Daimler-Konzernchef Ola Källenius hatte sich im Frühjahr dazu entschlossen, den Traditionskonzern komplett in zwei Teile aufzuspalten: Einen Konzern für Autos und Vans, der künftig den Namen Mercedes-Benz AG tragen soll, und einen ebenfalls börsennotierten Konzern für Lkw und Busse - die Daimler Truck AG. Das soll die beiden Geschäftsteile schneller und agiler machen - ausserdem goutieren Grossinvestoren es eher, wenn sie einzeln in unterschiedliche Geschäftsmodelle investieren können. Dafür bekommen Daimler-Anleger Mitte Dezember zur Börsennotierung für je zwei Daimler-Aktien ein neues Daimler-Truck-Papier ins Depot gebucht.

Der Daimler-Konzern behält zunächst einen Minderheitsanteil von 35 Prozent an Daimler Truck, ein Siebtel davon wird in den Daimler-Pensionsfonds eingebracht werden. Daimler Truck strebt für das erste Quartal zudem eine Notierung im deutschen Leitindex Dax an.

Im kommenden Jahr soll das Geschäft wieder etwas runder laufen als dieses Jahr. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern soll im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen - zwischen sieben und neun Prozent liegen. In diesem Jahr stehen sechs bis acht Prozent im Plan.

Truck-Chef Daum will mit Kostensenkungen die bei Anlegern viel beachtete Marge in den kommenden Jahren deutlich steigern. Bereits im Jahr 2023 will Daimler Truck gegenüber dem Stand von 2019 die Fixkosten um 15 Prozent gesenkt haben - bisher stand dafür der Zeitraum bis 2025 im Plan. Die Daimler-Aktie legte am Nachmittag nach einem kleineren Rücksetzer um 0,3 Prozent auf 88,32 Euro zu. Mit der Aussicht auf die Aufspaltung hatte der Kurs in diesem Jahr bereits über die Hälfte gewonnen.

Bis zur Mitte des Jahrzehnts peilt Vorstandschef Daum dann auch eine prozentual zweistellige Umsatzrendite mit Lkw und Bussen an - gute Marktbedingungen vorausgesetzt. Selbst in einem schwachen Marktumfeld soll das Unternehmen dann widerstandsfähiger sein als bisher und mindestens sechs bis sieben Prozent Umsatzrendite erzielen.

Renditeperle bei Daimler Truck ist dabei das Nordamerika-Geschäft. Auf dem wichtigen Markt ist Daimler unter anderem mit der Marke Freightliner Platzhirsch. Kürzlich hatte der Volkswagen -Konzern seine Fühler stärker auf den lukrativen Markt in den USA, Kanada und Mexiko ausgestreckt, indem die VW -Nutzfahrzeugholding Traton den in den vergangenen Jahren schwächelnden US-Truckbauer Navistar übernahm und dafür 3,7 Milliarden Dollar zahlte. Auch in China und Asien will VW mit den schweren Nutzfahrzeugen künftig eine grössere Rolle spielen.

Daimler Truck leidet derzeit wie die gesamte Branche auch unter fehlenden Bauteilen, vor allem Elektronikchips. Aber bei den Kosten besteht schon länger ein Problem, immer wieder mussten in den vergangenen Jahren Sparprogramme durchgeführt werden. So gilt Daimler Truck unter Anlegern auch nicht gerade als Renditeturbo: 2020 erzielte Daimler mit Trucks und Bussen eine bereinigte operative Rendite von 2 Prozent. Der schwedische Rivale Volvo kam auf 8,4 Prozent, Scania aus dem VW-Traton-Verbund erzielte 7,1 Prozent Marge.

Daimler Truck zählt rund 100 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehr als 35 Hauptstandorten. Das Unternehmen strebt eine Vorreiterrolle beim Wandel der Branche hin zu Elektroantrieben und Vernetzung an. Für den Start stattet Daimler das neue Unternehmen mit einer Nettoliquidität von fünf Milliarden Euro aus. Laut Daimler-Truck-Finanzchef Jochen Götz will der Konzern jährlich 40 Prozent des Nettogewinns als Dividende ausschütten./men/jsl/he

(AWP)