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Kurz vor meiner Abreise vom Flughafen Bern-Belpmoos aus in Richtung Palma de Mallorca berichtete ich von einem beliebten deutschen Investorenbrief mit dem Übernamen "Düsseldorfer", nachdem sich dessen Autoren in einen regelrechten Kaufrausch hinein geschrieben hatten. Mit einer nicht weniger als 10 Aktien aus der Schweiz starken Einkaufsliste warteten sie damals auf – von "A" wie Autoneum über "F" wie Feintool bis "V" wie VAT Group. Ich verglich das Verhalten der Autoren mit dem des kleinen Buben im grossen Süssigkeitenladen.

In ihrer neusten Ausgabe vom vergangenen Donnerstag legen sie nun mit weiteren Kaufempfehlungen nach. Neben den Valoren des Hörgerätespezialisten Sonova preisen sie erneut auch jene des Sorgenkinds AMS Osram zum Einstieg an.

Die milliardenschwere Übernahme von Osram durch AMS sei zwar schon vor drei Jahren umstritten gewesen, wie die Autoren einräumen. Geplant sei, die zusammengeführte Firma zu einem Sensorenhersteller von Weltrang zu machen. Derzeit werde für 800 Millionen Euro eine Fabrik für Displaytechnik in Malaysia hochgezogen.

Eigentliches Kaufargument der Autoren ist allerdings das tiefe Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,45 – worin man in den Redaktionsräumen des Investorenbriefs ein nurmehr geringes Restrisiko sieht.

Wer der Empfehlung noch selbentags Folge leistete, den erwartete keine 24 Stunden später eine kalte Dusche. Denn der Sensorenhersteller aus dem österreichischen Unterpremstätten wartete am frühen Freitagmorgen nicht nur mit einem enttäuschenden Zahlenkranz fürs zurückliegende zweite Quartal, sondern auch gleich noch mit überraschend schwachen Margenvorgaben fürs Folgequartal auf. Die Quittung liess nicht lange auf sich warten, wurde AMS Osram an der Börse doch mit einem Minus von bis zu 10 Prozent abgewatscht.

Kursentwicklung der AMS-Aktien rund um die Zahlenveröffentlichung herum (Quelle: www.cash.ch)

Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht: Mir war nämlich bewusst, dass es sich nicht um die erste Kaufempfehlung der Autoren für die Valoren des Sorgenkinds handelt. Die letzte solche geht auf Ende Mai zurück, als sogar noch Kurse von 10 Franken und mehr bezahlt wurden.

Ich schrieb damals:

...und...

Dass Firmenchef Alexander Everke geht oder gehen muss behaupten die Autoren auch jetzt wieder. Vermutlich handelt es sich um dieselbe Fehlinterpretation seines Einzugs in den Aufsichtsrat des Chipherstellers AMSL wie schon Ende Mai.

Schon als sich vor drei Jahren die Anhaltspunkte für ein Interesse von AMS an Osram zu verdichten begannen, vermutete ich hinter dem milliardenschweren Übernahmeangebot so etwas wie eine Verzweiflungstat Everkes. Spätestens seit dem Wegbrechen wichtiger Aufträge beim amerikanischen Grosskunden Apple fühle ich mich in dieser Vermutung bestätigt.

Dass die Aktien von AMS Osram jenen anderer Sensorenherstellern seit Jahren weit hinterher hinken sagt mir zudem, dass die Übernahme masslos überzahlt war und mit ihr sogar Aktionärswerte vernichtet wurden – selbst wenn die Firmenverantwortlichen stets etwas anders behaupteten.

Eine Stop-Loss-Limite haben die Autoren des deutschen Investorenbriefs übrigens noch nicht kommuniziert. Mit anderen Worten: Sie sind bei den Aktien des Sensorenherstellers noch immer im Rennen...

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