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Die Fondsabteilung der Bank Vontobel scheint eine Schwäche für Spezialsituationen entdeckt zu haben. Nur so lässt sich der heute bekannt gewordene Einstieg bei Schmolz + Bickenbach erklären.

Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, hat sich die Zürcher Privatbank während der Kapitalerhöhung der letzten Tage mit 3,89 Prozent am Edelstahlhersteller beteiligt.

Über die Hintergründe des Einstiegs lässt sich vorerst nur spekulieren. Vermutlich erhofft man sich bei der Bank Vontobel eine von Deckungskäufen begleitete Kurserholung wie sie kurz vor dem Ende von Kapitalerhöhungen meist zu beobachten ist.

Schon im Mai dieses Jahres sorgte die Zürcher Privatbank für Schlagzeilen. Damals stieg sie während einer Kapitalerhöhung in zwei Schritten bei Meyer Burger ein und vereinte in der Spitze 6,16 Prozent der Stimmen auf sich. Nur einen Monat später reduzierte die Fondsabteilung der Bank Vontobel ihre Beteiligung wieder unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent.

Rückblickend betrachtet ist die Zürcher Privatbank bei Meyer Burger zu früh wieder ausgestiegen. Mit etwas Geduld hätte sie ihren Einsatz mehr als verdoppelt. Bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen mit ihrer Spekulation bei Schmolz + Bickenbach etwas mehr Fingerspitzengefühl beweisen. Das bisherige Verhaltensmuster lässt allerdings erahnen, dass die Bank Vontobel beim Edelstahlhersteller möglicherweise schon bald wieder Kasse macht.

Fantasie geht bei Schmolz + Bickenbach deshalb vor allem vom Einstieg des auf Turnaroundsituationen spezialisierten Milliardärs Marc Lasry aus. Lasry hat sich im Vorfeld der Bezugsrechtsemission mit 4,11 Prozent eingekauft.

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Seit Jahresbeginn haben die Namenaktien von Nobel Biocare und Straumann den breiten Markt weit hinter sich zurückgelassen. In beiden Fällen erhielten die Hersteller von Premiumimplantaten Vorschusslorbeeren für ihre Turnaroundanstrengungen. Denn nur so lässt sich ihre mittlerweile recht stolze Bewertung erklären.

In den letzten Tagen hatten die Papiere von Nobel Biocare und Straumann einen eher schweren Stand. Ein enttäuschender Quartalsbericht des Rivalen Biomet weckte Ergebnisängste. Während den Monaten Juni bis August hatte der privat geführte US-Medizinaltechnikkonzern im Geschäft mit Dentalimplantaten einen Umsatzrückgang von 5,1 Prozent auf 54 Millionen Dollar zu beklagen. Während sich der Absatz im Heimmarkt auf 2,8 Prozent verlangsamte, brach er ausserhalb der USA regelrecht ein.

Nicht immer erwies sich die Absatzentwicklung von Biomet als zuverlässiger Indikator für jene von Nobel Biocare und Straumann. Dennoch dürfte spätestens jetzt klar sein, dass die Nachfrageerholung im Markt für Dentalimplantate weiterhin auf sich warten lässt.

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Steuererleichterungen der chinesischen Regierung für die heimische Solarindustrie haben auch den Namenaktien von Meyer Burger frisches Leben eingehaucht. Immerhin erzielte das im bernischen Gwatt niedergelassene Solarzulieferunternehmen in Spitzenjahren mehr als 90 Prozent des Jahresumsatzes mit Grosskunden aus der Volksrepublik.

Die Neuigkeiten aus China dürften einmal mehr vor allem die Baissiers in Bedrängnis gebracht haben. Denn wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, schmolzen die Baisseengagements bei Meyer Burger in den letzten zwei Wochen auf knapp 10 Prozent aller ausstehenden Aktien.

Allerdings häufen sich die Anhaltspunkte dafür, dass die Kurserholung der letzten Wochen und Monate weit über das Ziel hinausschiesst. In einer Unternehmensstudie schreibt der für die Landesbank Baden-Württemberg tätige Verfasser, dass Meyer Burger im laufenden Jahr erneut Barmittel verbrennen wird. Und obschon der Experte in den Jahren 2014 und 2015 mit einem Umsatzwachstum von 60 respektive 40 Prozent rechnet, sagt er dem einstigen Börsenliebling in beiden Jahren trotzdem einen operativen Verlust vorher.

Der Experte stuft die Aktien von Meyer Burger in der Studie daher von «Halten» auf «Verkaufen» zurück. Vom neu 8,80 (6,35) Franken lautenden Kursziel lässt sich ein rechnerisches Abwärtspotenzial von 18 Prozent ableiten.