HAMBURG (awp international) - Der Kupferhersteller Aurubis rechnet nach einem schwachen Geschäftsjahr trotz hoher Unsicherheiten wieder mit mehr Schwung. Im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 dürfte der operative Gewinn vor Steuern "deutlich" zulegen, teilte der im MDax notierte Konzern am Mittwoch in Hamburg mit. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr machten dem Konzern unter anderem ein Stillstand eines Werks in Bulgarien, schwache Altkupfermärkte und der Preisdruck beim Nebenprodukt Schwefelsäure zu schaffen. Das operative Ergebnis vor Steuern sackte im Vergleich zum Vorjahresrekord um 38 Prozent auf 213 Millionen Euro ab.

"Das stellt uns nicht zufrieden, auch wenn es dafür nachvollziehbare Gründe gibt", sagte der erst seit Anfang Juli amtierende neue Aurubis-Chef Jürgen Schachler. Der Konzern hatte für das abgelaufene Geschäftsjahr einen deutlichen Ergebnisrückgang prognostiziert. Mit einer Reihe von internen Projekten und Initiativen zur Angebots- und Prozessverbesserung steuert Schachler gegen. Bis zum Frühjahr werde die Unternehmensstrategie angepasst, kündigte er an. Das laufende Geschäftsjahr stehe im Zeichen der Veränderung. So wolle der Konzern seine Position als Marktführer in vielen Bereichen langfristig halten und ausbauen. Aurubis solle noch schneller und agiler werden. "Hamburg wird weiter Kern unseres Unternehmens bleiben", sagte Schachler. Die Mitarbeiterzahl dürfte hier um 40 bis 50 Personen oder rund zwei Prozent zulegen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Umsatz wegen niedrigerer Kupferpreise um 14 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Der Gewinn unter dem Strich ging um 7 Prozent auf 124 Millionen Euro zurück. Die Dividende soll um 10 Cent auf 1,25 Euro je Aktie sinken. Analysten hatten hier im Schnitt mehr erwartet. Die Aktien büssten am Vormittag 2,6 Prozent an Wert ein. Die Kupferhütte habe ein ordentliches viertes Quartal hinter sich, erklärte Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel. Die Dividendenkürzung enttäusche jedoch. Berenberg-Experte Fawzi Hanano verwies hingegen darauf, dass die Kupferhütte ein bedeutend stärkeres neues Geschäftsjahr in Aussicht stelle.

Seit der US-Wahl und den Investitionsversprechen des kommenden US-Präsidenten Donald Trump hat sich der Kupferpreis sprunghaft erholt. Dies sorgte für eine Belebung der Altkupfermärkte. Aurubis sprach von einer "leicht verbesserten Marktsituation". Doch das Geschäft sei von kurzfristiger Natur und deshalb schwer prognostizierbar. Positiv sei das weiter gute Angebot an Kupferkonzentraten. Auch seien die sogenannten Schmelz- und Raffinierlöhne - die für die Ertragskraft die entscheidenden Grössen sind - auf einem relativ hohem Niveau. Aurubis erhält von Minen und Schrotthändlern Gebühren für das Schmelzen der Rohstoffe. Auch vom starken US-Dollar profitiert der Konzern.

Reichlich Gegenwind verspüren die Hamburger aber weiter bei Schwefelsäure, die als Nebenprodukt bei der Kupferherstellung anfällt. Der Preisdruck habe sich zu Beginn des neuen Geschäftsjahres weiter fortgesetzt, hiess es. Eine Besserung sei nicht zu erkennen. Schwefelsäure wird etwa in der Chemie- und Düngemittelindustrie eingesetzt. Ein hohes Angebot setzt die Preise schon länger unter Druck. Auch der Wartungsstillstand in Hamburg werde wie angekündigt das Ergebnis des ersten Quartals belasten. Insgesamt sei die Entwicklung zum Geschäftsjahresstart regelmässig schwächer.

Der 150 Jahre alte Konzern, an dem der deutsche Stahlkonzern Salzgitter mit einem Anteil von 25 Prozent eine entscheidende Beteiligung hält, stellt mit rund 6400 Mitarbeitern reines Kupfer aus Kupfererz und Kupferschrott her und verarbeitet es weiter zu Blechen, Rohren und Kabeln für die Auto-, Elektro- und Bauindustrie./jha/mne/stb

(AWP)