Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Philipp Vorndran ist Kapitalmarktstratege beim deutschen Vermögensverwalter Flossbach von Storch. In der Schweizer Finanzszene ist der Deutsche bestens bekannt: Er stand zuvor über zehn Jahre beim Credit Suisse Asset Management unter Vertrag.

Kürzlich erklärte er in einem Interview auf cash.ch, dass wir in Zukunft mit stark negativen Realzinsen konfrontiert sein werden: "Für diejenigen Investoren, die ihre Anlagen vor allem in Nominalwerte tätigen, ist das natürlich eine schaurige Perspektive."

Obligationen sind solche Nominalwerte. Mit dem Sinken der Zinsen sind deren Kurse markant gestiegen. Wird nun aber die Inflation anziehen beziehungsweise in den USA und Europa hoch bleiben und dadurch höhere Zinsen nach sich ziehen, werden die Kurse von Obligationenfonds sinken.

Wer Anteile solcher Obligationenfonds besitzt, könnte sie veräussern, sofern man an die Vorhersagen des genannten Kapitalmarktstrategen glaubt. Doch Laien, die das anlegen, was ihnen die Bank empfiehlt, haben vor allem gemischte Fonds in ihrem Depot: also einen Strategiefonds mit einer Vielzahl unterschiedlicher Aktien und Obligationen. Je grösser die Risikobereitschaft, desto grösser der Aktienanteil.

Was tun, wenn man Anteile eines ausgewogenen Strategiefonds mit zum Beispiel je 50 Prozent Aktien und Obligationen im Portefeuille hat? Laut Vorndran müsste man Obligationen verkaufen und Aktien behalten. Doch bei gemischten Fonds geht das nicht. Alles oder nichts.

Treue Leser dieser Kolumne wissen, was ich von gemischten Fonds halte. "Ich selber würde für mich nie einen gemischten Fonds kaufen." (Gopfried Stutz vom 8. August 2021.) "Ich halte nichts von gemischten Fonds." (3. Mai 2020.) "Ich bin kein Fan solcher gemischten Fonds." (16. Juni 2019.)

Statt zum Beispiel 100'000 Franken in einen Strategiefonds – auch Portfoliofonds genannt – mit je 50 Prozent Aktien und Obligationen zu investieren, kauft man lieber für je 50'000 Franken Anteile von reinen Aktien- und reinen Obligationenfonds. Wobei ich eben zum heutigen Zeitpunkt den sicheren Teil meiner Anlagen lieber als Cash halte als in Obligationen.

Wie oben beschrieben: Je grösser das Sicherheitsbedürfnis, desto grösser der Anteil von Obligationen. Doch wie Philipp Vorndran erklärt, hat der weltweite Aktienindex MSCI-World seit Jahresbeginn rund 2,5 Prozent nachgegeben; ein vergleichbarer Obligationen-Index hingegen 4 Prozent. Das Bonmot "Mit Aktien gut essen und mit Obligationen gut schlafen" ist derzeit ausser Kraft. Oder wie es Philipp Vorndran sagt: "Der Diversifikationseffekt für das Portfolio war einer der Gründe in der Vergangenheit, um Obligationen zu kaufen. Dieser Effekt funktioniert nicht mehr."