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Wie ich am Montag berichtete, verwies die UBS den Schweizer Aktienmarkt im Attraktivitäts-Ranking jüngst auf den undankbaren letzten Platz. Den Vorwurf, einen Hang zu Aktien aus der Heimat zu haben, muss sich die grösste Schweizer Bank deshalb wohl nicht anhören.

Kritik könnte ihr zumindest aber die mangelnde "unité de doctrine" einbringen. Denn während die Strategen der UBS vor der schier erdrückenden Dominanz der Valoren von Nestlé, Roche und Novartis warnen, preisen die Kollegen der Aktienanalyse zwei der drei Indexschwergewichte (Nestlé, Roche) zum Kauf an - getreu dem Motto: Das eine tun und das andere nicht seinlassen.

Doch damit nicht genug: In einem einmal wöchentlich erscheinenden Strategiepapier mit dem aussagekräftigen Titel "Top Ten Crowded Trades" bezeichnet die Grossbank die Nestlé-Aktie als die am zweithäufigsten von aktiven Fonds-Managern in ihren Portfolios untergewichtete Aktie weltweit. Erhebungen der Autoren um Paul Winter zufolge ist die Untergewichtung gegenüber letzter Woche sogar grösser geworden.

Die Nestlé-Aktien sind zuletzt vom Rekordhoch zurückgefallen (Quelle: www.cash.ch)

Sein Kollege Nik Oliver meldet sich hingegen von einem Treffen mit rund 30 Grossinvestoren in New York und Boston zurück. Den mittlerweile hohen Bewertungen zum Trotz berichtet er von einem regen Interesse dieser Investoren an europäischen Nahrungsmittelaktien. Ganz besonders angetan hätten es ihnen jene von Nestlé, so schreibt der Analyst. Er bezeichnet die Papiere des Traditionsunternehmens aus Vevey gar als Lieblingskind der Anleger und begründet dies einerseits mit der zu erwartenden Wachstumsbelebung sowie andererseits mit der grundsoliden Bilanz.

Eine Bank, vier einander zumindest in gewissen Teilen widersprechende Meinungen. Wie sich die Kundinnen und Kunden der grössten Schweizer Bank in diesem Meinungs-Dschungel noch zurechtfinden sollen, ist mir ein Rätsel. Dass auch andere Banken - unter ihnen die ewige Erzrivalin Credit Suisse - mit dieser Problematik zu kämpfen haben, dürfte allenfalls ein schwacher Trost sein.

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Über das Wochenende meldete sich Etienne Jornod in den Finanzmedien zu Wort. Wie schon bei früheren Gelegenheiten geizte der langjährige Verwaltungsratsvorsitzende von Vifor Pharma nicht mit optimistischen Aussagen zur Geschäftsentwicklung.

Jornod zufolge entwickelt sich insbesondere die Zusammenarbeit mit der deutschen Fresenius Medical Care im Bereich der Dialyse sehr gut. Ausserdem will er den Erfolg der letzten Jahre mit den Medikamenten gegen Eisenmangel mit dem teuer erkauften Kaliumbinder Veltassa wiederholen.

An der Börse liess die Reaktion auf diese Aussagen nicht lange auf sich warten. Alleine am Montag schoss der Kurs der Aktien in der Spitze um mehr als 6 Prozent nach oben und stieg tags darauf dank Anschlusskäufen auf ein neues Jahreshoch.

Kurssprung der Vifor-Aktien nach den Aussagen Jornods vom Wochenende (Quelle: www.cash.ch)

So weit, so gut. Dass sich am Dienstag ein nicht namentlich bekanntes Verwaltungsratsmitglied den Kurssprung nutzte und sich von 250 Aktien trennte, ist allerdings etwas unschön. Noch am Freitag hätte der Titelverkäufer nicht wie der Schweizer Börse SIX gemeldet 40'270 Franken, sondern keine 39'000 Franken gelöst. Wäre ich der besagte Verwaltungsrat, ich würde Jornod vermutlich eine Kiste guten Rotweins mit einem Dankeskärtchen ins Büro stellen.

Die Betragshöhe mag zwar vernachlässigbar erscheinen. Vielleicht hätte der Titelverkäufer aber anstandshalber besser noch ein paar Tage zugewartet.

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