BONN (awp international) - Die Deutsche Telekom kann sich wieder einmal dank ihrer boomenden US-Tochter über grosse Wachstumsschritte freuen. Allerdings lief auch das Mobilfunkgeschäft in Deutschland etwas besser als erwartet. Insgesamt blieb das gesamte Geschäft auf dem Heimatmarkt praktisch stabil. Bei Börsenhändlern kam vor allem der für Finanzanalysten wichtige freie Cashflow gut an. Aus diesen Mitteln werden beispielsweise Dividenden bezahlt. Die T-Aktie gilt als attraktiver Dividendenwert.

Die Aktie zog am Morgen zunächst kräftig an, drehte dann aber bis zum Mittag deutlich ins Minus. Analysten sprachen zwar überwiegend von einem soliden Quartal. Allerdings sei die Telekom nach wie vor von ihrer US-Tochter abhängig und T-Systems habe weiterhin zu kämpfen. Händler sehen vor allem derzeit keine Kurstreiber bei der Telekom. Bald nähert sich indes ein historisches Datum für die Aktionäre: Am 18.November vor 20 Jahren kam die T-Aktie an die Börse.

KUNDEN RENNEN US-TOCHTER WEITER DIE TÜREN EIN

Weil die Kunden der US-Mobilfunktochter T-Mobile US nach wie vor die Ladentüren einrennen, kletterte der Umsatz im dritten Quartal insgesamt um knapp sechs Prozent auf 18,1 Milliarden Euro, wie der Dax -Konzern am Donnerstag in Bonn mitteilte. Auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) profitierte von dem aggressiven Wachstumskurs der US-Sparte mit einem Plus von 7,2 Prozent auf 5,54 Milliarden Euro. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis kam das Wachstum vor allem aus den USA. Die Jahresprognose wie auch den mittelfristigen Ausblick bestätigte der Konzern.

Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 1,05 Milliarden Euro übrig, ein Anstieg um 30 Prozent. Vor einem Jahr hatten vor allem Massnahmen für den Personalabbau 0,2 Milliarden Euro gekostet. Bereinigt um Sonderposten blieb der Gewinn stabil.

MOBILFUNKGESCHÄFT IN DEUTSCHLAND ÜBERRASCHT

In Deutschland stiegen die Mobilfunk-Serviceumsätze überraschend leicht an, die Zahl der Mobilfunkkunden insgesamt wuchs etwas an. Hier steht die Telekom gegen Vodafone und Telefonica Deutschland in einem harten Wettbewerb. Das Geschäft in den USA brummte im vergangenen Quartal, während Europa bei den Quartalszahlen etwas schwächelte und T-Systems deutlichere Rückgänge verbuchte.

"Ich bin ganz zufrieden mit dem dritten Quartal", sagte Unternehmenschef Tim Höttges bei einer Telefonkonferenz. Vor allem die Entwicklung der US-Sparte machte den Bonnern Freude und daran soll sich auch absehbar wohl nichts ändern. Die Strategie bleibe unverändert, "es gibt keinerlei Notwendigkeit, T-Mobile US zu verkaufen." Zumal im Moment in den USA ohnehin keine Transaktionen über die Bühne gingen wegen der laufenden Frequenz-Versteigerungen. Hinter Verizon und AT&T rangiert T-Mobile US weiter auf Platz drei.

US-GESCHÄFT UND BT STEHEN NICHT ZUM VERKAUF

Auch mit Blick auf die Beteiligung beim britischen Anbieter BT Group stellte Höttges klar, dass es keine wie jüngst spekulierten Trennungsabsichten gebe. "Wir sind in keiner Diskussion über Anteile, weil wir auch in der Periode sind, wo wir gar nicht verkaufen könnten." Die Geschäfte bei BT liefen zudem gut. Nicht zufrieden dagegen sei man mit der Entwicklung in Polen und den Niederlanden.

Im Breitband-Geschäft in Deutschland sieht Höttges die Telekom weiter auf Kurs. Über 6 Millionen schnelle Internet-Anschlüsse verzeichnete das Unternehmen am Ende des dritten Quartals. Das sei der grösste Bestand an Glasfaser-Anschlüssen aller europäischen Netzbetreiber. Der Konzern rechnet dazu allerdings auch Kundenanschlüsse auf Basis der Vectoring-Technik. Bei diesen reicht die Glasfaser nicht direkt bis ans Haus, sondern nur bis zu den grauen Verteilerkästen am Strassenrand./stk/men/fbr

(AWP)