Die Hauptsorge vieler Schweizerinnen und Schweizer ist erstmals seit 2003 nicht mehr der drohende Verlust der Arbeitsstelle. Diese Sorge wurde von Bedenken einer ungenügenden Altersvorsorge abgelöst, so der Hauptbefund des am Dienstag veröffentlichten Sorgenbarometers.

Gerundet lägen zwar beide Sorgen mit je 44% aller Nennungen an der Spitze der fünf wichtigsten Problemen. Gefragt nach dem dringlichsten politischen Ziel sei die häufigste Antwort aber ebenfalls die Reform der Altersvorsorge. Vor allem aber habe diese in der Sorgenwahrnehmung um satte 16 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zugelegt, führte Lukas Golder, Co-Leiter des gfs.bern, am Dienstag vor den Medien aus.

SICHERE JOBS

Weniger Sorgen bereitet den Schweizerinnen und Schweizern hingegen das Thema Stellenverlust. Den Erhalt der eigenen Arbeitsstelle beurteilen 37% der Befragten als "sehr sicher", was der höchste je erzielte Wert sei. Auch die Digitalisierung habe kaum Einfluss auf die Sorgen eines Stellenverlustes, so Golder.

Im Hinblick auf die allgemeine Wirtschaftslage, gibt sich die Mehrheit indes verhaltener als vor einem Jahr. Konkret sind 24% der Meinung, dass die konjunkturelle Situation schlechter geworden sei. Lediglich 17% geben an, dass sie sich verbessert habe.

Nach der eigenen wirtschaftlichen Situation befragt, sind ebenfalls weniger Leute als im Vorjahr der Ansicht, dass sich ihre Lage verbessert habe. Zudem seien mit 14% doppelt so viele Befragte gegenüber der Zukunft pessimistischer eingestellt, laut Golder so viele wie noch nie seit über zwanzig Jahren.

BANKEN GEWINNEN VERTRAUEN ZURÜCK

Mit Blick auf das Vertrauen in Institutionen sticht ein Befund hinaus, wie Manuel Rybach, Head of Public Affairs and Policy bei der Credit Suisse, erläutert. Das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Banken sei stark gestiegen. Dies liege aber vor allem daran, dass andere Institutionen wie die Armee oder die Schweizerische Nationalbank (SNB) deutlich an Vertrauen eingebüsst haben.

"Die Banken sind die klaren Gewinner im Vertrauensranking", freut sich Rybach über den Befund. Der Vertrauenszuwachs sei einerseits bei den Banken selbst zu suchen, die deutlich solider kapitalisiert seien. Andererseits scheine die staatliche Regulierung des Finanzplatzes das Vertrauen in die Banken zu stärken.

Konkret gaben 61% der rund 1'000 Befragten an, dass ihr Vertrauen in die Banken "sehr gross" sei. Im Vorjahr waren es noch 4 Prozentpunkte weniger. Damit kletterten die Finanzhäuser in der Vertrauensrangliste vom 15. Rang auf den zweiten Platz. Diese Zunahme sei unter allen abgefragten Institutionen die grösste.

AUF KOSTEN DER ANDEREN

Geschlagen geben mussten sich die Banken nur vom Bundesgericht, das die Vertrauensrangliste zum dritten Mal in Folge mit 66% (+1 Prozentpunkt) anführt. Umso erstaunlicher sei der Vertrauensgewinn vor dem Hintergrund, dass von den 20 höchstplatzierten Institutionen ausser den Banken und dem Bundesgericht alle anderen 18 Institutionen an Vertrauen eingebüsst haben.

Bemerkenswert sei zudem, dass die SNB mit 50% knapp vor der Armee mit 49% das geringste Vertrauen geniesse. Beide verloren im Vergleich zum Vorjahr je 10 Prozentpunkte. Den Verlust erklärt sich Golder mit der stärkeren Politisierung der SNB. Dies habe in den letzten Jahren polarisiert, was das verlorene Vertrauen zumindest teilweise erkläre, sagt Golder am Rande der Veranstaltung zu AWP.

sta/ uh

(AWP)