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Die Aktien von AMS Osram kosten keine 15 Franken mehr. Das sind zwar knapp vier Kursfranken mehr als noch vor drei Wochen. Im Wissen, dass in der Spitze einst 80 Franken und mehr für die Valoren bezahlt wurden, ist das gerade für langjährige Aktionärinnen und Aktionäre bestenfalls ein Tropfen auf den heissen Stein.

Mehrere Ergebnisenttäuschungen und das milliardenschwere Abenteuer Osram haben beim Sensorenhersteller genauso tiefe Spuren in der Aktienkursentwicklung hinterlassen wie der Verlust wichtiger Aufträge beim seinerzeit wichtigsten Kunden Apple.

Einst an der Börse frenetisch als Wachstumsunternehmen gefeiert, fristet AMS Osram heute eher ein Mauerblümchen-Dasein. Während sich die Aktien anderer Rivalen in den letzten Jahren im Kurs verzigfachten, erwiesen sich jene des Sensorenherstellers unter dem Strich bestenfalls als ein Nullsummenspiel.

Am kommenden Dienstag lädt das Unternehmen nun zum Investorentag – übrigens der Erste seiner Art. Dann bietet sich Firmenchef Alexander Everke und seinen Geschäftsleitungskollegen endlich die Gelegenheit, ihre Vision von der Zukunft AMS Osrams darzulegen und die Börse von den Wachstumsaussichten zu überzeugen.

Zur Erinnerung: Der Sensorenhersteller strebt mittelfristig ein jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent sowie eine Verbesserung der operativen Marge (EBIT) auf 20 Prozent an – auf bereinigter Basis, versteht sich.

Seit der Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses im Februar dürfte jedoch auch dem Hintersten und Letzten klar sein, dass sich das Tagesgeschäft noch einmal eintrübt, bevor die erhoffte Belebung einsetzen wird. So geht etwa der für die UBS tätige Analyst François-Xavier Bouvignies für dieses Jahr von einem Umsatzrückgang um knapp 4 Prozent und einer operativen Marge (EBIT) in Höhe von etwas mehr als 10 Prozent aus.

Der UBS-Analyst erhofft sich am Investorentag einen glaubwürdigen Fahrplan, wie AMS Osram die Mittelfristziele erreichen will. Seines Erachtens lässt sich von den durchschnittlichen Schätzungen seiner Berufskollegen gerade mal auf ein jährliches Umsatzwachstum von 5 Prozent und auf eine Verbesserung der operativen Marge (EBIT) auf 15 Prozent schliessen.

Um die Kapitalerhöhung bereinigte Kursentwicklung der AMS-Aktien über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Dass die von ihm mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 19 Franken eingestuften Aktien einen satten Bewertungsabschlag gegenüber jenen anderer Rivalen aufweisen, erklärt sich Bouvignies mit der geringen Vorhersehbarkeit des Tagesgeschäfts.

Deutlich zuversichtlicher gibt sich Analyst Jürgen Wagner von Stifel. Auch er räumt zwar ein, dass das laufende Jahr ein Übergangsjahr für AMS Osram wird. Dennoch hält er gerade die Aussichten im Geschäft mit Mikro-LEDs für völlig unterschätzt. In Erwartung, dass das Unternehmen diesen Geschäftsbereich zum Hauptthema des Investorentages machen könnte, preist er die Aktien im Vorfeld vom Dienstag mit einem Kursziel von 25 Franken zum Einstieg an.

AMS Osram war in den letzten Jahren fast ein bisschen die Credit Suisse unter den Halbleiterunternehmen – sprich: Ein ziemlicher Aussenseiter. Firmenchef Alexander Everke muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten, damit sich die durchschnittlichen Analystenschätzungen endlich in die Nähe der firmeneigenen Mittelfristziele bewegen.

Ich würde mir für die nicht gerade sehr erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre nichts sehnlicher wünschen, als dass es dem Unternehmen anlässlich des Investorentages gelingt, aus dem Schatten anderer Rivalen herauszutreten. Dann könnten die Valoren zumindest etwas Boden auf andere Halbleiteraktien gutmachen.

 

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