Nach der Beteiligungsnahme der Raiffeisen Gruppe an EFG Financial Products geht der Streit zwischen der Regionalbankengruppe und ihrem Kooperationspartner, der Bank Vontobel, in eine neue Runde.

Mit einem kapitalgeschützten Produkt auf den Swiss Market Index ist bei der Raiffeisen-Tochter Notenstein seit Mittwoch ein erstes von EFG Financial Products entwickeltes strukturiertes Produkt in Zeichnung. Das Produkt weist eine Laufzeit von 4 Jahren auf. Der Kapitalschutz beträgt 90 Prozent und die Partizipation am Swiss Market Index liegt bei 100 Prozent. Allerdings ist das Produkt nach oben auf 120 Prozent begrenzt.

Gestern nun zog die Bank Vontobel mit einem vergleichbaren strukturierten Produkt auf den Swiss Market Index nach. Das Produkt verfügt ebenfalls über eine Laufzeit von 4 Jahren und einen Kapitalschutz von 90 Prozent. Anders als bei Notenstein bietet das Produkt allerdings sogar eine Partizipation von 105 Prozent und ist erst bei 125 Prozent nach oben begrenzt.

Die attraktiveren Konditionen lassen sich allerdings mit den unterschiedlichen Bonitätsnoten der beiden Anbieter erklären: Während die Bank Vontobel von den Rating-Aagenturen Standard & Poor's und Moody's für lange Verbindlichkeiten mit A+ beziehungsweise A1 eingestuft werden, gibt Moody's Notenstein mit Aa2 eine leicht bessere Note.

Es ist nicht unüblich, dass die Anbieter von strukturierten Produkten einander auf die Finger schauen und sich mit ihrem Angebot an jenem anderer Mitbewerber orientieren. Dass die Bank Vontobel nur einen Tag nach dem neuen Zweiergespann bestehend aus Notenstein und EFG Financial Products mit einem identischen, aber von den Konditionen her attraktiveren kapitalgeschützten Produkt auf den Swiss Market Index nachzieht, darf durchaus als Kampfansage ausgelegt werden. Es macht ganz den Anschein, als sei das letzte Wort im Zwist zwischen der Raiffeisen Gruppe als Mutterhaus von Notenstein und der Bank Vontobel als bisheriger Kooperationspartner noch lange nicht gesprochen.

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Die an L'Oréal gehaltene Beteiligung bot bei Nestlé in der Vergangenheit immer wieder Nährboden für allerlei Spekulationen. Im Hinblick auf den im kommenden Jahr auslaufenden Aktionärsbindungsvertrag mit den Hauptaktionären des französischen Kosmetikherstellers dürften die Telefone am Hauptsitz in Vevey wieder heisslaufen.

Gelangt die mir vorliegende Unternehmensstudie aus dem Hause JP Morgan in die Hände der Medien, dürften sogar schon in diesen Tagen die ersten Telefonate in Vevey eingehen. Denn in der Studie spielt die viel beachtete Verfasserin die verschiedenen mit dem Beteiligungspaket verbundenen Szenarien aus Sicht der Aktionäre durch.

Im Rahmen ihres Basisszenarios glaubt die Analystin zwar grundsätzlich, dass Nestlé an der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung festhält. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs deutlich gestiegen, hätten sich die Firmenverantwortlichen zuletzt doch stärker der Kapitalzuweisung verschrieben. Dabei spricht die Studienverfasserin Klartext: Trenne sich der Westschweizer Nahrungsmittelhersteller vom Aktienpaket und führe den Aktionären den Verkaufserlös in Form einer Sonderdividende zurück, stehe einer weiteren Neubewertung der eigenen Aktien nichts mehr im Wege.

Im Gegenzug sei ein Übernahmeangebot von Nestlé an die Aktionäre von L'Oréal über die kommenden zwei bis drei Jahren unwahrscheinlich. Denn die Familie Bettencourt werde sich kaum von ihrer Beteiligung trennen, so die Analystin. Darüber hinaus mache eine solche Übernahme weder strategisch noch finanziell einen Sinn und auch kulturell würden die beiden Unternehmen nicht zueinander passen.

Eigenen Angaben zufolge will Nestlé die Öffentlichkeit erst im kommenden Jahr über die strategische Zukunft der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung informieren. Daran dürfte man am Hauptsitz in Vevey auch unverändert festhalten und sich von JP Morgan nicht aus der Reserve locken lassen.

Mittlerweile weist das Beteiligungspaket einen Wert von umgerechnet gut 27 Milliarden Franken auf. Mit einem Beteiligungsverkauf fiele nicht nur über Nacht die Unsicherheit einer vollständigen Übernahme des französischen Kosmetikherstellers weg, die Nestlé-Aktionäre dürften sich auch auf eine satte Sonderdividende oder ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm freuen.

Nach dem vor über einem Jahr übernommenen Kindernahrungsgeschäft von Pfizer verfügt Nestlé noch nicht wieder über den finanziellen Spielraum für eine Wiederaufnahme des kurz zuvor eingestellten Aktienrückkaufprogramms. Ohne einen weiteren strategischen Wurf wie dem Verkauf der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung wird sich daran nicht so schnell etwas ändern. Die Aktien des Westschweizer Unternehmens stossen meines Erachtens bereits heute an ihre Bewertungsgrenzen, auch wenn sich der Leistungsausweis der Firmenverantwortlichen der letzten Jahre durchaus sehen lassen kann. Und ob sich Nestlé tatsächlich von L'Oréal trennen kann und will, wird sich im nächsten Jahr zeigen müssen.