Wie kann man am Aktienmarkt nachhaltig überdurchschnittliche Renditen erzielen? Diese Frage beschäftigt Investoren, seit es Aktienmärkte gibt. Obwohl viele Investoren glauben, verlässliche Antworten auf diese Frage gefunden zu haben, gibt es nur wenige wissenschaftlich fundierte Anlagestrategien, die nachweislich überdurchschnittliche Renditen garantieren.

Eine der bekanntesten dieser Anlagestrategien ist die so genannte Small-Cap-Strategie. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung durchschnittlich höhere Aktienrenditen erwirtschaften als Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Dieser Small-Cap-Effekt wurde erstmals Anfang der 80er Jahre von Rolf Banz wissenschaftlich nachgewiesen und hat zu einer ganzen Familie von Anlagefonds sowie Marktindizes geführt.

Kein langfristiger Effekt

Aufgrund seiner Bedeutung wurde der Small-Cap-Effekt seit seiner Entdeckung bis heute sehr intensiv analysiert. Dabei zeigte sich, dass der Effekt bei langfristiger Betrachtung sehr klein wird, da Small-Cap-Unternehmen über lange Perioden eine schwache Performance aufweisen. Zudem konzentrieren sich die überdurchschnittlichen Renditen einerseits auf den Monat Januar und andererseits auf wenige, sehr kleine "Mikro Cap"-Unternehmen. Wegen der geringen Marktliquidität ist es für die meisten Investoren sehr schwierig, in diese Kleinstunternehmen zu investieren.

Cliff Asness, Andrea Frazzini, Ronen Israel, Tobias Moskowitz und Lasse H. Pedersen haben nun eine Studie vorgelegt, die nachweist, dass die Kritik an dem Small-Cap-Effekt vor allem durch die niedrigen Renditen von Small-Cap-Unternehmen mit schlechter Unternehmensqualität getrieben wird. Die Unternehmensqualität wird dabei anhand der folgenden Qualitätsmerkmale beurteilt: Profitabilität, Gewinnwachstum, Sicherheit und Gewinnausschüttung.

Verzerrte Renditevergleiche

Während Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung in Bezug auf diese Qualitätsmerkmale überdurchschnittlich abschneiden, gibt es bei den Small Caps viele Unternehmen mit schlechter Qualität. Die bisherigen Renditevergleiche zwischen Unternehmen mit hoher und niedriger Marktkapitalisierung wurden also durch Qualitätsunterschiede systematisch verzerrt.

Die Studie zeigt nun, dass der Small-Cap-Effekt über alle Zeitperioden, Branchen und Länder signifikant ist, wenn man die Unternehmen mit schlechter Qualität eliminiert und nur qualitativ hochwertige Small-Cap-Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Large-Cap-Unternehmen vergleicht. Sobald man die Unternehmen mit schlechter Qualität eliminiert, verschwindet auch der Januar-Effekt: Qualitativ hochwertige Small Caps weisen über das gesamte Jahr durchschnittlich eine signifikant höhere Rendite auf als qualitativ hochwertige Large Caps.

Trotz der hohen Informationseffizienz von Aktienmärkten gibt es also nach wie vor eine Handvoll Anlagestrategien, die überdurchschnittlich hohe Renditen ermöglichen. Eine davon ist der Small-Cap-Effekt. Um vom Small-Cap-Effekt verlässlich zu profitieren ist es jedoch unabdingbar, zuerst die Spreu vom Weizen zu trennen.