele seiner Berufskollegen wachsen.

Sulzer stehen derzeit alle Möglichkeiten offen. Obschon in den letzten Jahren einige grössere Übernahmen auf das Konto des Winterthurer Traditionsunternehmens gehen, kann es weitere Firmentransaktionen im Umfang von bis zu einer Milliarde Franken problemlos aus eigener Kraft stemmen. Mit etwas Geschick liessen sich im Rahmen eines Konzernumbaus gewaltige Mehrwerte für die Aktionäre erzielen.