Rato war im Februar 2017 vom Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid in einer "Selbstbedienungsaffäre" um die Grossbank Bankia neben 63 weiteren Beschuldigten verurteilt worden. Das Urteil war erst Anfang des Monats vom Obersten Gericht bestätigt worden.

Obwohl er gegen die Entscheidung auch beim Verfassungsgericht Einspruch erhoben hatte, sagte Rato am Donnerstag vor dem Gefängnis zu Journalisten: "Ich akzeptiere meine Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und gestehe meine Fehler ein." Er bat um Entschuldigung.

Der Ex-Wirtschaftsminister - zwischen 2004 und 2007 IWF-Direktor - hatte von 2010 bis 2012 die Sparkasse Caja Madrid und anschliessend die aus der Fusion der Caja mit mehreren Geldhäusern hervorgegangene Bankia geleitet. Die spanische Justiz sieht es als erwiesen an, dass Rato und Dutzende Führungskräfte private Ausgaben mit Kreditkarten der finanziell angeschlagenen Banken beglichen haben. Bankia musste 2012 mit Staatsgeldern von über 20 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Als Chef der Geldhäuser soll Rato das Korruptionsnetzwerk zusammen mit seinem ebenfalls verurteilten Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben. Top-Manager, aber auch Gewerkschafter und Politiker, die im Aufsichtsrat sassen, sollen jahrelang mit "schwarzen Firmenkarten" unter anderem Kleidung, Restaurantbesuche, Schmuckstücke und Reisen bezahlt haben. Das Geld soll zudem nicht als Einkommen deklariert und auch nicht versteuert worden sein. Dadurch sollen dem Fiskus rund zwölf Millionen Euro entgangen sein.

Gegen Rato wird auch wegen Geldwäsche und Steuerbetrugs ermittelt. Er muss sich ausserdem gegen den Vorwurf des Betrugs und der Bilanzfälschung beim Börsengang von Bankia im Jahr 2011 wehren./er/DP/stw

(AWP)