Wenn sich Aktien- und Bondkurse in die gleiche Richtung bewegen, wie es in den vergangenen Monaten immer wieder der Fall war, wird besonders deutlich: Dass Investoren vermehrt Privatmarktanlagen nutzen, hat einen guten Grund. Denn solche Vermögenswerte sind historisch betrachtet nur gering mit traditionellen Anlageklassen korreliert. Das kann zusätzliche Stabilität ins Portfolio bringen.

Gerade auch Infrastrukturinvestments erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Denn deren Ertragsströme beruhen in der Regel auf langfristigen Verträgen – und sind damit besonders berechenbar. Zudem sind die laufenden Erträge, wie beispielweise Mautgebühren bestimmter Strassen, weitestgehend vor einer möglichen Inflation geschützt. 

Die Finanzierungslücke eröffnet Anlagechancen

Der weltweite Bedarf an Infrastrukturinvestitionen beläuft sich bis 2035 auf 3,7 Billionen Dollar pro Jahr. Berücksichtigt man zudem die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (UN SDGs), kommt jährlich etwa eine Billion Dollar hinzu. Angesichts sinkender öffentlicher Ausgaben ergibt sich der Beratungsgesellschaft McKinsey zufolge eine geschätzte Finanzierungslücke von 5,5 Billionen Dollar bis 2035. Investoren können diese Lücke schliessen und dabei vielfältige Anlagechancen nutzen.

Der Begriff „Infrastruktur“ weckt vielleicht zunächst die Vorstellung von Verkehrsnetzen, Bauwerken, Kanälen, Wasserleitungen und Stromversorgungssystemen. Das entspricht der traditionellen Definition, doch auch der Infrastruktursektor nimmt neue Formen an. Deshalb sollten Investoren die Digitalwirtschaft als eigenständigen Infrastruktursektor betrachten. 

Digitale Infrastruktur erbringt unverzichtbare Leistungen

Digitale Infrastruktur umfasst alles von den Mobilfunkstationen für den mobilen Datenverkehr über Glasfasernetze zur Verbindung von Unternehmen und Wohnungen bis hin zu den Rechenzentren, in denen Unternehmen und Organisationen ihre kritischen Computernetzwerke und Speicherkapazitäten unterbringen. Diese Infrastruktur erbringt Leistungen, die dem Wirtschaftswachstum und der Produktivität dienen. Daher gelten sie als unverzichtbar für funktionierende und moderne Volkswirtschaften.

Rechen- und Datenzentren kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Sie bilden seit nunmehr 30 Jahren das Herzstück der Wirtschaft und bieten heute mehr denn je die kritische Infrastruktur, die zum Beispiel Fernarbeit, Fernstudium und TV-Streaming ermöglicht. Gleichzeitig erfordert die florierende Digitalwirtschaft inzwischen Rechenzentren anderer Art. Denn aufgrund des rasanten Wandels, der sich in diesem Sektor seit rund 20 Jahren vollzieht, können die im vorigen Jahrhundert geschaffenen Netze ihren Zweck nicht mehr optimal erfüllen. 

Aussicht auf langfristiges Wachstum und planbare Erträge

Deshalb sind zur Gewährleistung reibungsloser Wirtschaftsabläufe und künftigen Wachstums Investitionen nötiger denn je. So ist der Ausbau des Glasfasernetzes auch im Europäischen Konjunkturprogramm verankert, welches einen Internetanschluss für jeden EU-Bürger vorsieht. Da der erforderliche Umbau der digitalen Infrastruktur riesige Mengen an Kapital erfordert, eröffnet er auch Chancen für Anleger. Besonders interessant ist dabei die Aussicht auf langfristiges Wachstum und planbare laufende Erträge, weitgehend unabhängig vom allgemeinen Marktumfeld. Schliesslich handelt es sich um langlebige Wirtschaftsgüter, die unverzichtbare Leistungen erbringen und in denen automatische Vertragsverlängerungen üblich sind. 

Digitale Infrastruktur wird ESG-Kriterien gerecht

Darüber hinaus ermöglichen Investments in digitale Infrastruktur, Umwelt- und soziale Kriterien sowie Aspekte der Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Governance – kurz ESG) zu berücksichtigen. Zwar steigen die erforderlichen Rechenleistungen und Kapazitäten der Datenzentren mit zunehmender Nachfrage. Doch gleichzeitig ermöglichen innovative Lösungen, den dafür erforderlichen Energieverbrauch weitestgehend konstant zu halten (siehe Grafik). Ein gutes Beispiel dafür ist das norwegische Unternehmen Lefdal Mine Datacenter (LMD). LMD unterhält ein „grünes“ Datenzentrum in einer unterirdischen Mine an der Küste Südnorwegens, das kaltes Meerwasser aus einem nahen Fjord zur Kühlung nutzt und mit erneuerbarer Energie betrieben wird. 

Grafik: Energieeffizienz von Datenzentren steigt 


Aus ökologischer Sicht ist dieses Datenzentrum durch seinen reduzierten Energieverbrauch und die Nutzung emissionsfreier Energie interessant. Und auch darüber hinaus wird es den zunehmenden ESG-Anforderungen von Investoren gerecht: So leistet es aus sozialer Sicht einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum, kreiert Arbeitsplätze und schafft die technischen Voraussetzungen für Chancengleichheit, beispielsweise durch den Zugang zur Online-Bildung. Die damit verbundenen positiven Effekte lassen sich den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung direkt zuordnen.

So wird der digitale Infrastruktursektor zum Treiber technologischen Fortschritts und nachhaltiger Entwicklung – und trägt dazu bei, Portfolios zukunftsfähig aufzustellen.