Die UBS dürfte im zweiten Quartal einen Geschäftsertrag von 12,017 Milliarden Dollar erzielt haben. Die fünf von AWP befragten Analysten erwarten zudem einen Gewinn vor Steuern von 1,987 Milliarden Franken sowie ein Konzernergebnis von 2,228 Milliarden Dollar. 

Die Schweizer Grossbank dürfte im zweiten Quartal trotz aller Zollquerelen und damit einhergehenden Konjunktursorgen operativ gut unterwegs gewesen sein. Analysten rechnen mit einer deutlichen Steigerung des Gewinns im zweiten Quartal 2025, nachdem die UBS im Vorjahreszeitraum bereits einen Milliardengewinn eingefahren hatte. Auch die verwalteten Vermögen dürften nach Markteinschätzung weiter zugelegt haben.

Grosse US-Banken, die ihre Q2-Zahlen bereits vorgelegt haben, profitierten teils besonders vom Handelsgeschäft. Nicht zuletzt sorgte US-Präsident Donald Trump mit seinen Zoll-Überraschungen für eine hohe Volatilität an den Finanzmärkten. Aber auch das Kapitalmarktgeschäft mit der Beratung bei Übernahmen und Börsengängen belebt sich zunehmend.

Eigenkapitalvorschriften weiter dominierendes Thema

Bestimmendes Thema - auch was den Aktienkurs betrifft - bleibt aber ganz klar die Kapitaldiskussion. CEO Sergio Ermotti und Finanzchef Todd Tuckner wollen sich nach dem Bundesratsentscheid zu höheren Eigenmittelanforderungen für die Grossbank von Anfang Juni nun weiter äussern. Die UBS hatte damals gesagt, sie werde die «umfangreichen» Informationen analysieren und zu gegebener Zeit eine weitere Einschätzung geben.

Falls die Empfehlungen so umgesetzt werden, wie sie der Bundesrat vor knapp zwei Monaten kommuniziert hat, würde die UBS laut eigenen Angaben zusätzliches hartes Kernkapital in der Höhe von geschätzt rund 24 Milliarden US-Dollar benötigen. Diese kämen zu den bereits kommunizierten rund 18 Milliarden Dollar hinzu, welche die UBS als Folge der CS-Übernahme ohnehin schon zusätzlich halten muss.

Investoren halten Ausschau nach mehr Details aus Sicht der UBS auf die möglichen Auswirkungen auf das Geschäft, mögliche Abmilderungsmassnahmen durch die Bank, Strategien für den Kapitalaufbau und/oder auch Neues zum erwarteten Zeitplan. CFO Tuckner hofft, dass am Ende einer weiteren Diskussion «mit allen Fakten» ein milderer Ausgang für die Grossbank herauskommen könnte, wie er zuletzt an einem Branchenanlass sagte.

Das wäre letztendlich besser für alle Stakeholder inklusive der Schweizer Wirtschaft, so Tuckner. Die UBS stimme mit der überwiegenden Mehrheit der geplanten Massnahmen für die Bankenstabilität nach dem CS-Debakel überein. Bei der Kapitalfrage sei die Bank aber auf jeden Fall enttäuscht. Über 40 Milliarden nötiges zusätzliches Kapital seien «nicht verhältnismässig».

Für die Gesetzesänderungen wollte der Bundesrat eine Vernehmlassungsvorlage im zweiten Halbjahr 2025 für die Eigenkapitalunterlegung für ausländische Tochtergesellschaften beim Stammhaus und im ersten Halbjahr 2026 für die restlichen Massnahmen präsentieren. Ende Juni genehmigte die Wirtschaftskommission im Nationalrat allerdings einen Antrag, wonach die Frage der Kapitalausstattung der UBS nicht unabhängig von anderen Projekten der Grossbankenregulierung betrachtet werden solle. Wenn dem so wäre, würde sich der Zeitplan verzögern. Der Bundesrat will laut Finanzministerin Karin Keller-Sutter nach der Sommerpause dazu Stellung nehmen. 

Im Zusammenhang mit der Kapitalanforderungen halten sich auch weiterhin die Gerüchte, dass die UBS eine Verlegung ihres Hauptsitzes ins Ausland prüfe. Favorit als möglicher neuer Hauptsitz scheint New York zu sein.

Derweil ist die CS-Integration weiter im vollen Gange. Mit der derzeit laufenden Zusammenführung der Schweizer CS-Kunden auf die UBS-Plattform ist es ein heikler Moment. Die Schweiz-Migration soll bis Anfang 2026 abgeschlossen werden, danach dürfte es dann auch zu einem Grossteil der erwarteten Entlassungen kommen.

Stark hochgekocht ist in den vergangenen Wochen das Debakel mit riskanten Dollar-Derivaten, die laut Medienberichten bei hunderten vermögenden Schweizer UBS-Kunden zu hohen Verlusten geführt haben sollen. In dem Zusammenhang sind bei der Zürcher Staatsanwaltschaft Strafanzeigen wegen der Anlageverluste von UBS-Kunden mit den strukturierten Produkten eingegangen.

Die Bank versucht den Fall zwar herunterzuspielen, aber laut Medienberichten soll die ganze Sache sogar einen Streit zwischen UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und Iqbal Khan, Co-Leiter der globalen Vermögensverwaltung, vom Zaun gebrochen haben, bei dem sich die beiden Geschäftsleitungsmitglieder gegenseitig die Schuld zuweisen. Es könnte durchaus sein, dass es zu personellen Konsequenzen kommen wird.

Aktienrückkaufprogramm läuft

Für das laufende Jahr hält die UBS an ihren Plänen für Aktienrückkäufe und an einer um rund 10 Prozent steigenden Dividende fest. Wie hoch die Aktienrückkäufe im kommenden Jahr ausfallen werden, will sie nach dem Bundesratsentscheid erst mit den Finanzergebnissen für das Gesamtjahr 2025 bekanntgeben. Ab 2026 sollte eigentlich wieder das Niveau von vor der CS-Übernahme erreicht werden. 2022 hatte die UBS Aktien im Wert von 5,6 Milliarden Dollar zurückgekauft.

Im ersten Halbjahr 2025 hat die Grossbank bereits Aktienrückkäufe in der Höhe von 1 Milliarde getätigt. Im zweiten Halbjahr sollen es bis zu 2 Milliarden Dollar werden. Im derzeit seit 1. Juli laufenden Rückkaufprogramm wurden bereits im ersten Monat Aktien im Wert von rund 420 Millionen Franken zurückgekauft.

Die UBS-Aktie hatte nach einem mässigem 2024 (+6,3 Prozent) im neuen Jahr einen Raketenstart an den Tag gelegt und stieg bis zum 4. Februar auf ein Jahreshoch bei 32,88 Franken (+19 Prozent) - so teuer waren sie seit der grossen Finanzkrise nicht mehr. Daraufhin fiel die Aktie mit den Turbulenzen im Zuge der US-Zollankündigungen Anfang April bis auf 20,66 Franken (-25 Prozent) zurück. Seither hat sie sich allerdings wieder auf über 30 Franken erholt und steht damit im laufenden Jahr rund 10 Prozent im Plus.

(AWP)