All die herzigen Weihnachtslieder, die uns zur Zeit in Warenhäusern, in der Fernsehwerbung und sogar im Freien einschneien und einlullen, sind einfach eine wahre Freude. Sie haben zwar zumeist überhaupt nichts mit der Heilsnachricht von Christi Geburt zu tun, sondern mit der saisonal sehnlichst erhofften Schneeflockenplage.

Beim "Christmas Shopping" und zu "Bayerischen Weihnachten" träumen wir von "White Christmas", erleben ein "Winter Wonderland", hören die "Jingle Bells" nahen und trauern "Last Christmas" nach. 

Die Geschenk-Kaufwut entwickelt sich himmlisch: "Kling, Kässchen, klingelingeling!"

Einer der Grossverteiler lässt es seit Jahren endlos schneien: "Let it snow, let it snow, let it snow!" Schon Frank Sinatra und Dean Martin haben die 1945 komponierte, ziemlich erotische Edelschnulze runtergeleiert, in der sich eine Dame freut, wegen des garstigen Wetters ihren Lover noch lange am Kaminfeuer verschmusen zu können.

Der andere Grossverteiler lässt eine prominente Rasselbande von sympathischen Fussballexperten, Sängerinnen, Musikern und Künstlern aller Art in einer gemütlichen Stube Geschenke einpacken, Päckli herumtragen und einen eingängigen Song zelebrieren: Neun mal erdröhnt das auffordernde "Wiehnacht mitenand!"

Das Lied hat blitzartig die Spitze der Charts erklommen und dient übrigens nicht nur dem Image dieser Firma, sondern auch einem guten Zweck: Endlich etwas echt Weihnächtliches!

Nicht genug damit: Das Zürcher Utoquai wurde soeben in eine Flaggen-Allee verwandelt. Die Tücher sind gestaltet wie für eine Kongress-Veranstaltung. Darauf steht dann auch einprägsam, sehr aktuell und überraschend: "Weihnachten in Zürich".

Das ist zwar prima, aber nicht weiter gedacht. An Ostern sollte der Kaninchenzüchterverein ein paar tausend seiner Schnügel durch die Stadt jagen. Unter dem Motto: "Rammeln in Zürich!" Und an Pfingsten werden die 5 Millionen Vögel vom Markusplatz in Venedig als Gäste erwartet. Dazu singen wir dann fröhlich im Sinne von Georg Kreisler: "Gehen wir Tauben vergiften in Zürich!"