Das Angebot bewertet Stada nun mit ungefähr 5,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Dies seien rund 750 Millionen Euro mehr als zu Beginn der Verhandlungen. Dabei bieten Bain Capital und Cinven 65,28 je Aktie plus einer Dividende von 0,72 Euro je Aktie, sprich insgesamt 66 Euro je Aktie. Dies liegt deutlich über den letzten Offerten. Zuletzt sollen beide Bietergruppen je 58 Euro je Aktie geboten haben.

Die im MDax notierte Aktie sprang daraufhin am Vormittag nach oben und gewann bis zum Mittag als Spitzenreiter 10,7 Prozent auf 64,48 Euro, verharrte aber noch unter dem Angebotspreis. Die Höhe der Offerte liege deutlich über den eigenen Berechnungen, schrieb Analyst Thomas Maul von der DZ Bank in einer ersten Einschätzung und riet zum Verkaufen der Aktie, um Gewinne mitzunehmen.

STADA UNTERSTÜTZT ANGEBOT

Vorstand und Aufsichtsrat von Stada unterstützten das Angebot, sagte Vorstandschef Matthias Wiedenfels. Eine endgültige Empfehlung soll es nach Veröffentlichung der Angebotsunterlagen geben, die "zeitnah" erfolgen soll. Damit die Offerte greift, müssen die bisherigen Anteilseigner mindestens 75 Prozent der Papiere Bain und Cinven zum Kauf anbieten. Einen Grossaktionär hat Stada dabei nicht, die Aktien befinden sich zu 100 Prozent im Streubesitz. Zudem müssen die Kartellbehörden eine Übernahme genehmigen. Ein Gegenangebot von Advent und Permira wäre zwar theoretisch möglich, gilt unter Beobachtern jedoch als wenig wahrscheinlich.

Mit der Offerte von Bain und Cinven gibt es nun einen Durchbruch im zähen Ringen um den Generikakonzern, der sich über Wochen hinzog und teils von Stada unterbrochen wurde, um den Preis zu treiben. Vorstand und Aufsichtsrat hätten dabei "an einem Strang gezogen", sagte Wiedenfels. Ob das Votum für die Offerte im Aufsichtsrat einstimmig ausfiel, wollte der Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker aus rechtlichen Gründen nicht kommentieren. Das Angebot sei das beste Gesamtpaket gewesen, sagte Oetker.

JOBGARANTIE FÜR MITARBEITER

Bain Capital und Cinven haben den Aussagen des Stada-Managements zufolge umfangreiche Schutzbestimmungen für die Mitarbeiter, Standorte und Unternehmensstrategie zugesagt. So bleibe die Unternehmenszentrale von Stada in Bad Vilbel ebenso bestehen wie die wesentlichen anderen Standorte des Konzerns. Bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge würden fortgeführt.

Zudem hätte sich das Konsortium bereit erklärt, abseits des derzeit laufenden Umbauprogramms des Unternehmens vier Jahre lang keine zusätzlichen betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Die Arbeitnehmervertreter bei Stada hatten während des Bieterkampfs Sorgen um die rund 1300 Jobs des Konzerns in Deutschland geäussert.

Die Finanzinvestoren wollen zudem die Wachstumsstratgie Stadas auch finanziell unterstützen, etwa mögliche Zukäufe oder die Expansion in Märkte, in denen Stada bislang nicht vertreten ist. Der Konzern solle sowohl aus eigener Kraft wachsen als auch über gezielte Zukäufe, erklärten Bain und Cinven. Sie gingen aber davon aus, "dass die Umsetzung dieser Strategie Zeit und signifikanten Aufwand erfordert".

PROZESS SOLL IM SOMMER ABGESCHLOSSEN WERDEN

Er gehe davon aus, dass der Angebotsprozess im Sommer abgeschlossen werde, sagte Wiedenfels. Dabei will der Vorstandschef selbst an Bord bleiben und das im vergangenen Jahr lancierte Umbauprogramm weiter umsetzen, mit dem Stada Umsatz und Profitabilität steigern sowie seine Kosten senken will. Während der Verhandlungen sei aber nicht über Managementpositionen gesprochen worden, so der Manager.

Zur Zukunft des Unternehmens an der Börse wollte sich Wiedenfels nicht konkret äussern. Er wolle derzeit nicht spekulieren, ob die Stada-Aktie von der Börse genommen werde, sagte er.

Bain ist ein Finanzinvestor mit Hauptsitz in den USA, Cinven stammt aus Grossbritannien. Beide investieren nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren in Firmen und haben in der Pharma-Branche bereits mehr als 50 Transaktionen getätigt. Finanzinvestoren kaufen für gewöhnlich Unternehmen, um sie nach einigen Jahren mit Gewinn weiter zu veräussern. Wegen ihrer Renditevorgaben sind sie bei Unternehmen oft gefürchtet. Zudem bürden sie den Firmen häufig den Kaufpreis auf, so dass deren Verschuldung steigt. nas/stw/als/stb

(AWP)