Die Investoren hoffen bei den US-Jobdaten auf Zeichen einer Abschwächung. Denn zeigt sich der Jobmarkt robust und steigen die Löhne, dann kann dies die Inflation in den USA anheizen. Dies würde die US-Notenbank Fed wohl zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen, wird befürchtet. Zeigt der Arbeitsmarkt dagegen Schwächezeichen, könnte das Fed die Zinspause verlängern. «Good News für die Konjunktur sind eben Bad News für die Märkte», sagt ein Händler. Am Markt wird erwartet, dass in den USA im September ausserhalb der Landwirtschaft 170'000 neue Stellen geschaffen wurden.
Der SMI notiert um 11.25 Uhr um 0,33 Prozent höher bei 10'818,46 Punkten. Damit steuert der Leitindex auf eine weitere negative Wochenbilanz zu. Die vergangene Woche hatte der SMI bei 10'963 Punkten beendet.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der einzelnen Aktien gekappt ist, zieht um 0,55 Prozent an auf 1694,81 und der breite SPI um 0,10 Prozent auf 14'1240,46 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 23 zu und sieben geben nach.
Im Fokus stehen Nestlé (-2,4 Prozent auf 100,46 Fr.). Die schwergewichtigen Titel büssen zeitweise gar mehr als 3 Prozent ein und notieren damit erstmals seit Jahren wieder unter 100 Franken, was auch den SMI merklich bremst.
Lindt & Sprüngli (-4,3 Prozent) geben sogar deutlich nach und mit Barry Callebaut (-3,1 Prozent) steht auch der weltgrösste Schokoladehersteller unter Druck. Auch der Aromenhersteller Givaudan (-2,4 Prozent) büsst klar an Wert ein.
Händler verweisen als Begründung für die europaweite Sektorschwäche in die USA, wo Konsumgüterwerte wie Coca Cola, Pepsico oder Mondelez am Vortag massiv unter Druck standen. Auslöser dafür waren belastende Aussagen von Walmart zu den Konsumgewohnheiten der Kunden. Demnach würden Menschen, die appetitzügelnde Medikamente oder Abnehmmittel einnehmen, weniger Nahrungsmittel kaufen. Zudem habe eine grosse US-Bank Konsumgüteraktien in grossem Stil abgestossen.
Auf der anderen Seite bleiben die Aktien von Sandoz (+3,9 Prozent auf 26,09 Fr.) auch am dritten Tag nach der Börseneinführung gesucht. Mit Julius Bär hat sich ein weiteres Geldhaus positiv über die Anteile des Generikaherstellers geäussert. Julius Bär startet die Abdeckung mit der «Buy» und dem Kursziel von 34 Franken.
Gefragt sind zudem die zyklischen Holcim (+1,9 Prozent) und Sika (+1,2 Prozent) sowie die Finanzwerte Swiss Life (+1,9 Prozent), Zurich (+1,4 Prozent) und Swiss Re (+1,3 Prozent) sowie Partners Group (+1,5 Prozent). Die Anteile der Grossbank UBS (+1,6 Prozent) profitieren zusätzlich von der Hochstufung der Empfehlung auf «Outperform» von «Neutral» durch Exane Paribas.
Ein gewisses Gegengewicht zu den schwachen Nestlé bilden die Aktien der ehemaligen Sandoz-Mutter Novartis (+1,2 Prozent). Dagegen hinken die Pharmatitel Roche GS (+0,3 Prozent) und Roche Inhaber (+0,5 Prozent) klar hinterher. Die Anteile des Pharmazulieferers Lonza gewinnen 0,9 Prozent.
Auf den hinteren Rängen fallen Peach Property (+2,7 Prozent) mit guten Umsätzen auf. Nach dem Abgang des Firmenchefs im Frühling haben nun der exekutive Verwaltungsratspräsident und ein weiteres Mitglied des Aufsichtsgremiums wegen «unterschiedlicher Ansätze betreffend der Umsetzung der Unternehmensstrategie» das Immobilienunternehmen verlassen. Die Aktie der Gesellschaft befindet sich seit Anfang 2020 wegen steigender Zinsen, Inflation und negativen Nachrichten aus dem deutschen Immobilienmarkt in einem Abwärtstrend.
pre/tv
(AWP)