Unmittelbar nach der Inbetriebnahme stoppte Litauen seinen Bezug von Strom aus dem Nachbarland. Damit setzte der Stromnetzbetreiber Litgrid ein zuvor vom Parlament in der Hauptstadt Vilnius verabschiedetes Gesetz um. Im ersten Halbjahr hatten die Stromimporte aus Belarus fünf Prozent aller Stromlieferungen ausgemacht.
Das neue Kernkraftwerk liegt etwa 50 Kilometer von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt. Litauens Aussenminister Linas Linkevicius bezeichnete das AKW als ein geopolitisches Projekt, das trotz aller Warnungen und ungelösten Sicherheitsprobleme in Betrieb genommen wurde. "Die #EU als auch die gesamte internationale Gemeinschaft kann gegenüber einer solchen zynischen Ignoranz einfach nicht gleichgültig bleiben", schrieb er auf Twitter.
Das AKW in Ostrowez wurde vom Konzern Rosatom gebaut, der die Anlage zu 90 Prozent mit Krediten finanzierte. Rosatom-Chef Alexej Lichatschow sprach von einem "historischen Ereignis", das den Beginn des "Atomzeitalters in Belarus" markiere. Die Ex-Sowjetrepublik war 1986 wie kein anderes Land von der Atomkatastrophe in Tschernobyl in der benachbarten Ukraine betroffen. Das war das schlimmste Unglück in der zivilen Nutzung der Kernkraft.
Der zweite Block des Kraftwerks soll Mitte 2022 seinen Betrieb aufnehmen. Die Leistung der beiden Anlagen soll dann 2400 Megawatt betragen. Die Anlage gilt als Prestigeprojekt von Machthaber Alexander Lukaschenko.
Kritik kam aus Deutschland. "Der Diktator gefährdet mit seinem Prestigeprojekt in Ostrowez halb Osteuropa", sagte die Grünen-Umweltpolitikerin Sylvia Kotting-Uhl. "Eine unabhängige Atomaufsicht hätte mit modernen Sicherheitsvorschriften dem AKW mit seinen zahlreichen Mängeln nie eine Genehmigung erteilt."/cht/DP/fba
(AWP)