Im ersten Quartal resultierte für die Credit Suisse ein Reinverlust von 252 Millionen Franken, wie die Grossbank am Donnerstag mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte die CS noch einen Quartalsgewinn von 1,3 Milliarden Franken erzielt.

Weitere Archegos-Belastung

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März belastete das Quartalsergebnis - wie bereits früher mitgeteilt - mit 4,4 Milliarden Franken. Und das ist noch nicht das Ende: Für das zweiten Quartal erwartet die CS aus dem Hedgefonds-Kollaps noch weitere Belastungen von rund 600 Millionen Franken.

Dabei hätte die Bank eigentlich im ersten Quartal ein glänzendes Ergebnis vermelden können. So konnten sowohl die Vermögensverwaltungseinheiten wie auch die Investment Bank stark zulegen, wobei letztere von den boomenden Kapitalmärkten profitierte.

Bereinigt um die Hedgefonds-Verluste hätte die CS einen Vorsteuergewinn von 3,6 Milliarden Franken schreiben können. Das ist mehr als der gesamte Vorsteuergewinn des Jahres 2020 von 3,5 Milliarden.

Neues Kapital

Mit den hohen Sonderbelastungen ist auch die Kapitaldecke der CS dünner geworden: Die Kernkapitalquote (CET1) ist wegen der milliardenschweren Archegos-Belastung auf 12,2 Prozent und damit klar unter die eigenen Ansprüche der Bank gesunken.

Neues Kapital nimmt die CS nun mit einer Pflichtwandelanleihe von 203 Millionen Aktien auf, die Einnahmen von rund 1,7 Milliarden Franken bringen soll. Die Kapitalaufnahme erfolge auf eigene Initiative und nicht etwa auf Druck der Finanzmarktaufsicht Finma, betonte CEO Thomas Gottstein vor den Medien.

Enforcement-Verfahren

Die Finma gab derweil bekannt, dass sie im Zusammenhang mit Archegos ein Enforcementverfahren gegen die CS eröffnet hat. Es handle sich bereits um das zweite laufende Verfahren gegen die Bank, nachdem sie Ende März bereits ein Verfahren im Fall "Greensill" eingeleitet hatte.

Dabei habe die Behörde der CS auch diverse Sofortmassnahmen verordnet - etwa Massnahmen organisatorischer Natur oder Kapitalzuschläge. Zudem hat sie zur Aufarbeitung des Sachverhaltes einen Untersuchungsbeauftragten bei der Bank eingesetzt.

Für die Credit Suisse ist das keine neue Situation: Die Finma hatte bereits 2020 im Zusammenhang um die Beschattungsaffäre einen Beauftragten eingesetzt.

Geschäfte zurückfahren

CS-Chef Gottstein betonte vor den Medien, dass der hohe Verlust durch den Hedgefonds-Kollaps "inakzeptabel" sei. So habe die Bank "wichtige Schritte" unternommen, um die Situation um Archegos und die Greensill-Angelegenheit anzugehen. Nicht zuletzt soll das risikoreiche Geschäft mit den Hedgefonds - das sogenannte "Prime Brokerage" - deutlich zurückgefahren werden.

Bereits vor rund zwei Wochen hatten die Risikochefin Lara Warner sowie der Investment-Bank-Chef Brian Chin den Hut nehmen müssen. Zudem hatte die Bank damals angekündigt, die Boni der Konzernleitung sowie die Entschädigung von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner zu kürzen.

Keine Greensill-Rückstellungen

Keine neuen Entwicklungen präsentierten die CS-Verantwortlichen derweil bezüglich der mit der insolventen Greensill Capital erstellten "Lieferketten-Finanzierungsfonds". Aus der Anfang März bekannt gegebenen Auflösung der Anlagefonds im Volumen von ursprünglich 10 Milliarden Franken drohen den Investoren hohe Verluste.

Die Rolle der Bank sieht Gottstein darin, die ausstehenden Gelder für die Fondsanleger einzusammeln. Entschädigungszahlungen der Bank an die Investoren seien nicht geplant, machte er auf Nachfrage klar. Für allfällige Rückstellungen der CS etwa wegen drohender Prozesse um die Greensill-Fonds sei es derzeit noch zu früh.

Am Aktienmarkt zeigten sich die Anleger am Donnerstag über die Neuigkeiten wenig erfreut. Die CS-Aktie setzte ihre Talfahrt auf neue Jahrestiefstwerte fort, erholte sich aber gegen Abend wieder etwas und notierte bei Handelsschluss 2,1 Prozent tiefer bei 9,18 Franken. Von dem Ende Februar erreichten Jahreshoch von 13,50 Franken haben die CS-Titel nun rund einen Drittel an Wert verloren.

tp/mk/jr

(AWP)