Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Am kommenden Dienstag läutet die UBS als erste der beiden Schweizer Grossbanken die Berichterstattungsrunde für das zurückliegende vierte Quartal ein. Nur wenige Tage später legt auch die Credit Suisse ihren Zahlenkranz vor. Noch ist unklar, ob die kürzlich von der Deutschen Bank abgegebene Gewinnwarnung auch wirklich auf hausgemachte Probleme zurückzuführen ist. Die Namenaktien der beiden Schweizer Grossbanken wurden jedenfalls nur am Rande für die Gewinnwarnung der Rivalin in Sippenhaft genommen.

Darf man den Experten der UBS Glauben schenken, dann wird die Credit Suisse nächste Woche mit einem durchzogenen Quartalsergebnis aufwarten. Auf Stufe operativer Gewinn sei die Welt im vierten Quartal voraussichtlich in Ordnung gewesen. Nach Abzug von Restrukturierungskosten in der Grössenordnung von 300 Millionen Franken, Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten von 500 Millionen Franken sowie einem buchhalterischen Verlust auf eigenen Verbindlichkeiten von 223 Millionen Franken bleibe unter dem Strich nur noch ein Reingewinn von 328 Millionen Franken übrig. Unter Ausklammerung aller dieser Sonderfaktoren sollte sich der eigentliche Reingewinn im Vergleich zum vorangegangenen Quartal allerdings von 700 Millionen auf 1,1 Milliarden Franken verbessert haben, so die Experten weiter.

Nach einer Abwärtsrevision der diesjährigen Schätzungen für den Gewinn je Aktie um 3,8 Prozent liegen die neuen Annahmen der UBS für ihre Platzkonkurrentin um ziemlich genau 13 Prozent unter den Konsensschätzungen.

Und auch mit ihren schon im Dezember gesenkten Dividendenerwartungen nehmen die Experten eine vergleichsweise vorsichtige Haltung ein. In Erwartung hoher Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und eines möglicherweise höheren Eigenmittelbedarfs rechnen sie für das vergangene Geschäftsjahr mit einer Dividende von 0,50 Franken je Aktie.

Dennoch werden die Aktien der Credit Suisse bei der UBS weiterhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 33,50 Franken zum Kauf empfohlen und zu den Sektorfavoriten gezählt. An dieser Stelle sei gesagt, dass die UBS bei der Credit Suisse nicht auf Gegenliebe stösst. Bei der Rivalin werden die Aktien der UBS mit dem Verweis auf hohe Rechtskosten gerademal mit «Neutral» und einem 12-Monats-Kursziel von 16,50 Franken eingestuft. Ein Ausblick auf die anstehende Ergebnisveröffentlichung liegt bis zur Stunde noch nicht vor.

Anders als ihre übrigen Mitbewerber verfügt die Credit Suisse über einen hohen Ergebnisbeitrag aus Nordamerika und aus dem Aktienhandel. Beide Faktoren sollten der Schweizer Grossbank im zurückliegenden vierten Quartal geholfen haben. Bleibt abzuwarten, was die Credit Suisse alles an einmaligen Aufwendungen ins Ergebnis einpackt.

***

Mitte Januar kosteten die Namenaktien von Swiss Life erstmals wieder mehr als 200 Franken. Die Freude der Aktionäre währte allerdings nicht lange, notieren die Papiere des in Zürich beheimateten Lebensversicherungskonzerns mittlerweile doch wieder darunter.

In den letzten Tagen meldeten sich vermutlich gerade deshalb zwei Experten unabhängig voneinander mit verteidigenden Kommentaren zu Wort. Der für Vontobel tätige Verfasser einer Sektorstudie bekräftigte seine Kaufempfehlung für die Aktien und hob das Kursziel auf 230 (225) Franken an. Seines Erachtens werden die Bemühungen zur Stärkung der Bilanz und die anhaltende Wachstumsdynamik, insbesondere im Schweizer Kollektivversicherungsmarkt, sowie bessere Dividendenaussichten die Papiere stützen. Auf Basis des voraussichtlichen Buchwerts sei die Bewertung noch immer günstig.

Auch sein für die MainFirst Bank tätiger Berufskollege macht im Kollektivversicherungsmarkt gute Wachstumsmöglichkeiten aus. Anders als viele Mitbewerber habe Swiss Life in diesem Geschäftszweig in Zukunft einen substanziell tieferen Reservierungsbedarf, was den Aktionären nicht ungelegen komme. Der Experte erhöht seine Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 8 Prozent. Seine neuen Annahmen liegen zwischen 11 und 30 Prozent über den jeweiligen Konsensschätzungen. Die Aktien werden mit «Outperform» und einem Kursziel von neu 235 (215) Franken zum Kauf empfohlen.

Interessant ist, dass die MainFirst Bank die Schweizer Versicherungsgesellschaften als Gewinner aus der Reform der hiesigen Sozialwerke hervorgehen sieht. Dessen bin ich mir noch nicht ganz so sicher, gibt es auf politischer Ebene doch Vorstösse, welche die Attraktivität dieses Geschäftsbereichs deutlich schmälern könnten.

Auf der anderen Seite muss ich eingestehen, dass sich die Dividendenaussichten bei Swiss Life über die letzten Monate aufgehellt haben. Der Lebensversicherungskonzern könnte deshalb früher als gedacht auf eine aktionärsfreundlichere Dividendenpolitik umschwenken. An die Dividendenrendite anderer Schweizer Versicherungsaktien wie Swiss Re oder der Zurich Insurance Group werden jene von Swiss Life dennoch bei weitem nicht herankommen.