Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten gut an. Die ArcelorMittal-Aktie lag am Mittag rund 9 Prozent im Plus und stieg damit auf den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Anteilsscheine aber rund 30 Prozent an Wert eingebüsst, aktuell kommt der Konzern auf eine Marktkapitalisierung von gut 12 Milliarden Euro. Die Aktien von Cleveland-Cliffs haben im selben Zeitraum bislang rund 30 Prozent eingebüsst, der Konzern kommt auf einen Börsenwert von 2,35 Milliarden Dollar.

Zu den von Cleveland-Cliffs erworbenen Unternehmensteilen zählen unter anderem sechs Stahlwerke sowie zwei Eisenerzminen und drei Kohlefabriken. Bereits im März hatte Cleveland-Cliffs den Stahlproduzenten AK Steel gekauft, der Auto- und Industrieteile herstellt und mit 3 Milliarden Dollar bewertet wurde. Cleveland-Cliffs erhofft sich vom zweiten grossen Deal innerhalb kurzer Zeit, seine Verkaufszahlen im wichtigen Automotive-Markt anzukurbeln.

Laut Cleveland-Cliffs-Chef Lourenco Goncalves werde der Deal dem Konzern dabei helfen, effizienter zu werden. Zudem werde der Kauf von ArcelorMittal USA Cleveland-Cliffs Position in wichtigen US-Märkten verbessern.

Angesichts der Trennung von der US-Tochter hat das Analysehaus Jefferies die Einstufung für ArcelorMittal auf "Buy" mit einem Kursziel von 14 Euro belassen. Damit senke der Stahlkonzern Schulden und es winke eine Beteiligung der Anleger über Aktienrückkäufe, urteilte Analyst Alan Spence. Aus Sicht der niederländischen ING-Bank stärke der Verkauf die Bilanz von ArcelorMittal, zudem behalte der Konzern einen Minderheitsanteil und könnte von möglichen Synergien profitieren. All das sei positiv, befand Analyst Stijn Demeester.

ArcelorMittal will 500 Millionen Dollar aus den Bareinnahmen des Deals in ein Aktienrückkaufprogramm investieren, das sofort starten soll. Das Unternehmen hatte zu einem früheren Zeitpunkt des Jahres die Dividendenzahlung ausgesetzt und sich zum Ziel gesetzt, durch den Verkauf von Unternehmensteilen rund 2 Milliarden Dollar einzunehmen, um Schulden zu reduzieren.

ArcelorMittal mit Sitz in Luxemburg ist den Angaben zufolge einer der grössten Stahlproduzenten in den Vereinigten Staaten und kam im US-Geschäft 2019 auf einen Umsatz von rund 10 Milliarden Dollar.

ArcelorMittal leidet derzeit erheblich unter der wegbrechenden Nachfrage im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Im zweiten Jahresviertel musste das Unternehmen einen Nettoverlust hinnehmen. Das erste Halbjahr und insbesondere das zweite Quartal sei eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens gewesen, hatte Mittal verdeutlicht. Die Stahlproduktion von ArcelorMittal brach ein.

Der Konzern hatte mit einer Senkung seiner Kapazitäten und Kostenkürzungen reagiert. Zwar sah Mittal zuletzt Anzeichen dafür, dass sich die Geschäfte wieder langsam belebten. Jedoch ging der Manager davon aus, dass das Jahr weiter problematisch bleiben werde. ArcelorMittal sei jedoch "bestens vorbereitet", um die Kapazitäten wieder hochzufahren, sollte die Nachfrage wieder anspringen./eas/nas/jha/

(AWP)