Anleger hatten sich allerdings wohl noch mehr erhofft. Analysten hatten zudem bereits zuvor für 2021 einen operativen Gewinn von 979 Millionen Euro auf dem Zettel. Die Aktien fielen am Vormittag um fast drei Prozent auf 61,60 Euro, blieben damit aber in der Spanne der letzten Monate.

Abgesehen davon, dass die Erwartungen für 2021 bereits am oberen Ende des alten Ausblicks lagen, habe Lanxess im ersten Quartal auch nur ein klein wenig besser abgeschnitten als gedacht, erklärte Analyst Charles Webb von der US-Bank Morgan Stanley. Das reiche einigen Investoren offenbar nicht, nachdem andere Chemiekonzerne die Erwartungen zuletzt deutlicher übertroffen hätten.

Im ersten Quartal hielt Lanxess den Umsatz im Jahresvergleich mit knapp 1,7 Milliarden Euro fast stabil, das operative Ergebnis ging leicht auf 242 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verdienten die Kölner mit 64 Millionen Euro so viel wie ein Jahr zuvor.

Eine zunehmend starke Nachfrage der Autoindustrie lieferte den Geschäften mit Spezialkunststoffen sowie mit Zusätzen etwa für Schmierstoffe Rückenwind. Gefragt waren aber auch Agrochemikalien der Tochter Saltigo sowie Desinfektionsmittel. All das half witterungsbedingte Produktionsausfälle in den USA weitgehend auszugleichen.

Für das laufende zweite Quartal erwartet Lanxess ein Ebitda vor Sondereffekten von 240 bis 280 Millionen Euro. Dabei verweist das Unternehmen auf eine anhaltend gute Entwicklung vieler Endmärkte wie Auto, Agrar und Bau, während die Luftfahrtbranche aktuell noch schwächle und die Öl- und Gasindustrie sich schrittweise erhole.

Neben der Konjunkturerholung soll weiterhin auch der Konzernumbau Früchte tragen. Unattraktive Randbereiche wurden verkauft, der Fokus auf die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel, Wasseraufbereitung und Feinchemikalien für die Agrar- und Pharmaindustrie verstärkt.

Erst Mitte Februar griff Lanxess dann in den USA zu: Mit der umgerechnet rund 870 Millionen Euro teuren Übernahme von Emerald Kalama Chemical soll das Geschäft rund um Desinfektions- und Konservierungsmittel gestärkt werden. Zudem positioniert sich der Konzern damit auch stärker als Zulieferer für die Duftstoff- und Aromenindustrie, die seit Jahren stark wächst.

Hinzu kommen kleinere Akquisitionen wie die des französischen Herstellers von Spezialfungiziden für die Verpackungsindustrie, Intace und des französischen Herstellers von Desinfektions- und Hygienelösungen Theseo.

Und auch in der durch die Elektromobilität zunehmend boomenden Batteriechemie ist Lanxess mittlerweile aktiv. Ende März wurde eine Kooperation mit dem Hersteller von Lithium-Ionen-Batteriematerialien Tinci geschlossen. Ab 2022 wird Lanxess dann Elektrolytformulierungen für Lithium-Ionen-Batterien für das chinesischen Unternehmen herstellen.

Mit all diesen Schritten will Zachert den Konzern stärker auf die Spezialchemie ausrichten. Diese ist in der Regel profitabler und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch stabiler als das Geschäft mit Massenwaren./mis/nas/jha/

(AWP)