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Die Zurich Insurance Group kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus: Nach dem Ableben von CFO Pierre Wauthier tritt der Verwaltungsratspräsident Joe Ackermann mit sofortiger Wirkung zurück. In der Folge schickt der Markt die Namenaktien des Versicherungskonzerns noch einmal auf Talfahrt.

Mir gegenüber bezeichnen Händler den Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten als Verlust für das Unternehmen. Ackermann sei durch seine früheren Tätigkeiten gut vernetzt gewesen. Ausserdem sei er gerade im angelsächsischen Raum sehr beliebt gewesen.

Nach seinem Abgang bei der Deutschen Bank war Ackermann nicht unumstritten. Dennoch erachte auch ich den heutigen Rücktritt als Rückschlag für die Zurich Insurance Group, verliert der Versicherungskonzern doch einen charismatischen Präsidenten. Es dürfte deshalb eine ganze Weile dauern, bis sich der Markt wieder auf fundamentale Gegebenheiten konzentrieren wird.

Auch die jüngsten Ergebnisenttäuschungen und die ambitiösen Mittelfristziele sprechen dafür, dass das Martyrium der Aktionäre noch nicht ausgestanden ist. Es ist anzunehmen, dass sich die Zurich Insurance Group anlässlich des für den 5. Dezember angesetzten Investorentages neue und möglicherweise weniger ambitiöse Ziele gibt.

Dennoch halte ich den jüngsten Kursrückschlag für übertrieben. Denn die Analystenschätzungen für die nächsten Jahre nehmen eine Überarbeitung der Mittelfristziele bereits vorweg. Und von der aus heutiger Sicht nachhaltigen Dividende lässt sich eine überaus attraktive Rendite von 7,4 Prozent ableiten. Und wer weiss, vielleicht kann der einstige Börsenliebling seine Ertragskraft eines Tages ja doch noch voll entfalten. Wie sagt man doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Während sich andere Pharmaunternehmen in den letzten Jahren auf ihr Kerngeschäft konzentrierten, ging Novartis einen anderen Weg. Durch mehrere Grossübernahmen entstand in Basel ein breit abgestütztes Gesundheitskonglomerat. Aus Sicht der Aktionäre hat sich die Diversifikationsstrategie allerdings bis heute nicht ausbezahlt.

Ende Januar diesen Jahres gab mit Daniel Vasella der Architekt der Diversifikationsstrategie seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat bekannt. Kein Wunder wurden die Namenaktien an diesem Tag mit einem kleineren Kursfeuerwerk belohnt.

Noch lässt sich der Nachfolger Jörg Reinhardt nicht so recht in die Karten blicken. Ob Novartis an der bisherigen Struktur festhalten wird, steht in den Sternen. Erst vor wenigen Tagen versuchte Vasella, seinem Nachfolger über die britische Finanzpresse diesbezüglich ins Gewissen zu reden.

Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann wächst der Druck seitens der Aktionäre immer stärker. In einer aktuellen Unternehmensstudie rechnet der für Société Générale tätige Verfasser mehrere mögliche Szenarien zur Schaffung von Aktionärswerten durch:

Szenario 1: Novartis verkauft das Impfstoff- und Diagnostikgeschäft und trennt sich vom Tiergesundheitsbereich sowie von Teilen des Generikabereichs.

Szenario 2: Darüber hinaus verkaufen die Basler auch noch die an Roche gehaltene Beteiligung sowie das zuvor wieder auf Kurs gebrachte Konsumgeschäft.

Unter Szenario 1 rechnet der Experte mit einem Verkaufserlös nach Steuern von 12,5 Milliarden Dollar, unter Szenario 2 sogar mit 38,3 Milliarden Dollar. Eine Gewinnverwässerung könne das Basler Gesundheitskonglomerat durch Sonderdividenden und/oder Aktienrückkäufe mehr als wettmachen.

Je nach Verkaufserlös und dessen Verwendungszweck kommt der für die Société Générale tätige Experte für die Aktien von Novartis auf einen fairen Wert von bis zu 96 Franken, was einem Aufwärtspotenzial von ziemlich genau 40 Prozent entspräche. Offiziell werden die Papiere beim französischen Bankinstitut mit einem erst kürzlich auf 82 Franken erhöhten 12-Monats-Kursziel zum Kauf empfohlen.

Ich bin gespannt, ob das Basler Unternehmen unter seinem neuen Verwaltungsratspräsidenten auf einen aktionärsfreundlicheren Kurs einschwenkt. Falls ja, ist aus Aktionärssicht für reichlich Fantasie gesorgt.