Dass der Auftragsrückgang im Juli nicht überbewertet werden sollte, zeigt schon ein Blick auf die beiden Vormonate. Auf einen Anstieg von 1,1 Prozent im Mai folgte ein Zuwachs um 0,9 Prozent im Juni. Letzterer fiel jedoch 0,1 Prozentpunkte geringer aus, als bisher bekannt gewesen war. Im Durchschnitt der beiden Monate Juni und Juli ergibt sich laut Statistikamt ein Zuwachs um 1,1 Prozent, im Dreimonatsvergleich ein Anstieg um 0,4 Prozent.

WENIGER GROSSAUFTRÄGE

Hinzu kommt, dass das Ergebnis im Juli durch geringere Grossaufträge belastet wurde. Ohne diese schwankungsanfällige Komponente ergibt sich anstatt eines Orderrückgangs ein Zuwachs um 0,6 Prozent. Die Inlandsnachfrage nach deutschen Gütern ging im Juli um 1,6 Prozent zurück, während die Auslandsnachfrage stagnierte. Die Bestellungen waren in allen betrachteten Gütergruppen rückläufig. Am stärksten fiel der Rückgang mit 3,0 Prozent im Konsumgüterbereich aus.

Das Bundeswirtschaftsministerium gab sich dennoch zuversichtlich: "Die Bestelltätigkeit befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. In den letzten drei Monaten haben die deutschen Unternehmen fast so viele Aufträge eingesammelt wie zuletzt vor Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008." Zudem verwies das Ministerium auf die hohen Industrieumsätze und die gute Stimmung in den Unternehmen. Der solide Aufschwung halte an.

EURO-AUFWERTUNG BREMST NICHT

Bankvolkswirte sahen das ähnlich: Die Volkswirte der BayernLB verwiesen auf geringere Grossaufträge, die Aussichten für die kommenden Monate hätten sich jedoch kaum eingetrübt. Positiv sei, dass sich die jüngste Aufwertung des Euro, die im Juli weit fortgeschritten war, nicht in den Daten spiegele. So legten die Bestellungen aus Ländern ausserhalb der Eurozone im Juli gegen den Trend zu. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, warnte jedoch vor künftigem Ungemach: "Die kräftigen Zuwächse des Euro haben durchaus das Potenzial, im einen oder anderen Industriezweig Bremsspuren zu hinterlassen."/bgf/tos/stb

(AWP)