Zürich (awp) - Die Privatbank EFG International hat ihre Erwartungen für die Synergien aus der Integration der Tessiner Bank BSI deutlich erhöht. Neu sollen aus dem Zusammenschluss ab dem Jahr 2019 Synergien von 240 Mio CHF vor Steuern resultieren, bisher waren die Verantwortlichen von 185 Mio CHF ausgegangen. Um die Ziele zu erreichen, werden in den kommenden drei Jahren insgesamt 300 bis 450 Arbeitsplätze wegfallen, davon etwa zwei Drittel in der Schweiz.

Mit Abschluss der Transaktion per Anfang November und dem Zugang zu weiteren Daten habe man einen besseren Überblick über die möglichen Synergien erhalten, sagte Finanzchef Giorgio Pradelli am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Zudem ist das Geschäft seit Bekanntwerden der Verwicklungen der BSI in den malaysischen 1MDB-Korruptionsskandal und der Sanktionen der Behörden in der Schweiz und Singapur kleiner geworden - die verwalteten Vermögen belaufen sich noch auf 148 Mrd CHF gegenüber rund 170 Mrd bei Bekanntgabe der Übernahme im Februar.

Grössere Kostensynergien als bisher angekündigt werden vor allem von der Zusammenlegung der IT-Plattformen erwartet - eine erste IT-Integration am Standort Singapur ist laut dem Finanzchef positiv verlaufen. Zudem sollen "subkritische" Buchungszentren geschlossen werden. Die Synergien nach Steuern sollen sich ab 2019 auf 141 Mio CHF (bisher 85 Mio) belaufen.

ABBAU MEHRERER HUNDERT STELLEN

Der Personalabbau soll in den Jahren 2017 bis 2019 jährlich 100 bis 150 Arbeitsplätzen umfassen. Der Stellenabbau werde aber nach Funktionen erfolgen und in der Schweiz an allen drei Standorten - also Zürich, Genf und Lugano - geschehen, sagte CEO Joachim Strähle auf entsprechende Fragen. Lugano, das heute der Sitz der BSI ist, werde weiterhin "ein wichtiger Standort, wenn nicht gar der wichtigste" für die neue Bank sein.

Per Ende 2015 beschäftigte EFG International weltweit 2169 Personen, davon allerdings nur 353 in der Schweiz. Die BSI kam insgesamt auf 1912 Arbeitsplätze, von diesen entfielen 1256 auf die Schweiz.

Nach oben korrigiert wurde die Schätzung der von 2016 bis 2018 anfallenden Integrationskosten, die sich nun auf rund 250 Mio CHF (vorher 200 Mio) belaufen sollen. Über die kommenden drei Jahre erwartet das Management zudem den Abgang von verwalteten Vermögen von rund 10 Mrd CHF, beim Ertrag dürften um die 69 Mio CHF verloren gehen, heisst es weiter.

VOLLSTÄNDIGE INTEGRATION ENDE 2017

Nachdem die BSI Singapur als erste Einheit der Tessiner Bank in die EFG integriert worden ist, wird nun im ersten Quartal 2017 die BSI Hongkong folgen. Das Schweizer BSI-Geschäft soll im zweiten Quartal 2017 integriert werden, die Integration sämtlicher BSI-Einheiten soll im Q3 2017 abgeschlossen sein.

Auftreten dürfte die neue Bank unter dem Namen EFG, allerdings soll eine neue Marke auch auf die BSI verweisen. Die Entscheidung über den neuen Markenauftritt wird laut Strähle Mitte 2017 getroffen.

ZIELE BESTÄTIGT

Zum Geschäftsausblick gaben sich die Verantwortlichen vorsichtig positiv: Bezüglich der Kundenstimmung sei er "optimistischer als bisher", sagte CEO Strähle. Die Dividende soll auch künftig auf dem zugrundeliegenden Gewinn ausgerichtet, also unter Ausklammerung der Integrationskosten, wie Finanzchef Pradelli sagte. "Wir schauen zuerst auf die Kapitalquote und dann auf die zugrundeliegende Profitabilität."

Ferner bestätigte EFG International die zuvor kommunizierten mittelfristigen Ziele für das kombinierte Geschäft nach Abschluss der Integration von BSI. Das heisst ein Wachstum der ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen um durchschnittlich 3% bis 6% pro Jahr, eine Bruttomarge von mindestens 85 Basispunkten sowie ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von unter 70%.

KURS ZIEHT AN

Der Bankpersonalverband SBPV gab sich am Donnerstag in einer Reaktion vom angekündigten Stellenabbau beunruhigt. An der Börse sind die Nachrichten derweil positiv aufgenommen worden. Der Kurs der EFG-Aktie zog am Donnerstag um 4,1% an, während der SPI nur leicht positiv schloss.

tp/cp

(AWP)