Wäre es nach dem deutschen Kaiser Wilhelm II gegangen, die Menschheit würde heute noch in Kutschen umherfahren: «Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung», soll der Monarch einst gesagt haben. Was für ein Irrtum. Das Auto ist längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden. 5.6 Millionen motorisierte Fahrzeuge gibt es allein in der Schweiz, davon 4.3 Millionen Personenkraftwagen. Der weltweite Kraftfahrzeugbestand, bestehend aus Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Bussen, beläuft sich nach Angaben des Weltautomobilverbands OICA auf rund 1.1 Milliarden Fahrzeuge. Seit 1950 hat sich das Volumen damit versechzehnfacht, seit 1930 sogar verdreissigfacht. Wie war dieses dynamische Wachstum möglich?

Ein wichtiger Punkt in der Erfolgsgeschichte des Automobils liegt sicherlich im technischen Fortschritt und den immer effektiveren Produktionsmethoden. Das machte es möglich, dass aus einem einst kaum erschwinglichen Luxusgut ein massentaugliches Alltagsprodukt wurde. In der Schweiz besitzt statistisch gesehen mehr als jeder zweite Bürger ein eigenes Fahrzeug. Berücksichtigt man nur die Personen ab 18 Jahren kommen auf zehn Schweizer sogar acht Autos. Angeführt wird die Rangliste der Pkw-Dichte allerdings von anderen Ländern. Es sind die europäischen Zwergstaaten Gibralta, Monaco und Luxemburg mit Werten von jeweils mehr als 700 Autos auf 1’000 Einwohnern.

Stagnation in den USA
Im vergangenen Jahr wurden weltweit 81.7 Millionen Fahrzeuge (Personenkraftwagen & kleinere Nutzfahrzeuge) verkauft. Im Jahr 2005 lag diese Zahl lediglich bei 65.4 Millionen Fahrzeugen. Damit ist die Autobranche seither um ein Viertel gewachsen. Das ist eine beachtliche Rate, wenngleich die Weltwirtschaft im gleichen Zeitraum mit einem Plus von rund 57 Prozent noch stärker zugelegt hat. Allerdings zeigt die Entwicklung auch, dass der Autosektor sehr zyklisch ist. Im Rezessionsjahr 2009 gingen die weltweiten Verkäufe von 68.1 auf 65.4 Millionen Fahrzeuge zurück. Besonders spannende Informationen liefert ein Blick in die Länderstatistik. Demnach wurden in den USA im vergangenen Jahr 14.8 Millionen Fahrzeuge verkauft, das sind immerhin 18 Prozent des weltweiten Absatzes. Allerdings stagniert der US-Markt seit Jahren. Denn ähnlich hoch waren die Verkäufe in den Vereinigten Staaten schon in den späten 1970er-Jahren. Das beste Jahr in der US-Geschichte war übrigens 2000 mit 17.8 Millionen abgesetzten Pkws und Light Trucks.

Ebenfalls gesättigt sind die meisten westeuropäischen Märkte und Japan. Zum Beispiel lagen die Verkaufszahlen in Deutschland im Zeitraum zwischen 2005 und 2012 zwischen 3.2 und 3.7 Millionen Fahrzeugen, sieht man einmal vom Jahr 2009 ab, als die Autobranche in Deutschland durch die Abwrackprämie eine Sonderkonjunktur erlebte. Woher das weltweite Wachstum in der Automobilbranche in den vergangenen Jahren kam, ist kein grosses Geheimnis: In Schwellenmärkten wie China, Indien oder Brasilien boomt das Geschäft. So wurden in Indien im vergangenen Jahr 3.6 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit mehr als in Deutschland. In Brasilien lag der Absatz sogar bei 3.8 Millionen Wägen. Unangefochtener Spitzenreiter ist aber das Reich der Mitte. Dort durften sich 2012 mehr als 19 Millionen Bürger über ein neues Fahrzeug freuen. Damit ist China deutlich vor den USA der grösste Automarkt der Welt.

China im Geschwindigkeitsrausch
Trotzdem ist das Marktpotenzial in China noch lange nicht ausgereizt, theoretisch zumindest. Denn mit einer Pkw-Dichte von gerade einmal 30 Fahrzeugen je 1’000 Einwohner hat die Volksrepublik noch gewaltigen Nachholbedarf zu den westlichen Industriestaaten, wo auf mehr als jeden zweiten Einwohner ein zugelassener Pkw kommt. Allerdings sei angemerkt, dass sich die Pkw-Dichte in China von Region zu Region sehr unterscheidet. So liegt sie in Peking bereits bei 217 Autos je 1’000 Einwohner, während die Rate in der Provinz Jiangxi lediglich ein Zehntel dessen beträgt. Ungeachtet davon träumen die Automobilkonzerne von «goldenen Wachstumszeiten». So geht eine Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) davon aus, dass in China bis zum Jahr 2020 mehr als 28 Millionen Fahrzeuge jährlich verkauft werden. In Indien, so die Prognose, werden es dann 6.8 Millionen Neuwagen sein, in Brasilien 5.2 Millionen Stück. Auch Russland wird Schätzungen zufolge kräftig zulegen. Den Analysten von BCG gehen davon aus, dass der Automarkt des Landes bis zum Jahr 2020 um durchschnittlich 6% pro Jahr wächst. Mit 4.4 Millionen verkauften Fahrzeugen wäre Russland dann der grösste Automarkt Europas, noch vor Deutschland, und der fünfgrösste Markt der Welt. Schon 2018, so das Ergebnis einer anderen, von Volkswagen in Auftrag gegebenen Studie, werden jährlich mehr als 100 Millionen Fahrzeuge abgesetzt, davon 65% in den Schwellenländern. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag diese Quote lediglich bei 28%.

Alternative Techniken und Vertriebsformen
Die Marktprognosen hören sich sehr beeindruckend an, allerdings gibt es einen Haken. Denn wie die zum Teil katastrophale Verkehrssituation in Chinas Millionenstädten belegt, wächst der Absatz schneller als die Infrastruktur und das könnte die Politik dazu veranlassen, den Markt zu regulieren. Die Regierung im Reich der Mitte machte es mit einer Beschränkung der Zulassungszahlen für Metropolen wie Peking bereits vor. Aber nicht nur das stundenlange Stehen im Stau verdirbt den Menschen in den Hauptstädten die Lust am Fahren, auch die damit verbundene Luftverschmutzung stellt sich immer mehr als Problem heraus. In Metropolen wie Peking sind die Zustände zum Teil schon unerträglich. Vor diesem Hintergrund sind die Automobilkonzerne gerade dabei sich selbst neu zu erfinden. Mittlerweile gibt es kaum mehr einen Hersteller, der nicht auf umweltschonende Technologien setzt, angefangen von effizienteren Motoren über Hybrid-Antriebe bis hin zum kompletten Elektromobil. Den letzteren Weg geht zum Beispiel BMW mit seinem i3. Aber auch im Vertrieb ist BMW dabei – wie andere Anbieter auch – neue Strategien zu erproben. Insbesondere der Verkauf über das Internet hat es dem Konzern angetan. Die Erwartungen und Bedürfnisse unserer Kunden würden sich verändern, heisst es aus der Konzernzentrale in München. Dem wolle man Rechnung tragen. Eine Untersuchung des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen unter Leitung des renommierten Autoexperten Professor Ferdinand Dudenhöffer scheint BMW Recht zu geben. Demnach werden die Online-Verkäufe in den kommenden Jahren zulegen. Profitieren werden davon auch die Konsumenten. Wie die Studie ergeben hat, zahlt der Autokäufer im klassischen Autohaus EUR 2’500 (CHF 3’088) mehr als beim Erwerb übers Internet. Zu den Verlierern dieses Trends gehören allerdings die Händler. Ihre Zahl dürfte daher weiter abnehmen.

Toyota vor GM und Volkswagen
Ein weiterer Trend im Automobilsektor ist die anhaltende Konsolidierung. Gab es im Jahr 1964 noch 52 unabhängige Autohersteller (OEM) waren es 1980 nur noch 30 und 2000 gerade einmal 12. Immer weniger Anbieter teilen sich also den Markt auf. Der weltweit grösste Produzent ist derzeit Toyota. Nach Jahren der Krisen haben die Japaner im Jahr 2012 rund 9.7 Millionen Fahrzeuge verkauft, so viel wie kein anderer Hersteller. Auf Platz zwei folgt der US-Riese General Motors (GM) mit 9.3 Millionen abgesetzten Autos, gefolgt von Volkswagen mit 9.1 Millionen Fahrzeugen. Allerdings könnte sich diese Rangfolge bald ändern, zumindest wenn es nach Volkswagen geht. Das in Wolfsburg beheimate Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2018 mehr als zehn Millionen Autos pro Jahr zu verkaufen und bis dahin zum grössten Autobauer der Welt aufzusteigen. Dass die Wachablösung sogar schon früher erfolgen könnte, zeigt eine Prognose  der Marktforschungsgesellschaft IHS Automotive. Nach deren Einschätzung wird Volkswagen bereits 2014 knapp zehn Millionen Fahrzeuge weltweit verkaufen und gleichauf mit Toyota liegen oder sogar leicht vor dem Konkurrenten aus Fernost. In den Folgejahren werde Volkswagen den Abstand ausbauen können. 2018 erwartet IHS einen VW-Absatz von weltweit rund 11.5 Millionen Fahrzeugen, Toyota sieht der Marktforscher bei deutlich über zehn Millionen Fahrzeugen.

Profitabel, profitabler, Porsche
Absatzzahlen mögen für die Beurteilung eines Autokonzerns zwar hilfreich sein, letztendlich kommt es aber darauf an, was unter dem Strich übrig bleibt. Und je grösser ein Konzern, umso schwieriger ist er zu lenken. So beschäftigt Volkswagen derzeit 550’000 Beschäftigte in mehr als 100 Fertigungsstellen rund um die Welt. Doch wie profitabel ist das Unternehmen? Eine Studie des CAR-Center gibt Aufschluss. Das etwas überraschende Ergebnis: Unter den Massenherstellern haben die Asiaten bei der Gewinnmarge klar die Nase vorn. Am profitabelsten ist Hyundai. Der südkoreanische Konzern verdient vor Steuern und Zinsen (EBIT) durchschnittlich EUR 1’027 Euro je Fahrzeug (CHF 1’268), was auf den durchschnittlichen Verkaufspreis bezogen, einer Marge von 9.7% pro Auto entspricht. Dahinter folgen Toyota (9.0% EBIT-Marge pro Fahrzeug), Kia (7.6%) und Nissan (5.6%). Unter den europäischen Herstellern ist Skoda mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von 4.9% pro Fahrzeug der rentabelste. Erst dann folgt Volkswagen mit einem Wert von 3.0%. Verluste machen die französischen Hersteller Peugeot-Citroën (durchschnittliches EBIT pro Fahrzeug: minus EUR 349 Euro) und Renault (minus EUR 457). Nicht ganz so überraschend sind die Ergebnisse im Premiumbereich. Hier führt Porsche die Rangliste an. Die VW-Tochter verdient pro Fahrzeug durchschnittlich EUR 16’590. Das entspricht einer EBIT-Marge von 18.4%. Auf diesem Gebiet fährt Porsche selbst Ferrari davon.

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