Eine tragende Säule von Heraklits philosophischem Gedankengebäude war der Glaube, dass das Universum vom Wandel angetrieben wird: „Alles fliesst, nichts bleibt“. Fast zweieinhalbtausend Jahre später wird die Unbeständigkeit finanzieller, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Bedingungen nicht nur allgemein akzeptiert, sondern gilt als etwas, das wir in einen Vorteil ummünzen können.

Im vergangenen Jahrzehnt haben Investoren mit exponentieller Geschwindigkeit immer neue Lehren aus der Krise gezogen, wobei Asset-Manager der Entwicklung stets einen Schritt voraus sein mussten, um zu überleben. Im Einklang mit Heraklits Postulat wurden dabei die Anlagetätigkeit der Kunden und die Beziehungen zwischen Asset-Managern und ihren Kunden einem fundamentalen Wandel unterworfen.

Asset-Manager können nicht mehr wahllos beliebige Produkte von der Stange verkaufen und müssen für ihre Verwaltungsvergütungen mehr als eine reine Investmentperformance abliefern. Erfolgreiche und vorausschauende Asset-Manager haben ihr Angebot um so genannte Solutions-Produkte erweitert. Um was handelt es sich dabei eigentlich? Was treibt diese Entwicklung an?

Wir definieren Solutions als Denkweise, als Mentalität, die auf die Erfüllung der zunehmend komplexen Anlegererwartungen fokussiert ist. In einer Welt, in der die Verantwortung des Einzelnen für eine langfristige finanzielle Vorsorge steigt, ist die Verlagerung auf ein ergebnisorientiertes Vorgehen logisch. Die relative Performance verliert dadurch zwar nicht an Bedeutung, aber sie allein greift häufig zu kurz!

Seit der globalen Finanzkrise haben die Investoren die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass vermeintlich „sichere“ Anlagen wie z.B. Anleihen häufig mit unerwünschter Volatilität und niedrigen Erträgen verbunden sind, und dass sogar Barmittel ein Kapitalrisiko aufweisen können. Diese bittere Realität in Verbindung mit der strengeren Regulierung und der steigenden Komplexität von Investments wie z.B. alternativen Anlagen hatte eine Reihe struktureller Veränderungen in der Vermögensverwaltungsbranche zur Folge.

Angesichts der derzeit extrem niedrigen Renditen möchten „wertorientierte“ Anleger wissen, welchen Preis sie für die eingegangenen Risiken und gebotenen Renditen zu zahlen haben. Kostengünstige börsennotierte Indexfonds (ETFs, Tracker) haben sich einen relativ grossen Anteil am Kuchen gesichert. So ist der von ihnen in den USA verwaltete Anlagenbestand zwischen 2002 und 2014 von USD 100 Milliarden auf USD 2 Billionen gestiegen, wie aus den vom Investment Company Institute erhobenen Daten hervorgeht. Stark im Kommen sind zudem auf Risikoprämien fokussierte Anlagelösungen, auch bekannt als „Smart Beta”. Schwierige Zeiten also für globale, aktive Bottom-up-Manager, die auf intensives Eigenresearch setzen!

Was haben sie diesem Trend entgegenzusetzen?

Erstens sind Indexfonds und „Smart Beta”-Produkte kein Allheilmittel. Deshalb gewinnt die Asset-Allokation als Renditefaktor immer mehr an Bedeutung, aber die Wahl der richtigen Märkte und der Aufbau eines perfekten Mix aus Anlagen erfordern die Spezialkompetenzen eines aktiven Managers. Gut gemanagte Multi-Asset-Portfolios gewährleisten eine ausreichende Diversifikation der Anlageklassen sowie eine höhere Zuverlässigkeit und Stetigkeit der Performance, vor allem wenn der Mix alternative Anlagen enthält.

Zweitens schrecken „ergebnisorientierte“ Anleger, vor allem solche, die für ihren Ruhestand vorsorgen, vor „Beta“-Produkten zurück, da diese die Auf- und Abwärtsbewegungen herkömmlicher Indizes sowohl aktiv als auch passiv nachbilden. Vielmehr gewinnen ergebnisorientierte Produkte, die persönliche Ziele wie Kapitalerhalt in den Vordergrund stellen, z.B. wachstums- und ertragsorientierte Fonds, enorm an Beliebtheit.

Drittens streben institutionelle Investoren und Finanzintermediäre verstärkt „strategische Partnerschaften“ mit Asset-Managern an, von denen sie Unterstützung bei der Erreichung ihrer Anlageziele, bei der Navigation durch die Komplexität der Märkte, die Beratung durch Spezialisten, die Ausarbeitung massgeschneiderter Lösungen und/oder das Outsourcing von Anlagetätigkeiten und der dazugehörigen Aktivitäten erwarten. Eine enge Koordination zwischen den Investment- und Kundenbetreuungsteams der Asset-Manager ist in dieser Hinsicht von vitaler Bedeutung, da derartige Partnerschaften eine umfassende Kenntnis der spezifischen Branche des Kunden erfordern. Beispiele hierfür sind die Unterstützung für Versicherungsgesellschaften und Angebote für Vermögensverwalter. Last but not least verlangen „technologieaffine“ Investoren digitalen Zugang zu Finanzinformationen sowie digitale Beratung und zur Optimierung des Chancenspektrums, der Transparenz und der Bequemlichkeit die Möglichkeit, online zu investieren.

Im Klartext: ein „Solutions“-Ansatz ist die unabdingbare Voraussetzung für das Überleben in der heutigen Vermögensverwaltungsbranche. Ein erfolgreiches „Solutions“-Angebot erfordert solide Multi-Asset-Kompetenzen unter Einbeziehung alternativer Anlagen, die Fähigkeit zur Auslegung und Erreichung ergebnisorientierter Zielvorgaben und zur Entwicklung massgeschneiderter Lösungen sowie Relevanz als Outsourcing-Partner für institutionelle Anleger und Finanzintermediäre nebst einem elektronischen Zugang für die Investoren.

Wenn man dann noch Heraklits Postulat nach dem stetigen Wandel beherzigen möchte, gilt es, kulturellen und organisatorischen Veränderungen flexibel Rechnung zu tragen. Das ist es, was erfolgreiche Asset-Manager von denjenigen unterscheidet, die „unter ferner liefen“ zu finden sind. Für viele heisst die Lösung jetzt einfach „Solutions“.