Trotz deutlicher Kursgewinne von SAP , Merck und Sartorius musste der Dax am Donnerstag um die psychologisch wichtige Marke von 15 000 Punkten kämpfen. Zuvor hatte er diese letztmals Anfang Oktober unterschritten. Unter dem bisherigen Monatstief von 14 948 Punkten droht ihm erneut ein Tief seit Ende März.
Der Krieg in Nahost belastet weiterhin die Stimmung. Eine schnelle Lösung zeichne sich nicht ab, schreiben die Experten der Landesbank Helaba. «Auch für die konjunkturelle Entwicklung sind die Risiken grösser geworden. Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, dass sich einige Notenbankvertreter bezüglich weiterer Zinserhöhungen zurückhaltend äussern.»
Die anderen Indizes gerieten deshalb ebenfalls weiter unter Druck: Der MDax der mittelgrossen Unternehmen verlor 0,40 Prozent auf 24 602,96 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um ein halbes Prozent nach unten. Damit folgten die hiesigen Märkte den schwachen Börsenvorgaben aus den USA und Asien.
Die Aktien von SAP zogen nach Quartalszahlen um 5,5 Prozent an. Damit übersprangen sie mehrere charttechnische Indikatorlinien und zählten zu den grössten Gewinnern im Dax. Der Softwarekonzern sieht sich nach deutlichen Zuwächsen vor allem im zukunftsträchtigen Cloudgeschäft auf Kurs zu den Jahreszielen. Am Markt fielen die Reaktionen überwiegend positiv aus. Die Walldorfer hätten besser abgeschnitten als von ihm befürchtet, kommentierte etwa Jefferies-Analyst Charles Brennan.
Bei der Merck KGaA konnten sich die Anteilseigner nach den jüngsten Verlusten über ein Kursplus von fünf Prozent freuen. Damit kämpfen die Aktien nun mit der für den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Linie, nachdem sie vortags auf ein Tief seit Mitte 2021 abgerutscht waren. Der Chemie- und Pharmakonzern will nach dem von Schwierigkeiten geprägten Jahr 2023 bald wieder in die Erfolgsspur zurückfinden.
Sartorius-Titel gewannen an der Dax-Spitze 8,5 Prozent. Der Labor- und Pharmazulieferer Sartorius berichtete zwar wegen der anhaltend gedämpften Investitionslaune seiner Kunden einen Gewinneinbruch. Er hatte aber schon in der vergangenen Woche seine Prognosen für das laufende Jahr gesenkt. Seitdem hatten die Aktien bis zu mehr als ein Fünftel an Wert verloren, wovon sie sich nun etwas erholten.
Dagegen zählten die Aktien der Deutschen Börse mit minus 2,1 Prozent zu den grössten Verlierern im Leitindex. Der Börsenbetreiber berichtete unter anderem dank der hohen Zinsen über weiter gute Geschäfte und erhöhte nach Abschluss der Übernahme von Simcorp erneut seine Jahresziele. Die damit verbundenen Sonderkosten hätten allerdings dafür gesorgt, dass die Quartalsergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien, hiess es von einem Händler.
Am MDax-Ende büssten die zuletzt eher gut gelaufenen Aktien der Online-Apotheke Redcare Pharmacy 3,1 Prozent ein, nachdem Konkurrent DocMorris bei der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen den Umsatzausblick gesenkt hatte.
Abseits der wichtigen Aktienindizes stachen die Uniper -Aktien mit einem Kursrutsch um zuletzt noch knapp 21 Prozent negativ heraus. Am Vorabend wurde bekannt gemacht, dass am 8. Dezember eine ausserordentliche Hauptversammlung zur Genehmigung einer Kapitalherabsetzung stattfinden wird. Auf den ersten Blick negativ, ist dies einem Börsianer zufolge aber eigentlich der erste Schritt zur Normalisierung für den Energiekonzern./gl/tih
(AWP)