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Wer bei der Credit Suisse im Vorfeld des letztjährigen Investorentages den Mut aufbrachte einzusteigen, wurde fürstlich entlohnt. Dass die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken an diesem Tag mit überarbeiteten Ertragszielen und tieferen Kostenprognosen aufwartete, zog ein Kursfeuerwerk nach sich.

Bei Handelsende lagen die Aktien um nicht weniger als 7 Prozent über dem Schlussstand vom Vortag. Rund um den Investorentag herum errechnete sich gar ein Kursplus von fast 20 Prozent. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen.

Am 30. November lädt die Credit Suisse nun zum diesjährigen Investorentag nach London. Seit sich Rudolf Bohli vor wenigen Wochen mit seinem RBR Strategic Value Fund bei der Grossbank eingekauft hat, laufen die Erwartungen aus dem Ruder. Das überrascht nicht, fordert der für seine aktive Einflussnahme berüchtigte Finanzinvestor doch nichts Geringeres als die Aufspaltung des Unternehmens in drei Bereiche.

Hunde die bellen, beissen nicht, so ist man versucht zu sagen. Das gilt allerdings nicht für die zähnefletschende Spezies der Finanzinvestoren - selbst wenn Bohli bei der Credit Suisse gerademal Herr über 0,2 Prozent der Stimmen ist.

Der vor knapp einem Jahr begonnene Kursanstieg der Credit-Suisse-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Mit einem Forderungskatalog wartet Andrew Coombs von der Citigroup auf. Der bekannte Bankenanalyst geht anlässlich des diesjährigen Investorentages von einer weiteren Reduktion der Kostenprognosen, neuen Ertragszielen für das Internationale Wealth Management und die Region Asien/Pazifik, neuen Zielsetzungen für die Bruttomargen, einer günstigeren Prognose für die Special Resolution Unit sowie Aussagen zur zukünftigen Dividendenpolitik aus.

Coombs sieht die Schweizer Grossbank über die nächsten Jahre jährlich 2 Milliarden Franken über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen. Er empfiehlt die Aktien der Credit Suisse deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 19,30 Franken zum Kauf und führt die Valoren zudem auf der "European Focus List".

Die Firmenvertreter um Tidjane Thiam müssen am 30. November ganz schön etwas aus dem Hut zaubern, wollen sie das Kursfeuerwerk vom letzten Jahr wiederholen.

Denn auch wenn die Aktien mit einem Plus von 11 Prozent seit Jahresbeginn dem Swiss Performance Index (SPI) hinterherhinken, haben sie seit Mitte Juni um fast 23 Prozent zugelegt.

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Vor wenigen Wochen kündigte Patrick Rafaisz von der UBS an, er werde die Kaufempfehlung für die Aktien von Clariant einer negativen Überprüfung unterziehen. Gestern nun machte er ernst und stufte die Valoren des Spezialitätenchemiekonzerns aus dem Baselbiet von "Buy" auf "Neutral" herunter.

Dass die Aktien seit gestern sogar zulegen konnten, hat einen Grund: Bei genauerem Hinschauen kommt die Herunterstufung ziemlich halbherzig daher.

Zum einen erhöht Rafaisz das 12-Monats-Kursziel auf 26 (bisher 22,60) Franken und zum anderen räumt er freimütig ein, dass das letzte Kapitel der Geschichte rund um White Tale in keinster Weise geschrieben ist.

Der für die UBS tätige Analyst sieht den fairen Wert der Aktien gar auf über 30 Franken steigen, sollte der oppositionelle Grossaktionär mit seinen Forderungen durchkommen.

Aus dem hiesigen Handel wird mir einmal mehr von Spekulationen berichtet, wonach White Tale weitere Aktien zukaufe. Auch das würde die seit gestern zu beobachtenden Kursgewinne erklären...

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Nach der Finanzkrise von 2007/08 befand sich die europäische Unternehmenswelt lange in einer Art Schockstarre. Nach Jahren scheint sich diese nun endlich zu lösen.

Das bestätigen auch die Autoren eines Strategiepapiers aus dem Hause Morgan Stanley. Die Übernahme- und Fusionstätigkeit ziehe kontinuierlich an. Gleichzeitig würden so viele Konzernleitungswechsel und Bereichsverkäufe bekanntgegeben wie seit Jahren nicht mehr, so wissen sie zu berichten.

Den Strategen zufolge versprechen in Zukunft vor allem die Aktien derjenigen Unternehmen eine überdurchschnittliche Kursentwicklung, welche sich aus eigener Kraft aus der Problemsituation befreien können.

Auf der 35 Namen starken Liste der amerikanischen Investmentbank sind auch ABB, Credit Suisse, Richemont und Nestlé zu finden.

Kursvergleich der Aktien von ABB (rot), Richemont (grün) und Nestlé (violett) (Quelle: www.cash.ch)

Das kommt nicht von ungefähr, sitzen bei Nestlé, Credit Suisse und ABB doch für ihre aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Finanzinvestoren im Aktionariat. Wirklich Gewicht auf die Waage bringt allerdings nur Cevian Capital bei ABB mit einem Stimmenanteil von 5,3 Prozent. Die Erfolgsaussichten der beiden Hedgefonds Third Point bei Nestlé und RBR Strategic Value bei der Credit Suisse, mit ihren Forderungen durchzukommen, tendieren hingegen gegen Null.

Das schnelle Geld lässt sich mit den Aktien dieser vier Schweizer Unternehmen vermutlich nicht verdienen. Wer jetzt noch einsteigt, der braucht vor allem eines: viel Geduld.

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