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Maja Pataki von Kepler Cheuvreux muss sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Spielverderberin zu sein. Die bekannte Medizinaltechnikanalystin traut dem Laborausrüster Tecan kommende Woche zwar eine solide erste Jahreshälfte zu. Dennoch stuft sie dessen Aktien mit einem neu 250 (zuvor 225) Franken lautenden Kursziel von "Buy" auf "Hold" herunter - getreu dem Motto: Man soll die Feier dann verlassen, wenn sie am schönsten ist.

Schliesslich haben die Valoren alleine seit Jahresbeginn um 24 Prozent zugelegt und den breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) weit hinter sich gelassen. Im Jahresvergleich - damals sprach Pataki ihre Kaufempfehlung aus - errechnet sich gar ein Plus von 38 Prozent.

Anleger sind derzeit bereit, nicht weniger als das 36-fache des nächstjährigen Gewinns für Tecan zu bezahlen. Und das wohlverstanden für ein Unternehmen, das die Markterwartungen in den letzten Jahren immer mal wieder verfehlte.

Mittlerweile seien die Wachstumsaussichten beim Laborausrüster mehr als eingepreist, hält Pataki fest.

Erst vor wenigen Tagen stufte die früher für die UBS tätige Analystin schon die Aktien von Straumann mit einem neu 845 (zuvor 740) Franken lautenden Kursziel von "Buy" auf "Hold" herunter.

Kursentwicklung der Aktien von Straumann (grün) und Tecan (rot) im 5-Jahre-Vergleich mit dem SPI (gelb). (Quelle: www.cash.ch)

Beim Dentalimplantatehersteller aus Basel geht Pataki nicht nur von einem beeindruckenden Halbjahresergebnis, sondern auch gleich von einer Erhöhung der diesjährigen Zielvorgaben aus. Allerdings spiegelt sich diese Erwartungshaltung sowohl in den eigenen Schätzungen als auch in jenen ihrer Berufskollegen wider.

Es bedarf schon sehr viel Mut, den Daumen über seit Jahren erfolgreichen Unternehmen wie Tecan oder Straumann zu senken.

Kommt hinzu, dass beide Aktien zu den "Sicheren Häfen" am Schweizer Aktienmarkt zählen und deshalb seit Wochen einen Kursrekord nach dem anderen schreiben (siehe auch Wie gefährdet sind die Aktien der Stunde? vom 26. Juli).

Bleibt zu hoffen, dass der Mut der Medizinaltechnikanalystin belohnt wird. Denn Börsenkurse sind nun halt mal nicht aus Sympathiepunkten, sondern aus harten Franken gemacht...

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Gestern spielten sich bei der Genfer Softwareschmiede Temenos dramatische Szenen ab. Dramatisch zumindest für die Leerverkäufer. Als letztere aus der Mittagspause an ihre Arbeitsplätze zurückkehrten, liessen wiedererwachte Übernahmespekulationen den Kurs der Aktien bis auf 174,80 Franken hochschiessen – ein neuer Rekord.

Im hiesigen Berufshandel fällt einmal mehr der Name des übernahmehungrigen Technologiekonzerns Softbank aus Japan. Bereits im Januar wurde ihm ein Interesse an Temenos nachgesagt, um ein zukunftsweisendes mobiles Bezahluniversum aufzubauen. Im Zuge dessen war von einem Barangebot in Höhe von 180 Franken je Aktie die Rede (siehe Was ist dran an den Gerüchten um Temenos? vom 26. Januar).

Auffälliger Kurssprung bei den Temenos-Aktien am gestrigen Tag. (Quelle: www.cash.ch)

Schon damals wiegelten Branchenkenner allerdings ab, die T24-Software von Temenos sei doch in jBasic geschrieben. Deshalb müsste sie zuerst kostspielig in die Programmiersprache C umgeschrieben werden, so die Begründung. Daran dürfte sich bis zum heutigen Tag nichts geändert haben.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich für die Beurteilung von Börsenspekulationen oft und gerne die derivatseitigen Umsätze heranziehe. Und die präsentieren sich überraschend mager. Gestern wechselten gerade mal 25'000 Call-Warrants WTEBHV die Hand, heute sogar bloss 5000 Call-Warrants WTEBOV.

Ein weiteres Indiz: Ende Juli trennten sich beim Bankensoftwarehersteller gleich zwei Geschäftsleitungsmitglieder von insgesamt 175'000 Aktien im Gegenwert von fast 28 Millionen Franken.

Ich vermute deshalb eher aggressive Deckungskäufe im Zuge neuer Höchstkurse hinter dem jüngsten Kursfeuerwerk.

Wieder einmal zeigt sich: Wir Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten müssen stetig auf der Hut sein, wollen wir uns nicht von irgendwelchen mächtigen Marktakteuren instrumentalisieren lassen.
 

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