Die aktuellen Spekulationen darüber, wem die Investmentlegende Warren Buffett nach seinem altersbedingten Rücktritt den Chefsessel bei der Investmentholding Berkshire Hathaway anvertrauen wird, haben etwas davon abgelenkt, dass Buffett kürzlich ein Konsortium aus Bank of America, Merrill Lynch, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Wells Fargo damit beauftragt hat, Euro-Bonds im Umfang von drei Milliarden für Berkshire Hathaway zu verkaufen.

Mittlerweile wurde die Kapitalmassnahme abgeschlossen. Laut Presseberichten hat Berkshire Hathaway in folgendem Umfang Euro-Bonds verkauft:

  • 750 Millionen mit einer Laufzeit von 8 Jahren und einem Zinskupon von 0.75 Prozent
  • 1.25 Milliarden mit einer Laufzeit von 12 Jahren und einem Zinskupon von 1.125 Prozent
  • 1 Milliarde mit einer Laufzeit von 20 Jahren und einem Zinskupon von 1.625 Prozent

Unter Berücksichtigung des Ausgabekurses beträgt die effektive Verzinsung 0.8 Prozent für die Bonds mit einer Laufzeit von 8 Jahren, 1.24 Prozent für die Bonds mit einer Laufzeit von 12 Jahren und 1.648 Prozent für die Bonds mit einer Laufzeit von 20 Jahren.

Zunächst überrascht die Kapitalaufnahme, da Berkshire Hathaway keine Liquiditätsprobleme hat, sondern vielmehr im Geld schwimmt. Laut seiner kürzlich veröffentlichten Jahresbilanz verfügt Berkshire Hathaway über Geldmittel von über 63 Milliarden Dollar. Buffett wird auch nicht müde zu betonen, dass es ihm nicht an Geld fehle, sondern an ertragreichen Unternehmen, in die es sich zu investieren lohnt.

Warum verschuldet sich Buffett dann in Euro? Zum einen reizen ihn vermutlich die historisch niedrigen Zinsen. Sollte es Buffett noch erleben, wird man ihn vermutlich in 5, 10 oder 15 Jahren über die vereinbarten Zinsen beneiden.

Auf der anderen Seite geht Buffet aber ein Währungsrisiko ein. Sollte der Euro in 8, 12 oder 20 Jahren gegenüber dem Dollar deutlich gestiegen sein, müsste Buffett am Ende der Laufzeit einen in Dollar gerechnet wesentlich höheren Betrag zurückbezahlen, als er ursprünglich bekommen hatte.

Gegen dieses Währungsrisiko könnte sich Buffett zwar absichern. Buffett hat dies aber gar nicht vor. Vielmehr wurde bekannt, dass Buffett die Euros umgehend in Dollar umtauschen möchte. Offenbar rechnet Buffett mit einer Abwertung des Euro. Sollte er damit recht behalten, kann er eigentlich nur gewinnen.

Aber auch ohne zusätzlichen Währungsgewinn ist der Deal lukrativ. Es dürfte Buffett nämlich nicht schwerfallen, mit dem aufgenommen Kapital eine höhere Rendite als den vereinbarten Zins zu erwirtschaften. Allein die Dividendenrendite vieler US-Aktien ist deutlich höher als der Zinskupon.