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Vor gut zwei Wochen konnten sich die dem Offenmarktausschuss der US-Notenbank angehörenden Mitglieder zu einer weiteren Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite durchringen. Ab dem laufenden Monat werden nur noch Schuldtitel im Gegenwert von monatlich 25 Milliarden Dollar über den offenen Markt gekauft. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit wird das ursprünglich mit 85 Milliarden Dollar im Monat dotierte Anleihenrückkaufprogramm im November auslaufen.

Über die letzten Jahre hat sich die Bilanzsumme der US-Notenbank auf 4‘000 Milliarden Dollar vervielfacht. Vermutlich ist diese jedoch schon heute leicht rückläufig, werden doch laufend Schuldtitel zur Rückzahlung fällig.

Während der geldpolitische Kurswechsel in den USA schon seit Monaten in Stein gemeisselt scheint, wollen sich die Zentralbankverantwortlichen in Bezug auf die Leitzinsen nicht so recht in die Karten blicken lassen. Offiziell ist erst gegen Ende nächsten Jahres mit einer Zinserhöhung zu rechnen. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses weibeln in den Medien jedoch schon für eine frühere Reaktion auf die zuletzt überraschend starken Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft.

In einer Strategiestudie versucht die Credit Suisse nun etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Während viele ihrer Berufskollegen schon anlässlich der Sitzung des Offenmarktausschusses vom Juni nächsten Jahres mit einer ersten Leitzinserhöhung rechnen, gehen die Studienverfasser erst im Laufe des dritten Quartals von einem solchen Schritt aus.

Dennoch sehen die Strategen ein erhebliches Risiko, dass die US-Notenbank ihre Zinsen früher als erwartet anheben wird. Diese Vermutung unterlegen die Experten mit den neugeschaffenen Stellen, den zuletzt zuversichtlichen Umfragen bei Unternehmenslenkern sowie der derzeitigen Fiskalpolitik, welche allesamt auf ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent oder mehr hindeuten. Ausserdem werde die amerikanische Wirtschaft voraussichtlich im Laufe des zweiten Quartals Vollbeschäftigung erreichen.

Die Strategen erklären auch gleich, was aus Anlegersicht zu tun ist, wenn die US-Notenbank die Leitzinsen früher als erwartet anhebt. Zuerst einmal raten sie dazu, Ruhe zu bewahren. Denn in der Vergangenheit hätten die Aktienmärkte frühestens vier Monate vor der ersten Zinserhöhung nach unten gedreht. Während die Märkte vor der Anhebung um durchschnittlich 3 Prozent zurückgefallen seien, hätten sie in der Zeit danach durchschnittlich 6 bis 11 Prozent verloren.

Die Experten raten zu Aktien von Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus dem Dollarraum, zumal sie mit einem signifikant schwächeren Euro rechnen. Als Gewinner eines solchen werden neben dem Pharmasektor auch SAP und Volkswagen genannt. Gleichzeitig setzen die Studienverfasser auf Aktien von Firmen mit einem hohen operativen Hebel und einem tiefen finanziellen Hebel wie Adecco, BT Group, Bpost oder Wolseley. Auch Retailbanken und Lebensversicherer wie Axa, Prudential oder Intesa sollten den Experten zufolge profitieren.

Im Gegenzug sollten Anleger Aktien von Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus Europa meiden. Dazu zählen die Strategen die Aktien aus den Bereichen Versorger, Telekommunikation und Immobilien. Rückschlagspotenzial bestehe im Falle einer Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank auch an den Schwellenländerbörsen von Brasilien, Südafrika und der Türkei sowie bei Aktien mit einer hohen Dividendenrendite.

Ich rechne in Übersee eher früher als später mit einem ersten Zinsschritt. Das nicht zuletzt aufgrund der höheren Vergleichsbasis für die amerikanische Teuerung vom Vorjahr, insbesondere bei den Lohnkosten. In Erwartung einer Abkoppelung der amerikanischen Zins- und Geldpolitik von jener Europas machen die von den Strategen der Credit Suisse genannten Handlungsempfehlungen durchaus Sinn.

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Als Transocean den Firmensitz Anfang 2010 in die Schweiz verlegte und hierzulande das Börsendebut feierte, wurde das Ölserviceunternehmen von den hiesigen Marktakteuren mit offenen Armen empfangen. Innerhalb nur weniger Jahre verkam der gefeierte Börsenstar allerdings zum Prügelknaben von Anlegern und Analysten. Erst im März fielen die an der Schweizer Börse gehandelten Namenaktien auf den tiefsten Stand in der Firmengeschichte.

Auch im laufenden Monat bekundeten die Papiere des einstigen Börsenlieblings sichtlich Mühe. Das nicht ohne Grund, gelangte doch die Deutsche Bank mit einer ziemlich ernüchternden Sektorenstudie an den Markt. In der Studie stuften die Verfasser die Aktien von Transocean von "Hold" auf "Sell" zurück und strichen das Kursziel auf 27 (45) Dollar zusammen (siehe Kolumne vom 5.8.2014).

Das scheint einige gewiefte Fondsmanager jedoch nicht von einem Einstieg abzuhalten. Gemäss einer Offenlegungsmeldung an die US-Börsenaufsicht SEC gehört der von Bruce Berkowitz verwaltete The Fairholme Fund zu den Neuzugängen im Aktionariat des Ölserviceunternehmens. Berkowitz gilt in Übersee mittlerweile als eine lebende Legende, versechsfachte sich sein Aktienfonds über die letzten 15 Jahre doch im Wert. Damit übertraf er den amerikanischen Aktienmarkt um ein Mehrfaches, was ihm bei Morning Star den Titel "Fondsmanager der Dekade" einbrachte.

Noch wird sich zeigen müssen, ob sich der Einstieg bei Transocean für Berkowitz ausbezahlt macht. Für die Aktionäre des Unternehmens ist der Neuzugang im Aktionariat in jedem Fall eine ermutigende Nachricht.